Alt 04.12.21, 21:22
Standard So tickt die Börse: Belastung durch Corona und China schwindet
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OMIKRON LÄSST ANLEGER KALT

Sie glauben, Omikron wird die Wirtschaft und in dessen Folge auch die Aktienmärkte in die Knie zwingen? Nun, dann schauen wir uns doch mal vier Aktien an, die am stärksten von einer unkontrollierten Ausbreitung der neuen Variante profitieren würden: Zoom Video, Peloton, Docusign und Zalando.


Abbildung 1: Corona-Gewinner


Zoom Video darf sich auf einen erneuten Umsatzschub freuen, wenn die Ausbreitung der Omikron-Mutation nur durch verstärkte Kontaktbeschränkungen eingedämmt werden kann. Die Menschen werden erneut beim Weihnachtsfest ihre Liebsten nur per Video ins Wohnzimmer holen.

Doch eine entsprechende Kursreaktion bleibt aus: Obwohl die Delta-Mutation in Europa seit dem Frühjahr bekannt ist, sich im Sommer stark ausbreitete und spätestens im November sämtliche Alarmglocken schrillen ließ, spiegelt sich diese Entwicklung nicht im Aktienkurs von Zoom wider.

Nicht einmal die Entdeckung der Omikron-Mutation konnte der Aktie auf die Beine helfen, im Gegenteil. Die Aktie notiert inzwischen auf dem Niveau vom Mai 2020.

Peloton wurden von den Menschen im Lockdown genutzt, um sich fit zu halten. Doch auch die Aktie von Peloton rauscht ungebremst in den Keller. Das Kursniveau ist zurück auf dem Stand vom Mai 2020.

Die Peloton-Hometrainer hatten zwischenzeitlich schlechte Presse erhalten, als ein Video kursierte, auf dem zu sehen war, wie sich ein Kleinkind an einem Peloton-Laufband verletzt. Das mag den Ausverkauf beschleunigt haben. Doch ungeachtet dieses Vorfalls bleibt die Umsatzentwicklung weit hinter den Erwartungen zurück.

Docusign bietet Arbeitsabläufe (Workflows), mit denen Autorisierungen abgebildet oder Verträge unterzeichnet werden können. Unverzichtbar in Zeiten eines Lockdowns, wo viele Geschäfte per Video abgeschlossen werden und die Mitarbeiter von zu Hause aus digital Projekte autorisieren.

Auch die Aktien von Docusign können Anleger nicht mehr begeistern. Omikron versetzt Medien in Angst und Schrecken, doch Anleger gähnen.

Auch in Deutschland kann die Omikron-Mutation keine Angst und Schrecken mehr verbreiten: Online-Bekleidungshändler Zalando dürfte sich aufgrund der dieser Tage eingeführten Kontaktbeschränkungen über ein fulminantes Weihnachtsgeschäft freuen. In der Aktie ist jedoch davon nichts zu sehen, seit September hat sie 25% abgegeben.

Keine dieser vier Aktien zeigt irgendeine nennenswert positive Reaktion auf die Entdeckung der Omikron-Mutation. Die Bären verweisen nun eifrig darauf, dass auch im Frühjahr 2020 zwischen Entdeckung des Corona-Virus und dem Corona-Crash mehrere Wochen verstrichen. So könnte die Reaktion auch dieses Mal auf sich warten lassen. Immerhin ist noch niemand an der Omikron-Mutation gestorben. Das erste Todesopfer könnte ein Umdenken unter Anlegern nach sich ziehen.

Doch die Bullen, zu den ich mich zähle, sagen: wir haben ausreichend Gesichtsmasken, Testkapazitäten und Impfstoffe, um der Ausbreitung der Omikron-Mutation frühzeitig Einhalt zu gebieten.

Einige Bullen (JP Morgan) veröffentlichen sogar die Theorie, dass die Omikron-Mutation unsere Rettung sein könnte. Sollte sich herausstellen, dass Omikron deutlich weniger letal ist, also zwar die Menschen infiziert, jedoch überwiegend milde Verläufe hervorruft, könnte eine Verdrängung der Delta-Mutation durch die wesentlich ansteckendere Omikron-Mutation dazu führen, dass Corona in Richtung einer normalen Grippe degradiert werde.

