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Nur um 0,2% ist der DAX angestiegen in den vergangenen fünf Tagen. Auch vor größeren Ausschlägen nach oben oder nach unten blieben wir verschont. Dabei erfolgen unter dieser langweiligen Wochenperformance diverse Umbrüche, sowohl auf Unternehmens- und Branchenebene, als auch auf Länderebene.
Facebook: Facebook übernimmt WhatsApp Zur Bedeutung der Übernahme von WhatsApp durch Facebook für 19 Mrd. USD äußere ich mich in Kapitel 04 ausführlich. Die Finanzseiten und Blogs sind voll von eindeutigen Urteilen. Entweder "die schlechteste Übernahme seit Nortel / Countrywide Financial / Geocities ..." oder aber "Zuckerberg zeigt mit der Übernahme seine Handlungsfähigkeit und Flexibilität, neue Geschäftsfelder zu erschließen". Selten hat eine Übernahme so stark polarisiert. Die Übernahme hat Auswirkungen auf Twitter, auf LinkedIn und auf Yelp. Meine Einschätzung wird Sie überraschen. Diese Woche haben Comcast und Time Warner Cable ihren Zusammenschluss vereinbart. Damit haben sich zwei potentielle Kooperationspartner von Apple für eine Ausweitung des iTV-Dienstes zu einer eigenen Strategie entschlossen. Es musste etwas geschehen, Netflix hat im Sturm Abonnenten gewonnen und droht dem Kabelfernsehen das Wasser abzugraben. Leider war Apple nicht clever genug, hier eine strategische Allianz zu schmieden. Übrigens, Apple hätte in meinen Augen auch WhatsApp gut gebrauchen können. Meinen Informationen zufolge hat aber lediglich Google bei WhatsApp mitgeboten, ist aber bei 10 Mrd. USD ausgestiegen. Tesla: Herausragende Quartalszahlen Tesla hat gestern herausragende Quartalszahlen vermeldet. Umsatz und Gewinn steigen schneller als erwartet. Durch die Skaleneffekte steigt die Gewinnmarge an. Noch im laufenden Jahr soll die Produktion schneller ausgeweitet werden als bislang geplant, was wiederum sehr bald zu weiter steigenden Skalenerträgen, also einer steigenden Gewinnmarge führt. Tesla hat bereits ausreichend freien Cashflow, um die aggressive Expansionsstrategie aus eigener Kraft zu finanzieren. Eine Aktienplatzierung, worauf die Leerverkäufer stets spekulieren um sich eindecken zu können, dürfte es also in absehbarer Zeit nicht geben. Die Aktie stürmt weiter von Rekord zu Rekord, die brennenden Fahrzeuge sind vergessen. SGL Carbon: Graphitelektroden leiden unter schwachem Stahlmarkt Solch rosige Entwicklungen gibt es in der europäischen Automobilindustrie leider nicht. Dort stürmt BMW zwar mit der Absicht voran, mehr und mehr Kohlefaser von SGL Carbon einzusetzen, um den Spritverbrauch zu senken. Doch das Kerngeschäft von SGL Carbon, die Graphitelektroden, leiden weiterhin unter dem schwachen Stahlmarkt. So sprang die Aktie vor einigen Tagen um 10% an, um heute den Großteil des Gewinns wieder abzugeben. Henkel: Umsatzrückgang insbesondere in den Schwellenländern Mit Pritt und Persil, Schwarzkopf und Pril erlitt Henkel einen Umsatzrückgang, insbesondere auch in den Schwellenländern. Auch hat der feste Euro-Wechselkurs die ausländischen Einnahmen abgewertet, der Gewinn blieb hinter den Erwartungen zurück. Der Konzern spricht von einer soliden Entwicklung und erhöht die Dividende, Anleger haben die Aktie dennoch um 5% abgestraft. Von Problemen in den Schwellenländern wollen Anleger derzeit nichts hören. Dort ist die Situation