Alt 29.11.20, 22:12
Standard So tickt die Börse: Totgesagte leben länger
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Es war eine Sache von Monaten, dass Tesla im Wert an Renault, FiatChrysler, dann an Ford und General Motors sowie auch an Volkswagen, Daimler und BMW vorbei zog, schließlich wurde auch Toyota überholt und Tesla wurde in diesem Sommer zum wertvollsten Automobilkonzern der Welt. Heute können sie den Wert aller aufgezählten Autokonzerne zusammenwerfen, denn Tesla ist inzwischen wertvoller als alle anderen zusammen.

Hier im Heibel-Ticker habe ich mich niemals auf die Diskussion eingelassen, ob der Elektroantrieb den Verbrennermotor vollständig ablösen wird. Auch die Diskussion, was nun letztlich tatsächlich umweltfreundlicher ist, wenn man den gesamten Lebenszyklus betrachtet, ist für uns als Anleger müßig. Für mich galt nur eins: Der Elektroantrieb macht die Luft in den Innenstädten sauberer. Und in unserer Industriegesellschaft leben die meisten Menschen in Städten, wünschen sich also eine Lösung für die Innenstädte und wählen entsprechend.

Tesla-Gründer Elon Musk ist inzwischen zum zweitreichsten Menschen der Welt aufgestiegen, nur Amazon-Gründer Jeff Bezos ist reicher, Bill Gates, Mark Zuckerberg und Warren Buffet hat er jedoch überholt. Man sollte meinen, die herkömmlichen Autobauer sind dem Untergang geweiht. Denn die hier gezeigten Zahlen beweisen ja eindeutig, dass Tesla die ganze Welt erobert und für eine Nummer Zwei ist da kein Platz mehr, oder?

Nun, genau das ist der Zeitpunkt, zu dem die totgesagte Autoindustrie wieder auferstehen könnte. Daimler und BMW haben übrigens diese Woche neue Jahreshochs erklommen.

ThyssenKrupp und Salzgitter, die den Stahl für die Autos unserer deutschen Hersteller liefern, sprangen diese Woche um 11% bzw. 17% resp. an. Auch der Stahlhändler Klöckner konnte um 13% zulegen. Dürr, Anbieter von Auto-Fertigungsstraßen, sprang um 13% an. Autozulieferer Schäffler konnte um 9% zulegen.

Siltronic, Hersteller von Wafern, die der Chipindustrie als Grundlage dienen, schoss um 14% in die Höhe. Siltronics Kunden sind zu einem großen Teil Autozulieferer, die sich um die Bordelektronik kümmern. Lanxess, Chemieproduzent von Spezial-Kunststoffen, die auch beim Autobau Eingang finden, konnte 9% zulegen.

So konnte die Rohstoffbranche diese Woche um durchschnittlich 7,7% ansteigen, die Automobilbranche um 3,3% und die Chemie um 3,1%.

Der Grund? Ganz einfach: Autos werden derzeit für China produziert, dort ist Corona kein Thema mehr. Außerdem ist die Autoindustrie von der Verlängerung des Teil-Lockdowns nicht besonders hart betroffen.

Ganz anders sieht es im Einzelhandel aus, der diese Woche um 0,2% nachgab. Das Weihnachtsgeschäft, mit dem sich viele Einzelhändler aus dem katastrophalen Corona-Jahr retten wollten, ist gestrichen worden.

Die Rotation setzt sich fort: Anleger suchen nach Themen, die im Jahr 2021 funktionieren. Dabei wird gleichzeitig auch darauf geachtet, wie stark der aktuelle Lockdown zwischenzeitlich noch Schaden anrichten kann. Während also der DAX diese Woche nur moderat angestiegen ist, findet unter der Haube eine Rotation statt, die teilweise zu starken Kurssprüngen führt.

Ja, Kurssprüngen: Es hat den Anschein, dass sich Aktien derzeit nur darin unterscheiden, wie stark sie steigen. Minuszeichen sind selten geworden. Durch das Licht am Ende des Tunnels, den Impfstoff, wird nun viel Kapital in den Aktienmarkt geschaufelt. Gewinnmitnahmen oder gar Panikverkäufe scheint es nicht zu geben, es gibt lediglich eine Suche nach den besten Schnäppchen.

...passt irgendwie zum heutigen Black Friday, oder?

TUI UND MEDIOS STELLEN ALLES IN DEN SCHATTEN

Meine Frau hat gesagt, ich soll meinen Erfolg stärker betonen :-). Das könnte daran liegen, dass ich mich stets intensiv um die Verlierer kümmere, denn die Gewinner kümmern sich um sich selbst. Aber ich dachte, ich hätte oft genug erwähnt, dass wir in diesem Jahr mit unserem Portfolio deutlich besser liegen (+17%) als DAX (+1%), Dow Jones (+4%) oder Nikkei (+13%). Aber einer solchen Aufforderung komme ich gerne nach:

Daher möchte ich nicht verheimlichen, dass die beste Aktie im DAX in dieser Woche Medios war, der zweitgrößte Wert im Heibel-Ticker Portfolio. Das Unternehmen expandiert und erobert die dominierende Position im Markt der Zulieferer für spezialisierte Apotheken, die Aktie ist heute um 20% in die Höhe geschossen.

