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Uhuu, hässlich, die Arbeitsmarktdaten aus den USA, die soeben veröffentlicht wurden. Statt eines erwarteten Rückgangs der Arbeitslosigkeit stieg die Arbeitslosenquote auf 9,1% an. Der DAX tauchte umgehend ab, aus einem Plus von einem halben Prozent wurde binnen weniger Minuten ein Minus von einem halben Prozent.
Im Laufe des Tages werden die Amerikaner die schlechten Arbeitsmarktdaten verdauen und sich opportunistisch dem Notenbankchef Ben Bernanke zuwenden, der vor dem Hintergrund dieser schlechten wirtschaftlichen Lage sicherlich den US-Leitzins noch eine längere Zeit auf dem Rekordtief belassen wird. Das Wohl der meisten US-Unternehmen hängt schon lange nicht mehr an der US-Wirtschaft, sondern an der weltweiten Konjunktur. Und die Strukturprobleme der USA mögen zwar eine Belastung sein, doch diese Belastung wird durch die boomenden Schwellenländer mehr als kompensiert. Während also die Aktienmärkte in einer ersten (vorschnellen) Reaktion meines Erachtens zu Unrecht abtauchen, taucht der US-Dollar zu Recht ab: Die US-Konjunktur ist noch nicht soweit, dass Obama auf eine Anhebung der Defizitgrenze oder Bernanke auf QE III verzichten könnte. Die Liquiditätsflutung wird meines Erachtens in der einen oder anderen Form fortgesetzt. Gewinnwarnung von Nokia, ein Schnäppchen für Microsoft? Diese Woche Dienstag hat Nokia bildlich gesprochen das Handtuch geworfen. Die Umsatzprognose wurde gesenkt und das Unternehmen gab unverblümt zu, keinen Fuß in die Tür des Smartphonemarktes zu bekommen. Auch von der neuen Kooperation mit Microsoft sprach CEO Stephen Elop, ehemaliger Microsoft-Mitarbeiter, eher verhalten. Die Kooperation habe mehr Probleme zu bewältigen als zunächst gedacht. Vor zehn Jahren notierte die Nokia-Aktie noch über 60 Euro, heute steht der Kurs bei 4,50 Euro. Der Weltgrößte Handyverkäufer ist vom Thron gestoßen. Mag sein, dass Nokia noch immer die robustesten und am leichtesten zu bedienenden Handys baut, es wird jedoch das untere Segment des Marktes bedient, und dort lassen sich keine Gewinnmargen durchsetzen. So ist Nokia heute gerade noch 17 Mrd. Euro wert und verfügt über ein Barvermögen von 6 Mrd. Euro. Wissen sie, wie viel Bargeld Microsoft auf den Konten herum liegen hat? 48 Mrd. USD, also 33 Mrd. Euro. Warum kauft der weltgrößte Softwarekonzern nicht einfach den weltgrößten Handyhersteller, schmeißt sein gerade erworbenes Skype in die Waagschale und bietet IP-Telefonie weltweit über die mobilen Datennetze an? Ich halte diese Idee für revolutionär und würde meine seit Jahren negative Einstellung zu Microsoft und Nokia für diese Strategie aufgeben. Doch es ist ein neuer Markt, es müssen Mobilfunkfirmen wie T-Mobile, Vodafone, AT&T und Verizon mit neuen Tarifstrukturen an Bord geholt werden. Apple hatte schwer zu kämpfen, um die Mobilfunkfirmen davon zu überzeugen, dass Voicemails nicht mehr im Netz, sondern auf den Endgeräten gespeichert werden und beim Abrufen eben keine Gebühren mehr anfallen. Und so wehren sich die Mobilfunkfirmen schon seit langem erfolgreich gegen das IP-Telefonieren über ihr mobiles Datennetz. Diesen Widerstand zu brechen ist eine diplomatische Kunst, die nur wenige beherrschen ... und Steve Ballmer gehört meines Erachtens nicht zu diesen wenigen. Aber ich bin gerne bereit, mich eines besseren belehren zu lassen. Die Aufgabe liegt auf dem Tisch: der Softwaregigant hätte so endlich die Möglichkeit, den größten Hardwaremarkt zu erschließen und zwar mit einem einmaligen Angebot, das ihn vom Wettbewerb abheben würde. 11 Mrd. Euro (Marktkapitalisierung abzgl. Barvermögen) ist Nokia also nur noch wert. Und 41 Mrd. Euro Umsatz werden erwirtschaftet. Als Privatanleger würde ich Nokia auch auf diesem niedrigen Niveau nicht anfassen, denn das Geschäft ist rückläufig, und ich spekuliere nicht auf eine Zwischenerholung im Abwärtstrend. Aber für Microsoft ist Nokia ein Schnäppchen. Die Technologie von Nokia und die Verbreitung von Skype könnte Microsoft in die Lage versetzen, einen neuen Wachstumsmarkt zu erschließen. IWF signalisiert Verhandlungsbereitschaft mit Griechenland Nachdem in der vergangenen Woche die Befürchtung umherging, der IWF könnte aufgrund der gescheiterten Sparanstrengungen in Griechenland die nächste Kreditrate nicht auszahlen, waren in dieser Woche eher versöhnliche Worte zu hören. Klar, die Auflagen