so undurchschaubar, dass man sich da lieber raushält. Kein Wunder: Seit der Zinswende in den USA ziehen internationale Anleger Gelder aus den Schwellenländern ab, entsprechende Fonds und Zertifikate verzeichneten zum Jahresbeginn 2014 Rekordabflüsse. Die Börsen von Brasilien, der Türkei, Indien und Südafrika sind unter Druck, ungeachtet der Geschäftsentwicklung inländischer Unternehmen. Das Dilemma der Notenbanken: Um die Kapitalflucht zu stoppen, werden die Zinsen erhöht, doch hohe Zinsen wiederum bremsen die inländische Konjunktur. Brasilien hat nun reagiert: Das Land möchte beim Staatshaushalt kräftig sparen, insbesondere Beschaffungen aus dem Ausland werden herunter gefahren. Für Unruhe hat das Protokoll der Januar-Sitzung der US-Notenbank Fed diese Woche gesorgt. Dort wird offensichtlich, wie zersplittert die Meinung der einzelnen Mitglieder über die künftige Geldpolitik ist. Von einer Reduzierung der Drosselung (Tapering) bis hin zu baldigen Zinsschritten nach oben gibt es einen breiten Fächer an Meinungen. Soll die Vorgehensweise der Fed fest an Marktentwicklungen (bspw. Arbeitslosenquote) gekoppelt werden? Bislang wurden Entscheidungen weitgehend einstimmig getroffen. Wir dürfen gespannt sein auf die nächste Sitzung im März. Auch die Fed ringt mit einer Einschätzung der Bedeutung der Probleme in den Schwellenländern. Werden die einstigen Zugpferde der Weltkonjunktur nun den Aufschwung in den USA vereiteln? Oder können die USA die Schwellenländer mit sich reißen? Welche Entwicklung ist aus China zu erwarten? Noch vor zwei Wochen war die Sichtweise der Anleger zu diesen Themen überwiegend negativ, die Börsen korrigierten. Inzwischen hat der Optimismus wieder die Oberhand gewonnen, und DAX und Dow Jones stehen knapp vor neuen Allzeithochs. Schauen wir uns die Wochenentwicklung einmal im Detail an: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (20.02.2014) | Woche Δ Dow Jones: 16.133 | 0,7% DAX: 9.619 | 0,2% Nikkei: 14.866 | 3,9% Euro/US-Dollar: 1,37 | 0,1% Euro/Yen: 140,42 | 0,6% 10-Jahres-US-Anleihe: 2,75% | 0,02 Umlaufrendite Dt: 1,34% | -0,02 Feinunze Gold: $1.319 | 0,8% Fass Brent Öl: $110,11 | 1,7% Kupfer: 7.187 | 0,8% Baltic Dry Shipping: 1.164 | 6,1% Die Bank of Japan hat angekündigt, ihre ohnehin bereits beispiellose Liquiditätsflutung nochmals zu verdoppeln. In den vergangenen Wochen waren Berechnungen aufgekommen, die zeigten, dass die Liquiditätsflutung unter Notenbankpräsident Kuroda nicht ausreichend in der realen Wirtschaft ankommt. Ängste vor einer Liquiditätsblase kamen auf, die Börsenrallye geriet ins Stocken. Nun, die Antwort Kurodas auf die Probleme des vielen Geldes lautet: "noch mehr Geld". Wir dürfen also weiterhin gespannt beobachten, wie der Nikkei ansteigt und der Yen weiter an Wert verliert. Ob dies am Ende zu einer stabilen Wirtschaft führt? Wir werden sehen. Die Kursdynamik bei DAX und Dow Jones lässt nach. Es scheint, als haben Anleger Angst vor neuen Hochs. Oder anders gesagt: Schon vor dem Erreichen der jüngsten Rekorde verkaufen Anleger ihre Positionen, um Gewinne zu sichern. An ein deutliches Überspringen der Rekordmarken oder gar an das Überspringen der 10.000 Punkte im DAX scheinen nur wenige zu glauben. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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