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Ein deutlicher Rückgang der Wirtschaftsleistung in der Eurozone trübt am Donnerstag die Stimmung am Kapitalmarkt. "Die Lage der Wirtschaft in der Eurozone ist düsterer als befürchtet. Für das vergangenen Jahr deutet sich eine stärkere Rezession an, als ursprünglich angenommen", sagt Annalisa Piazza von Newedge. Die Investoren zeigen sich überrascht und verkaufen den Euro. Die Gemeinschaftswährung fällt auf 1,3320 Dollar, nach einem Wechselkurs von 1,3450 am Morgen. Auch an den Börsen geht es deutlicher nach unten, das Kursbarometer DAX verliert 1,1 Prozent auf 7.621 Punkte. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um ein Prozent auf 2.630 Punkte nach unten.
Das Bruttoinlandsprodukt in der Eurozone ist im vierten Quartal 2012 gegenüber dem Vorquartal um 0,6 Prozent gefallen. Volkswirte hatten hingegen mit einem Minus von lediglich 0,4 Prozent gerechnet. Damit steht fest, dass sich der wirtschaftliche Absturz der Eurozone im vierten Quartal 2012 fortgesetzt hat. Das Zahlenmaterial belegt für Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank, wie tief der Währungsraum noch im Sumpf der Schuldenkrise steckt. Während es in den vergangenen Monaten an den Finanzmärkten der Peripherieländer zu deutlichen Entspannungstendenzen kam, gelte dies für die wirtschaftliche Entwicklung nicht. Der Teufelskreis zwischen Sparen und schrumpfendem Bruttoinlandsprodukt halte noch an. Andere Ökonomen sehen erste Anzeichen für ein baldiges Ende der Rezession. So verweist Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil darauf, dass der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im Januar kräftig gestiegen ist und mit 47,9 wieder ein Niveau erreicht, das in der Vergangenheit mit einem moderaten Wirtschaftswachstum einherging. Auch der Index für den Dienstleistungssektor deutete eine Stabilisierung der Wirtschaft an. "Wir erwarten, dass die Euro-Wirtschaft im ersten Vierteljahr erstmals seit sechs Quartalen wieder leicht wachsen wird", sagte Weil. Während an der Börse Makrothemen das Bild eintrüben, läuft parallel die Berichtssaison auf vollen Touren. Nach den enttäuschenden Zahlen der Societe Generale am Vortag folgte am Morgen der Wettbewerber BNP Paribas. Die nach Marktkapitalisierung größte Bank Frankreichs - wie die Konkurrenten mitten in einer Restrukturierung - will nun bis 2015 die jährlichen Kosten um zwei Milliarden Euro senken. Die Aktie profitiert und steigt gegen den Trend um zwei Prozent, während der Sektor um 0,6 Prozent nachgibt. Ebenfalls in Paris verteuern sich die Papiere von Electricite de France um rund vier Prozent. Der französische Energiekonzern will auf die Kostenbremse treten und damit seine Schulden abbauen und gleichzeitig mehr Spielraum für Investitionen schaffen. Seinen Aktionären will der Versorger die Dividende für 2012 auf 1,25 Euro je Aktie mehr als verdoppeln. Der Sektor der Versorger stellt in Europa mit einem Abschlag von einem Prozent das Schlusslicht. Ein schwaches organisches Wachstum im vergangenen Jahr drückt dagegen auf den Kurs der Nestle-Aktie, die 2,7 Prozent verliert. Der Schweizer Nahrungsmittelgigant hat das vergangene Jahr zwar besser abgeschlossen als erwartet. Allerdings machte die gedrückte Stimmung der Verbraucher im schuldengeplagten Europa und auch in den USA vor den Nahrungsmittelregalen der Supermärkte nicht Halt. Am deutschen Markt ziehen die Aktien des Automobil- und Rüstungskonzerns Rheinmetall nach guten Auftragseingängen um 3,6 Prozent an. Die Papiere des Spezialglasherstellers Gerresheimer verteuern sich nach ebenfalls guten Ergebnissen um 4,8 Prozent. Eine Kaufempfehlung der Deutschen Bank für die Aktien des Automobilzulieferers Dürr treibt diese um 4,4 Prozent nach oben. Kontakt zum Autor: thomas.leppert@dowjones.com DJG/thl/raz Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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