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NEW YORK (Dow Jones)--Die zunächst freundliche Stimmung an der Wall Street ist am Freitagmittag New Yorker Zeit jäh gekippt. Auslöser für den Stimmungswechsel war die zu dieser Zeit über die Ticker laufende Meldung, wonach der russische Energieriese Gazprom die unterbrochene Gaslieferung nach Deutschland am Samstagmorgen nicht wieder aufnehmen wird. Grund sei ein Leck, wegen dem die Pipeline bis auf Weiteres lahmgelegt werde.
Das schürte Rezessionsängste, denn eine vollständige Abschaltung würde die europäischen Regierungen dazu zwingen, ihre Bemühungen um Unabhängigkeit von russischem Gas zu verstärken und Energie zu rationieren - ein Schritt, der Industrieunternehmen schaden und die ohnehin schon schwache Wirtschaft in eine Rezession stürzen würde. Dabei hatte anfangs noch ein zwar robuster, aber gleichwohl knapp unter den Erwartungen ausgefallener US-Arbeitsmarktbericht für Zuversicht gesorgt. Die Daten untermauerten einerseits nämlich weitgehend die bereits herrschende Einschätzung, dass die US-Notenbank am Ende des Monats wie angekündigt den Leitzins zum dritten Mal in Folge um 75 Basispunkte anheben dürfte; andererseits sprachen sie nicht für eine drohende noch stärkere Anhebung und ebenso nicht für eine heraufziehende Rezession in den USA. Dow 700 Punkte unter Tageshoch - Marktzinsen sinken Der Dow-Jones-Index ging mit einem Minus von 1,1 Prozent und 31.318 Punkten aus dem Tag, rund 700 Punkte unter dem Tageshoch. Der S&P-500 büßte ebenso 1,1 Prozent ein, die Nasdaq-Indizes noch etwas mehr. Am Montag findet in den USA aufgrund des "Labor Day" kein Handel statt. Nach ersten Angaben gab es an der Nyse 1.232 (Donnerstag: 771) Kursgewinner, 1.960 (2.456) -verlierer und 139 (103) unveränderte Aktien. Am Zinsterminmarkt sank die Wahrscheinlichkeit für einen großen Zinsschritt um 75 Basispunkte nach dem Jobbericht auf 58 Prozent und im weiteren Verlauf auf 56 Prozent. Dahinter dürften Spekulationen gestanden haben, dass der Jobbericht und die Rezessionsgefahr in Europa die US-Notenbanker vielleicht doch vorsichtiger agieren lassen könnte. Entsprechend fiel die Reaktion am Anleihemarkt aus, dort kamen die Renditen zurück, im Zehnjahresbereich um 6 Basispunkte auf 3,20 Prozent und im Zweijahresbereich, der die Zinserwartung am stärksten spiegelt, sogar um 11 Basispunkte auf 3,40 Prozent. Der schon vor den Arbeitsmarktdaten etwas nachgebende Dollar kam auf breiter Front zunächst noch etwas weiter zurück. Mit der Gazprom-Meldung erholte er sich aber wieder, weil der Dollar von seinem Ruf als sicherer Hafen profitierte. Der Euro fiel so wieder unter die Parität zurück. Broadcom und Lululemon von guten Zahlen gestützt Am Aktienmarkt ging es für die Broadcom-Aktie um 1,7 Prozent nach oben. Das Halbleiterunternehmen hat in seinem dritten Geschäftsquartal mehr verdient als erwartet und rechnet für das laufende vierte Quartal mit einem höheren Umsatz als bislang die Analysten. Für Lululemon ging es sogar um 6,7 Prozent aufwärts. Der Anbieter von Yoga-Bekleidung berichtete von nachlassenden Lieferkettenproblemen und setzte sich nach einem überraschend guten zweiten Quartal ehrgeizigere Jahresziele. Dass bei der Kaffeehauskette Starbucks nun der bisherige Chef des Reinigungsprodukte- und Haushaltswarenherstellers Reckitt-Benckiser das Sagen hat, half der Aktie nicht, sie gab um 2,9 Prozent nach. Die Okta-Aktie, die am Vortag rund ein Drittel an Wert verloren hatte, erholte sich um 6,7 Prozent. Gegenbewegung beim Öl verpufft - "Danielle" zunächst kein Preisfaktor Nach drei Tagen in Folge mit Abgaben, kam es bei den Ölpreisen zunächst zu einer Erholung, dann trübte sich aber auch dort die Stimmung ein und am Ende standen nur noch Gewinne bis 0,8 Prozent. Im Fokus hatten schon vor der Gazprom-Meldung eher preisdrückende Themen gestanden, wie die Atomgespräche zwischen Iran und den USA, die bei einer Einigung zu einem erhöhten Angebot an iranischem Öl führen und so die Preise belasten dürften. Keine erkennbaren Auswirkungen hatten zunächst die G7-Pläne für einen möglichen Preisdeckel für russisches Öl. Derweil scheint vom ersten Hurrikan der Atlantiksaison keine Gefahr für die Ölförderstellen im Golf von Mexiko auszugehen. "Danielle" dürfte sich über dem Atlantik austoben und dann geschwächt eher nordwärts abdrehen, so Meteorologen. Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com DJG/DJN/gos (END) Dow Jones Newswires September 02, 2022 16:09 ET (20:09 GMT) Copyright (c) 2022 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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