Mit einem Wochenplus von ebenfalls 20% ist auch TUI besser als alle 160 in der DAX-Familie befindlichen deutschen Unternehmen. TUI ist nicht in der DAX-Familie, weil ein großer Teil des Unternehmens britischen Eignern gehört. Auch TUI befindet sich in unserem Heibel-Ticker Portfolio.

Unser Portfolio umfasst aktuell 19 Positionen, darunter auch Gold und Unternehmensanleihen, für die nur wenige Kursschwankungen zu erwarten sind. Durch die Absicherung haben wir die Freiheit, auch ein paar spekulative Aktien ins Portfolio zu holen, die sich im Idealfall so schön entwickeln wie Medios und TUI.

Schauen wir uns einmal an, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES (26.11.2020) Woche Δ Σ '20 Δ

Dow Jones 29.911 1,9% 4,4%
DAX 13.352 1,6% 0,8%
Nikkei 26.645 4,4% 12,6%
Shanghai A 3.572 0,9% 12,2%
Euro/US-Dollar 1,19 0,8% 6,7%
Euro/Yen 124,22 0,9% 1,6%
10-Jahres-US-Anleihe 0,85% 0,01 -1,08
Umlaufrendite Dt -0,59% -0,01 -0,36
Feinunze Gold $1.783 -4,7% 17,9%
Fass Brent Öl $48,03 8,1% -30,2%
Kupfer 7.404 4,5% 19,2%
Baltic Dry Shipping 1.219 7,5% 11,8%
Bitcoin 17.109 -4,8% 134,6%



Der Bitcoin ist eingebrochen. Von 19.494 USD am vergangenen Mittwoch ging’s binnen 24 Stunden auf 16.311 USD, ein Minus von 16%. Der Grund ist schnell gefunden: der künftige US-Präsident Joe Biden, die künftige Finanzministerin Janet Yellen (ehemalige Fed-Chefin) und der amtierende Notenbankchef Jay Powell gelten nicht gerade als Freunde der Kryptowährung und so machten Gerüchte die Runde, dass der Bitcoin künftig stärker reglementiert wird.

Geld regiert die Welt. Diesen schlechten Ruf wollen die Geldpolitiker aber nicht auf sich sitzen lassen. Also erklären sich Fed und EZB inzwischen verantwortlich für das "Gute": über Wirtschaftswachstum und eine Senkung der Arbeitslosigkeit zielen die Notenbanken inzwischen auch auf die bösen Banken, die sie an die Kandare nehmen. Jegliche Corona-Eskapaden der Politik werden freimütig finanziert. Natürlich entspricht es dem Zeitgeist, für den Klimaschutz einzutreten, bevorzugte Finanzierungskonditionen nach ESG-Kriterien werden diskutiert. Wozu brauchen wir gewählte Volksvertreter, wenn ernannte Geldpolitiker losgelöst vom Volk die Dinge regeln können? Da wäre ein unkontrollierter Bitcoin sicherlich eine große Gefahr. (Ja, das ist Sarkasmus.)

Schwarzmarktakteure flüchten entsprechend aus dem Bitcoin. Meiner Einschätzung nach ist das nur eine kurze Reaktion, denn vor dem Hintergrund der weltweiten Geldflutung durch die Notenbanken gibt es viele Menschen, die sich eine stärkere Reglementierung des Bitcoins wünschen. Wenn der Bitcoin sicherer wird, werden ihn mehr Menschen nutzen.

Schauen wir mal, wo diese Panik den Bitcoin hin führt. Ich bin nicht abgeneigt, eine Position im Bitcoin zu eröffnen. Es wäre eine Alternative zum Goldbarren. Denn, genau wie der Goldbarren, ist auch der Bitcoin eine Währung, die nichts weiter als den Ausstieg aus dem weltweiten Papiergeld ermöglicht. Während Sie das Gold in den Händen halten können, was seit Jahrtausenden eine vertrauensbildende Wirkung entfaltete, können Sie den Bitcoin problemlos über Landesgrenzen hinweg schicken.

Den Bitcoin kann man im Wesentlichen auf zwei verschiedene Weisen kaufen: Entweder Sie besorgen sich die Hardware (USB-Stick oder auch Handy, Computer), um ein eigenes "Wallet" für ihre Bitcoins zu erstellen. Sollten Sie ihr Wallet, also den USB-Stick oder das Handy, verlieren, dann ist auch Ihr Bitcoin futsch.

Oder aber Sie nutzen eine Handelsplattform, die für Sie den Bitcoin in einem Wallet wie in einem Depot verwaltet. Da sollten Sie sich eine vertrauenswürdige Plattform suchen, denn immer wieder kursieren Geschichten über Sicherheitslücken dieser Plattformen, über die Bitcoins entwendet wurden.

Ich denke, ich werde den Kurssturz der vergangenen Tage zum Anlass nehmen, mich da ein wenig einzuarbeiten.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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