Hmm, an dieser Stelle muss ich denn doch zu Vorsicht aufrufen, denn entsprechende Daten, die eine solche These unterstützen würden, gibt es noch nicht. Die These wurde lediglich aus der Theorie abgeleitet, dass Viren natürlich ihren Wirt nicht töten wollen, da auch sie dann schlechtere Überlebenschancen haben. Mag sein, dass sich eine solche Entwicklung in den kommenden Jahren abzeichnet. Doch zielgerichtete Mutationen gibt es nach meinem Kenntnisstand nicht, daher bleibt es dem Zufall überlassen, wie letal Omikron ist. Und auf einen Zufall möchte ich nicht spekulieren.

CHINA STARTET CHARM-OFFENSIVE

Im Februar finden in China die olympischen Winterspiele statt. Seit einigen Monaten schon habe ich beobachtet, dass neue Provokationen zwischen den USA und China nicht mehr erfolgten. US-Präsident Joe Biden und Chinas Führer, so nennt die kommunistische Partei Xi Jinping, pflegen zwar ein kühles, aber de-eskalierendes Verhältnis.

So können Unternehmen mit starkem China-Geschäft ungestört ihren Aktivitäten nachgehen. Seit einiger Zeit gibt es keine Hiobsbotschaften mehr aus China zu Boeing, Volkswagen, Starbucks und Adidas. Boeing hat gestern sogar endlich wieder die Zulassung des Fliegers 737 MAX800 für den chinesischen Markt in Aussicht gestellt bekommen.


Abbildung 2: Unternehmen mit starkem China-Geschäft


Bei Boeing sieht man den Freudensprung im Kurs deutlich. Ich gehe davon aus, dass dies nur ein erster Schritt Chinas ist, denn kein Land braucht mehr Flugzeuge als China. Airbus kann die nicht alle alleine liefern, Boeing wird einen guten Anteil erhalten. Und da aufgrund der Spannungen zwischen China und den USA seit langem keine Neubestellungen mehr aus China bei Boeing eingegangen sind, werte ich diese Zulassung als Auftakt für diesen Nachholbedarf.

Volkswagen verkauft 41% seiner Fahrzeuge in China. Da fällt es schwer, von einem deutschen Konzern zu sprechen. CEO Herbert Diess wird bereits hart kritisiert für seine Haltung, sich vorwiegend um das China-Geschäft zu kümmern und deutsche Produktionsstätten leichtfertig zu verkleinern.

Starbucks kämpft in den bestehenden Geschäften um jedes Wachstumsprozent, doch in China befindet sich das Unternehmen auf Eroberungsfeldzug. Das angestrebte Wachstum von über 30% p.a. wird überwiegend in China erzielt. Vorbehalte gegen US-Kaffee scheint es bei den Chinesen nicht zu geben.

Und Adidas ist eine angesagte Modemarke in China, deren Umsatzwachstum lediglich durch Lockdowns und Lieferengpässe gebremst wird. So war das China-Geschäft in Q3 schwach, doch für Q4 wird ein Aufholeffekt erwartet.

Ich habe den Eindruck, westliche Unternehmen werden derzeit in China an der langen Leine gelassen. Das dürfte sich bei diesen Unternehmen positiv im aktuellen und kommenden Quartalsumsatz zeigen. Im Februar findet die Winterolympiade in China statt, bis dahin dürfte die Leine lang bleiben. Angst vor einer Eskalation im Südchinesischen Meer (Taiwan) würde ich daher für ein paar Monate beiseite schieben.

Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben.

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES (02.12.2021) Woche Δ Σ '21 Δ

Dow Jones 34.400 -3,9% 12,8%
DAX 15.170 -1,7% 10,6%
Nikkei 28.030 -2,5% 2,1%
Shanghai A 3.781 1,2% 5,6%
Euro/US-Dollar 1,13 0,1% -8,0%
Euro/Yen 127,63 -0,9% 0,7%
10-Jahres-US-Anleihe 1,38% -0,27 0,44
Umlaufrendite Dt -0,46% -0,10 0,10
Feinunze Gold $1.778 -1,7% -5,6%
Fass Brent Öl $70,71 -9,2% 37,6%
Kupfer $9.515 -1,8% 21,4%
Baltic Dry Shipping $3.115 16,3% 128,0%
Bitcoin $54.984 1,3% 95,3%




Der Bitcoin bleibt, genau wie der Aktienmarkt, auf einem sehr hohen Niveau. Trotz teils heftigen Tageseinbrüchen wird das Niveau anschließend immer wieder erreicht, so dass die 50.000 Euro-Marke höchstens nur kurz unterschritten wird. Damit bleibt der Ausverkauf auf ein Minus von gerade einmal 15% vom Top beschränkt. Der nachgesagten hohen Volatilität wird das nicht gerecht.