werden immer weiter in die Höhe geschraubt (verbal!), um den Druck auf Griechenland hoch zu halten. Aber bis Mitte Juli, wenn die Rate fällig wäre, werden sicherlich noch einige Alternativen die Runde machen. Aktuell spricht man beispielsweise von der Verpfändung von Staatseigentum als Sicherheit für neue Kredite. Es ist in meinen Augen viel weniger eine Frage, wie viel Unterstützung das europäische Volk Griechenland zuteil werden lassen möchte als vielmehr die Frage, wie lange die Finanzmärkte dieses Spielchen noch mitmachen. Und wenn Sie sich den steigenden Eurokurs anschauen dann müssen Sie zugeben, dass dieses Spielchen noch eine ganze Weile weitergehen kann. Joy Global profitiert von Weltwirtschaft Gestern hat Joy Global sein Quartalsergebnis veröffentlicht und die US-Börsen vor einem weiteren heftigen Ausverkauf bewahrt. Joy Global stellt Minenmaschinen her, die insbesondere für den Abbau von Kohle gebraucht werden. CEO Sutherlin betonte in der anschließenden Analystenkonferenz, dass er zwar die wirtschaftlichen Probleme im Heimatland (USA) sehe, diese jedoch keinerlei Auswirkungen auf sein internationales Geschäft hätten. Er sprach davon, dass Kohlekraftwerke weltweit am Kapazitätslimit arbeiten. Der Abbau von Kohle sei ebenfalls nahe der Kapazitätsgrenze, und wenn in Ländern wie China und Indien ein steigender Energiebedarf für die nächsten Jahrzehnte prognostiziert werde, dann müsse man heute schon beginnen, die Infrastruktur dafür zu bauen. Und das merkt er in Form von Auftragseingängen. Hier geht es also nicht um eine gute Weltkonjunktur oder um QE II oder QE III sondern um den Aufstieg der Schwellenländer mit Milliarden von Menschen, die positive Wohlstandseffekte erfahren und zunehmend Energie verbrauchen. Gemeinsam mit Joy Global stiegen am gestrigen Börsentag eine ganze Reihe Aktien von Industrieunternehmen. Die gestrige Schwäche ging hingegen auf nicht-zyklische Aktien wie Pharmatitel (Sanofi, Roche, Fresenius Medical Care, Fresenius) und Consumer (Metro, Unilever, Procter & Gamble, Beiersdorf) zurück. WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (02.06.2011) Dow Jones: 12.249 | -1,2% DAX: 7.074 | -0,6% Nikkei: 9.492 | -0,3% Euro/US-Dollar: 1,449 | 1,6% Euro/Yen: 116,828 | 1,1% 10-Jahre-US-Anleihe: 3,03% | 0,0 Umlaufrendite Dt: 2,75% | -0,1 Feinunze Gold USD: $1.534,30 | 0,5% Fass Crude Öl USD: $99,89 | -1,0% Kupfer in US$/to: 8.954 | -1,8% Baltic Dry Shipping I: 1.489 | 1,5% „Sell in may and go away“ hat sich zumindest bis heute in diesem Jahr gelohnt. Doch wie von mir Ende April angekündigt würde es mich nicht wundern, wenn wir nun bereits Anfang Juni die Tiefs dieser Korrektur sehen und sodann einen lauen Sommer als Bodenbildung nutzen können. Mal sehen, was das Sentiment dazu sagt: Sentimentdaten Analysten Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen): Kaufen / Verkaufen 13.05.- 20.05. (378): 56% / 9% 20.05.- 27.05. (143): 54% / 9% 27.05.- 03.06. (230): 59% / 13% Kaufempfehlungen der Analysten Demag Cranes, Klöckner, KWS Saat Verkaufempfehlungen der Analysten Nokia, GlaxoSmithKline, Q-Cells Privatanleger 20. KW: 63% Bullen (165 Stimmen) 21. KW: 64% Bullen (157 Stimmen) 22. KW: 73% Bullen (134 Stimmen) Kaufempfehlungen der Privatanleger Nokia, ÉTS Maurel et Prom Verkaufempfehlungen der Privatanleger Renault Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise erstellt: http://www.sharewise.com?heibel Analysten traun sich wieder – sowohl zu Kauf-, als auch zu Verkaufsempfehlungen. Beide Werte stiegen an. Der Juni ist traditionell ein Monat, in dem viele Unternehmen ihren Analysten ein Update über den Geschäftsverlauf geben, was die Analysten wiederum in ihrer Überzeugung bestärkt. So würde ich die gehäuften Kauf- und Verkaufsempfehlungen als Folge dieses Umstands sehen und ihnen nicht allzu viel Bedeutung beimessen. Privatanleger hingegen sind kräftig bullisch gestimmt, 73% erwarten steigende Kurse. Das könnte meiner Einschätzung nach zu früh sein. Zwar könnte die Korrektur bereits hinter uns liegen, ein umgehender Kursanstieg ist jedoch nicht zwingend die Folge. Im Rahmen einer anhaltenden Seitwärtsbewegung könnte die Stimmung im Verlauf des Sommers wieder etwas mehr ins Negative umschlagen, was für eine Herbstrallye ein guter Ausgangspunkt wäre. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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