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Der Ausverkauf an den US-Börsen am gestrigen Freitag ist überfällig gewesen. Seit Monaten streichen die Bullen Woche für Woche fette Gewinne ein. Schauen Sie sich nun einmal den Wetterbericht von New York vom gestrigen Freitag an: Strahlender Sonnenschein. In den Sommermonaten ist der Freitag stets ein Tag, an dem die Geldmanager sehnsüchtig auf den Feierabend warten, denn die Familie wartet in den Hamptons auf sie.
Lachen Sie nicht, es mag ein wenig plump klingen, aber als ich in New York lebte, habe ich mitbekommen, wie viele New Yorker tatsächlich dieses Leben in dieser oder einer leicht abgewandelten Form leben. Es ist dort ziemlich normal, dass man ein Ferienhäuschen hat – vorzugsweise in Southhampton, aber es gibt jede Menge schöne Orte im Umfeld von New York. In den Sommermonaten fahren die Familien häufig in dieses Ferienhaus und Frau und Kinder, vielleicht noch Schwiegermutter oder so bleiben dann zwei oder drei Monate im Ferienhaus. Der Mann fährt in der Woche nach New York zum Geld verdienen und kommt am Wochenende wieder zurück. Wenn Freitags die Sonne vom Himmel knallt, dann überlegt sich der eine oder andere Familienvater schon einmal, ob er nicht etwas eher ins Auto springen und zu seiner Familie fahren kann. Was glauben Sie, wer dies derzeit eher realisiert: Bullen oder Bären? Richtig: die Bullen. Die sitzen nämlich seit einigen Monaten auf dicken Gewinnen und überlegen sich, was sie nun noch machen können. Das Portfolio des Fonds / Hedgefonds / Großkunden / etc. ist bullisch ausgerichtet und weitere Käufe können auch bis Montag warten. Bären hingegen starren auf ihre Bildschirme wie das Kanninchen auf die Schlange und hoffen seit Monaten auf einen Tag, an dem die Kurse mal so richtig purzeln. Die Rahmenbedingungen sind so bullisch (Konjunkturprogramm, Aufschwung, Nachfrage aus Südostasien, ...), dass es ihnen lange nicht mehr gelungen ist, Panik an der Börse zu verursachen. Doch ein Freitag, der Wochentag mit dem geringsten Handelsvolumen, eignet sich gut für einen Versuch. Und so waren die Gegner der Bären gestern bereits ins Wochenende gefahren während die Bären Hiobsinterpretationen veröffentlichten und die Kurse nach unten prügelten. Es reichte für rund 1,5% Minus, wobei dieses Minus zum Handelsende wieder deutlich verkleinert wurde. Der Dow Jones ist inzwischen wieder über 9.300 Punkte gestiegen, die 10.000 werden wieder diskutiert. Erinnern Sie sich an dieses Frühjahr, als Dow Jones Prognosen von 6.000 und deutlich weniger die Runde machten? Nun, bevor die 10.000 erklommen werden können, ist eine Verschnaufpause nur zu verständlich. Ähnlich sieht es beim DAX aus, der von vielen Kollegen meiner Zunft bereits bei 3.000 Punkten gesehen wurde. Ich nehme an, dass wir den doppelten Indexstand noch in diesem Herbst sehen werden. Doch schauen Sie sich die Entwicklung der wichtigsten Indizes selbst an: INDIZES (14.08.2009) Dow Jones: 9.321 | 0,7% DAX: 5.309 | -1,1% Nikkei: 10.597 | 1,8% Euro/US-Dollar: 1,421 | -1,3% Euro/Yen: 134,37 | -3,0% 10-Jahre-US-Anleihe: 3,56% | -0,2 Umlaufrendite Dt: 3,22% | 0,1 Feinunze Gold USD: $945,85 | -1,8% Fass Crude Öl USD: $69,60 | -4,9% Baltic Dry Shipping I: 2.752 | -5,3% Der Ölpreis schwankt noch immer heftig und es zeichnet sich noch immer kein Gleichgewichtspreis ab. Ähnlich sieht es mit dem YEN-Kurs aus, der immer volatiler wird: Während der aktuell wieder steigende Yen das Vertrauen der Anleger in die japanische Wirtschaft zeigt, fürchtet die exportorientierte japanische Wirtschaft einen zu starken Yen. Nach den heftigen Stimmungsschwankungen der Vorwochen haben sich die Gemüter nun wieder etwas beruhigt. Die Sentiment-Daten fallen inzwischen wesentlich moderater aus: SENTIMENTDATEN ANALYSTEN: Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen): Kaufen / Verkaufen 24.-31. Jul (145): 64% / 36% 01.-07. Aug (184): 80% / 20% 07.-14. Aug (153): 47% / 53% ANALYSTEN KAUF E.On, Bilfinger Berger, Salzgitter ANALYSTEN VERKAUF MLP, Wacker Chemie, Vestas Wind PRIVATANLEGER: Aktuell 54,7% Bullen (-3%, 84 Stimmen) Durchschnittlich erwarteter DAX-Endstand für heute: 5.410 PRIVATANLEGER KAUF Gagfag, Infineon, Freddie Mac PRIVATANLEGER VERKAUF Escada, MLP, Volkswagen Stämme Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise erstellt: http://www.sharewise.com?heibel US-NOTENBANK SCHALTET EINEN GANG ZURÜCK Um die Liquiditätskrise zu beenden, hatte US-Notenbankchef Ben Bernanke alle Papiere aufgekauft, die Unternehmen, Banken, selsbt institutionelle Investoren und sogar die US-Regierung zur Finanzierung ihrer Verbindlichkeiten liquidieren wollten. Wenn Ihnen Ihr Nachbar auf einen Zettel geschrieben hat: “Ich schulde Dir 1.000 USD”, dann konnten Sie fast schon mit einem solchen Papier zur Notenbank gehen und 1.000 USD dafür erhalten – die Forderung an den Nachbarn ging dann auf die Notenbank über. Diese exzessive Geldpolitik geht nun zu Ende. Bernanke hat das Volumen für diese Rückkäufe sowie den Zeitraum beschränkt. Bis Ende Oktober werde die Fed beispielsweise noch Staatspapiere kaufen, danach nicht mehr. Es handelt sich somit um die Rücknahme einer der “unkonventionellen Maßnahmen”, die Bernanke über die bloße Zins- und Offenmarktpolitik des Hauses hinaus anwendete, um die Finanzmärkte zu stabilisieren. Ein großer Teil der Schulden, deren Ausfallrisiko vormals in den Büchern der Banken und Investoren schlummerten, befinden sich inzwischen in den Büchern der Fed sowie der Regierung, doch der Immobilienmarkt stabilisiert sich und die Finanzmärkte beginnen langsam wieder zu funktionieren. Bernanke hat somit ein klares Zeichen gesetzt: Die unkonventionellen Maßnahmen werden frühzeitig wieder abgebaut. Gleichzeitig beruhigte er die Märkte mit der Aussage, dass das Zinsniveau (Leitzins derzeit bei 0-0,25%) noch für eine lange Zeit auf diesem niedrigen Niveau bleiben wird. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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