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FRANKFURT (Dow Jones) - Die politische Krise in Griechenland hat auch am Dienstag den Takt am deutschen Aktienmarkt vorgegeben. Die Gespräche über eine Regierungsbildung in Athen sind gescheitert. Damit steuert das Land auf Neuwahlen zu mit einem ungewissen Ausgang. Die linksradikale Syriza liegt in Umfragen deutlich vorne. Die Partei fühlt sich den mit EU und IWF vereinbarten Sparvorgaben für Griechenland nicht verpflichtet. Der DAX verlor 0,8 Prozent oder 51 auf 6.401 Punkte und ging damit leichter aus dem Handel. Im Tagestief war der Index schon bis auf 6.353 Punkte zurückgefallen.
Im frühen Geschäft hatten noch überraschend gute Wachstumszahlen aus Deutschland das Sentiment gestützt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg in den ersten drei Monaten dieses Jahres um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten nur einen minimalen Anstieg um 0,1 Prozent prognostiziert. Im Schlussquartal des vorigen Jahres hatte es mit einem BIP-Rückgang um 0,2 Prozent den ersten kleinen Rücksetzer seit der Wirtschaftskrise 2009 gegeben. Dies hatte an den Märkten Befürchtungen ausgelöst, Deutschland könnte in die Rezession abrutschen. Die guten BIP-Zahlen aus Deutschland wurden allerdings von den Ereignissen in Griechenland am Nachmittag überschattet. Sollte sich Syriza bei den Neuwahlen durchsetzen und die Vereinbarungen mit den internationalen Geldgebern aufkündigen, droht dem Land die baldige Pleite. Auch ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone ist nicht mehr auszuschließen. Bei den Anlegern geht vor allem die Sorge um, dass auch die sehr viel größeren Länder Spanien und Italien in den Sog der Schuldenkrise in Europa gezogen werden könnten. Bei den Einzelwerten legten ThyssenKrupp eine Berg- und Talfahrt hin. Nachdem die Aktie nach Zahlen und einem als enttäuschend bezeichneten Ausblick über weite Strecken Tagesverlierer im DAX waren, legte die Aktie am Nachmittag eine beeindruckende Rally hin. Der Stahlkonzern sieht sich nach Alternativen für seine amerikanischen Stahlwerke um. Ein möglicher Verkauf des Problemkindes kam im Handel gut an. "Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende", sagte ein Händler. Das Papier gewann 1,6 Prozent auf 16,01 Euro und war damit zusammen mit adidas Tagesgewinner im DAX. Merck KGaA litten unter schwachen Zahlen für das erste Quartal und fielen um 2,8 Prozent auf 76,41 Euro. Die Hoffnungen der Anleger an das Sparprogramm wurden überdies nicht erfüllt. HeidelbergCement setzten die Abwärtsbewegung der vergangenen Tage fort und verloren 3,1 Prozent auf 35,44 Euro. Weiter unter Druck standen auch Lufthansa. Die Aktie verlor 3,6 Prozent auf 8,70 Euro. Die Branche leidet unter schwierigen Marktbedingungen und hohen Energiepreisen. Tagesverlierer waren Commerzbank mit einem Minus von 5,2 Prozent auf 1,43 Euro. Das Papier litt wie der gesamte Bankensektor unter der Ankündigung von Neuwahlen in Griechenland. Die Nachricht, dass die Bank ihre Filialen von Donnerstag bis Sonntag wegen der Protesttage der Blockupy-Bewegung schließen wird, spielte für die Kursfindung dagegen keine Rolle. Gegen den Trend konnten K+S leicht zulegen und schlossen 0,2 Prozent höher bei 35 Euro. Deutlich gesunkene Lagerbestände beim nordamerikanischen Wettbewerber Potash sorgten für gute Laune. "Das könnte darauf hindeuten, dass die Nachfrage demnächst unerwartet stark anziehen wird", sagte ein Börsianer. Freude bereitete auch Südzucker seinen Aktionären: Eine unerwartet kräftig angehobene Dividende trieb den Kurs um 6,4 Prozent auf 23,88 Euro. Der größte Zuckerproduzent Europas bedenkt seine Anleger für das vergangene Geschäftsjahr mit 0,70 Euro je Aktie. 0,55 Euro waren es im Jahr zuvor. Hamburger Hafen brachen dagegen um 9 Prozent auf 20,99 Euro ein. Der florierende Welthandel hat sich im ersten Quartal zwar positiv auf den Containerumschlag des Hamburger Hafenbetreibers ausgewirkt. Umsatz und Ergebnis fielen aber unter das Vorjahresniveau. Analysten hatten durchweg bessere Zahlen erwartet. DJG/mpt/ros Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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