Soll heißen: Ein heftiger Ausverkauf, der ggfls. auch nochmals in Richtung 30.000 EUR geht, sollten wir nicht ausschließen. Doch einmal mehr würde ich einen solchen Ausverkauf als weitere Kaufgelegenheit betrachten.

Im Frühjahr kam das Thema "Regulierung" für den Bitcoin-Markt auf. Die US-Notenbank betrachtet den Bitcoin als Währung und fühlt sich für alle in den USA agierenden Finanzunternehmen, die mit Bitcoin agieren, verantwortlich. Nun lässt sich eine passende, nationale Regulierung für eine internationale Digitalwährung nicht über Nacht finden. Doch uns sollte bewusst sein, dass an vielen Stellen daran gearbeitet wird.

Es geht nicht nur um das Vertrauen in die Akzeptanz einer Währung, die eine heimische Währung sicherstellt. Sondern es geht auch darum, bei Problemen regulierende Stellen zu haben, die Lösungen herbeiführen können. Das gibt es derzeit beim Bitcoin nicht. Wir haben das für unsere Währungen Euro, US-Dollar, Yen, ... eingerichtet, doch beim Bitcoin ist jeder auf sich selbst gestellt. Freiheitsliebende Bitcoin-Vorreiter finden gerade das toll, doch die Masse der Gesellschaft wird entsprechende Stellen einfordern, wenn der Bitcoin seinen Platz in der Gesellschaft sucht.

Vor diesem Hintergrund sind die jüngsten Schritte von Jack Dorsey, Gründer von Twitter und Square, bemerkenswert. Dorsey ist der einzige CEO, der gleichzeitig zwei Milliardenunternehmen führt. Dies wird ihm seit Jahren vorgeworfen, auch ich habe mit Kritik nicht gespart.

Diese Woche gab er bekannt, seinen Vorstandssessel von Twitter zu räumen und sich nur noch auf Square zu konzentrieren. Einen Tag später verkündete er die Umbenennung von Square in Block (Quadrat zum Block), Die Krypto-Tochter Spiral Crypto benennt sich um in Spiral BTC und macht deutlich, dass man sich auf den Bitcoin als Rückgrat der gesamten Krypto-Szene konzentrieren wird.

Square setzt 18 Mrd. USD im Jahr um und wird mit 90 Mrd. USD bewertet. Das ist etwa so viel, wie Anleger für die Allianz auf den Tisch legen. Wenn nun ein Konzern wie Square alles auf eine Karte, den Bitcoin, setzt, dann dürften weitere Skeptiker zu zweifeln beginnen, ob der Bitcoin tatsächlich nur eine Modeerscheinung ist.

DeFi lautet das Schlagwort der Krypta-Szene: Die dezentralisierte Finanz, also die herkömmliche Finanzwelt wird dezentralisiert. Das schließt zentrale Regulierungsstellen nicht aus, die bei Problemen angerufen werden können. Doch man möchte im Alltag nicht an zentrale Stellen gebunden sein, sondern ein vollautomatisiertes Netzwerk mit höchster Sicherheit aufbauen, um Überweisungen, Kredite, Sparpläne, Aktienkäufe, etc. abzuwickeln.

Ich möchte daher nochmals betonen: Regulierung hilft dem Bitcoin. Meldungen über Regierungen, die bestimmte Transaktionen verbieten, sind temporäre Signale, dass die Regularien noch nicht in einzelne Länder passen.

Square ist das erste etablierte Unternehmen, dass voll auf Bitcoin setzt. Damit hat Square allen anderen Finanzinstituten einen Schritt voraus und könnte sich als Standard-Gateway etablieren. Ich halte das für extrem bullisch, sowohl für Square als auch für den Bitcoin.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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