Alt 10.05.12, 22:07
Standard XETRA-SCHLUSS/Hoffen auf Regierungsbildung in Athen schiebt DAX ins Plus
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FRANKFURT (Dow Jones) - Wieder einmal kein Tag für schwachen Nerven. Nach einem freundlichen Handelsbeginn drehte der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag zunächst ins Minus - um am Abend im Plus zu schließen. Nachrichten über eine mögliche Regierungsfindung in Griechenland und versöhnliche Daten vom US-Arbeitsmarkt verbesserten die Stimmung für Aktien ab Mittag. Aber auch aus Spanien gab es Zeichen der Entspannung - so fielen die Renditen der Staatsanleihen unter die Marke von 6 Prozent. Das Börsenbarometer DAX schloss 0,7 Prozent fester bei 6.518 Punkten. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 183,8 (Vortag: 187,5) Millionen Aktien im Wert von rund 3,68 Milliarden Euro.

Weiterhin wird gebannt nach Griechenland geschaut. Die Frage ist, ob nach den Wahlen am Wochenende nun eine tragfähige Mehrheit für eine Regierung in Athen gefunden wird. Die ersten beiden Anläufe sind bereits gescheitert. Nun ist der Führer der Pasok-Partei, Evangelos Venizelos, gefragt. Seine Partei hatte bei den Wahlen am Sonntag 13,2 Prozent der Stimmen auf sich vereinigt. Zusammen mit der konservativen Nea Dimokratia von Antonis Samaras verfehlen sie die Mehrheit allerdings knapp. Das Zünglein an der Waage könnte nun die Partei von Fotis Kouvelis, die "Demokratische Linke", werden. Sie schlägt eine Allparteienregierung vor und spricht sich für einen verbleib Griechenlands im Euro-Europa aus.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat die griechischen Politiker dazu aufgerufen, ihrer Verantwortung für das Land durch eine Einhaltung der Reformzusagen gerecht zu werden. Aber er betonte auch, es sei deren Entscheidung, diesen Weg weiterzugehen. "Es gibt eine klare Entschlossenheit der Europäischen Union, der Eurozone und auch des IWF, zu tun, was immer möglich ist, um Griechenland auf diesem Weg zu helfen, aber es setzt voraus, dass Griechenland diesen Weg geht", sagte Schäuble.

Die Lage in Spanien scheint sich leicht zu entspannen. Der spanische Staat wird 45 Prozent am angeschlagenen Sparkassenkonzern Bankia übernehmen. Die Bankenbranche leidet unter dem Platzen der Immobilienblase auf der iberischen Halbinsel und gilt unter Investoren als nicht ausreichend kapitalisiert. Die Sanierung von Bankia steht seit Langem als Feuerprobe für die Entschlossenheit Spaniens, in der Branche für Ordnung zu sorgen. Das Institut ist die viertgrößte spanische Bank, trägt aber die größten Risiken im Immobilienbereich.

Frohe Kunde kam am Nachmittag aus den USA: Die wöchentlichen Daten zum US-Arbeitsmarkt fielen besser als erwartet aus. Die Zahl der um staatliche Leistungen ersuchenden US-Amerikaner verringerte sich, Volkswirte hatten dagegen mit einer Zunahme gerechnet. Schwache Importdaten aus China, dem zweiten Motor der globalen Konjunktur, traten damit in den Hintergrund.

Die Berichtssaison lieferte die Impulse für die Einzelwerte am deutschen Aktienmarkt. Die Deutsche Telekom freut sich über Fortschritte bei ihrer US-Mobilfunktochter, die mit einer überraschend guten Entwicklung der Mutter zu einem nahezu stabilen operativen Ergebnis verholfen hat. Doch eine klare Antwort auf die strategische Kernfrage für T-Mobile US - Verkauf, Fusion oder Börsengang - lieferte Vorstandsvorsitzender Rene Obermann bei der Quartalsbilanz nicht. Auf dem deutschen Markt schwächelte vor allem das Mobilfunkgeschäft, eine Stütze war der stabile Festnetzbereich. Die Aktie schloss mit einem Plus von 3,0 Prozent bei 8,80 Euro.

Teure Gasverträge belasten weiterhin das Ergebnis des Energiekonzerns RWE. Sie sind einer der größten Verlustbringer für den Essener Versorger, dessen nachhaltiger Gewinn im Auftaktquartal 2012 um ein Fünftel gesunken ist. Besserung ist so schnell nicht in Sicht. Erst für das nächste Jahr hofft der Konzern auf eine Lösung des Problems und auf dann wieder deutlich steigende Erträge. Die Aktie schloss mit einem Minus von 1,5 Prozent bei 31,67 Euro.

Ein Lebenszeichen gab die Aktie von Solarworld von sich und schoss um 12,5 Prozent auf 1,85 Euro nach oben. Seit Jahresbeginn hat der Solarworld-Aktionär allerdings noch immer einen Verlust von rund 42 Prozent zu verkraften. Die Analysten der WestLB hat SolarWorld im ersten Quartal zwar positiv überrascht, doch hat der Zahlenausweis für sie einen entscheidenden Makel. Das Wafer-Geschäft sei nämlich vollständig zusammengebrochen, positive Einmaleinflüsse aus dem Zusammenbruch des Bereichs wie Rücküberweisung von schon geleisteten Zahlungen sowie Stornierungsgebühren hätten dann zu dem ausgewiesenen Gewinn beigetragen, so die Experten kritisch.

DJG/thl/flf

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