Alt 27.07.19, 12:11
Standard So tickt die Börse: Quartalszahlen überwiegend besser als erwartet
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FACEBOOK UNTER AUFSICHT.

Facebook hat diese Woche Q-Zahlen veröffentlicht, die besser waren als erwartet. Wie immer, könnte man meinen. Doch parallel dazu hat die FTC ihre Entscheidung zu Facebooks Datenskandal bekannt gegeben: Facebook muss zwei unabhängige Aufsichtsratsmitglieder in den Aufsichtsrat holen, die nichts andere tun als die Datenverwendung zu kontrollieren.

In der Presse wird überwiegend die drakonische Strafe in Höhe von 5 Mrd. USD diskutiert. Doch die zahlt Facebook aus der Portokasse. Der Umstand, dass ab sofort zwei unabhängige Aufsichtsratsmitglieder permanent kritische Fragen zur Datenverwendung stellen, wird die Innovationskraft von Facebook beeinträchtigen.

Gut oder schlecht? Nun, ich persönlich finde das gut. Doch hier im Heibel-Ticker geht es um Aktien und deren Kursaussichten und aus diesem Blickwinkel ist das schlecht für Facebook.

Darüber hinaus zeigt es, dass die Trump-Administration tatsächlich durchgreift, wenn etwas nicht stimmt. Sagte man bislang Trump nach, er sei unternehmerfreundlich, so muss dieses Prädikat nun überdacht werden. Und das könnte sich in der nächsten Zeit auch negativ auf die anderen Quasi-Monopolisten wie Amazon, Apple und Alphabet (Google) auswirken. Doch warten wir's ab.

EZB-DILEMMA

Gestern hat noch-EZB-Chef Mario Draghi den jüngsten Zinsentscheid der EZB verkündet: Keine Änderung an der Zinsfront. Die befürchtete Erhöhung des Strafzinses auf Bankeinlagen bei der EZB blieb aus, es bleibt bei -0,4%. Der Leitzins bleibt bei 0%.

Jedoch wurde die von mir angekündigte Änderung des Zinsziels eingeführt. Es heißt nun nicht mehr, dass das Inflationsziel nahe bei, aber nicht über 2% ist, sondern es wird nur noch vom Inflationsziel gesprochen. Dieses ist nach jüngsten Ausführungen vielleicht bald schon eine "symmetrische 2%". Sprich: So, wie die Inflation ja schon mal bei Null oder gar negativ war, so darf sie in der Zukunft auch mal auf 4% oder noch höher springen, ohne dass Alarmglocken schellen.

Die Tür für weitere Liqduititätsmaßnahmen wie bspw. den erneuten Ankauf von Zinspapieren von Staaten und auch Unternehmen ist wieder geöffnet. Nun gehen die meisten Volkswirte davon aus, dass entsprechende Maßnahmen nach der Septembersitzung verkündet werden.

Am Aktienmarkt wurde diese Entscheidung überwiegend mit Enttäuschung aufgenommen. Lediglich Bank- und Finanztitel konnten zulegen, weil sie unter einer weiteren Geldflutung und einem höheren Strafzins leiden würden. Die exportorientierte Wirtschaft Deutschlands jedoch hat überwiegend Federn gelassen, denn die vorerst ausgebliebene Lockerung hat den Euro teurer gemacht, was wiederum schlecht für Exporte ist.

Nächste Woche ist die US-Notenbank dran. Dort gibt es zwei inzwischen völlig unabhängig von einander laufende Konjunkturen: Konsumenten bekommen günstige Kredite und kurbeln die US-Konjunktur kräftig an. Die Industrie jedoch leidet unter den Strafzöllen Trumps und vermeldet inzwischen enttäuschende Q-Zahlen. Wenn Powell auf die Industrie schaut, sollte er den US-Leitzins senken. Schaut er hingegen auf die Konsumenten, dann ist alles in Butter. Wir dürfen gespannt sein: Erwartet wird von den meisten Volkswirten eine Zinssenkung um 0,25%.

BREXIT MIT BORIS JOHNSON

Auf der Insel wurde nun Boris Johnson zum Nachfolger Theresa Mays gekürt. Er zeigt sofort Kante gegenüber der EU und die EU zeigt sich unnachgiebig, genau wie bereits gegenüber Theresa May. Die Anzeichen für einen harten Brexit verdichten sich, zumal Johnson seit einigen Wochen best buddy von Donald Trump ist. Es würde mich nicht wundern, wenn Trump die Briten mit großzügigen Abmachungen unterstützt.

Trump würde damit den Europäern zeigen, dass ein Ausstieg aus der EU gar nicht so schlimm ist. Das würde die EU weiter destabilisieren und Trump in eine bessere Verhandlungsposition bringen. Ich halte das für ein gefährliches Spiel, das hier in Europa derzeit mit uns gespielt wird.

T-MOBILE UND SPRINT TELEKOM DÜRFEN FUSIONIEREN

Am 18. Mai 2018 habe ich mir das Fusionsvorhaben von T-Mobile näher angeschaut und war in meiner Analyse zu der Überzeugung gekommen, dass CEO John Legere es schaffen wird. "Diesmal ist alles anders", schrieb ich damals, weil es der x-te Versuch der Fusion war, alle vorangegangenen Versuche waren gescheitert.

Siehe auch https://www.heibel-ticker.de/heibel_tickers/1488.

John Legere ist jedoch ein Typ, der seine Sache durchzieht, koste es was es wolle. Und die Kosten der Fusion sind hoch: T-Mobile und Sprint müssen so viele Geschäftsteile an Dish Network verkaufen, so dass der bislang erfolglose und kleine Wettbewerber zum viertgrößten Mobilfunkanbieter der USA aufsteigen kann.

Die Aktie von T-Mobile hat seither um 47% zulegen können.

Schauen wir mal auf die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES (26.07.2019) Woche Δ Σ '19 Δ

Dow Jones 27.193 -0,4% 17,9%
DAX 12.420 1,3% 17,6%
Nikkei 21.658 0,9% 8,2%
Shanghai A 3.084 0,7% 18,1%
Euro/US-Dollar 1,11 -0,9% -2,8%
Euro/Yen 120,93 0,0% -4,2%
10-Jahres-US-Anleihe 2,08% 0,04 -0,66
Umlaufrendite Dt -0,40% -0,03 -0,50
Feinunze Gold $1.417 -0,8% 10,6%
Fass Brent Öl $63,42 1,4% 21,5%
Kupfer 5.947 0,0% -1,1%
Baltic Dry Shipping 2.130 0,0% 67,6%
Bitcoin 10.569 0,0% 169,5%



Die europäischen Notenbanken haben ihr Goldabkommen nicht weiter verlängert. Seit 1999 wurde im 5-Jahres-Rythmus vereinbart, wer wieviel Gold verkaufen darf. Das sei nicht mehr nötig, wurde diese Woche bekannt gegeben: Es verkauft eh keiner mehr.


Für mich heißt dass, dass Notenbanken derzeit oder bald eher auf die Käuferseite wechseln dürften. Kein Wunder, wenn ich mir anschaue, wie man mit den Währungen umgeht.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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