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LONDON (Dow Jones)--Kleinere Kursverluste haben den europäischen Aktienhandel am letzten Tag des Jahres 2021 geprägt. Am Ende eines erfolgreichen Börsenjahrs, in dem zweistellige Zuwächse verzeichnet wurden und viele Aktienmärkte Rekordniveaus erreichten, agierten die Anleger zurückhaltend, zumal die Vorgaben der Wall Street negativ waren. Etwas Unterstützung kam allerdings von chinesischen Konjunkturdaten: Die offiziellen Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende und das nicht-verarbeitende Gewerbe in China überzeugten mit einem Anstieg im Dezember. Ansonsten war die Nachrichtenlage extrem dünn.
Viele europäische Börsen, darunter Frankfurt, waren an Silvester geschlossen. Dort, wo noch gehandelt wurde, etwa in London und Paris, waren die Umsätze gering. Der Euro-Stoxx-50 schloss 0,2 Prozent niedriger. Der FTSE-100 in London gab um ebenfalls 0,2 Prozent nach, der CAC-40 in Paris sank um 0,3 Prozent. Der Markt übe den Spagat zwischen der Furcht vor möglichen neuen pandemiebedingten Beschränkungen und der Erwartung, dass sich die Wirtschaft rasch erholen werde, beschrieb Joshua Mahony von IG die Stimmung. Insgesamt können Europas Börsen jedoch auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken. Für den DAX ging es auf das Jahr betrachtet um fast 16 Prozent nach oben, bei 16.290 Punkten wurde ein neues Allzeithoch markiert. Der Euro-Stoxx-50-entwickelte sich noch besser mit Aufschlägen von 21 Prozent, vom Allzeithoch bei 5.464 im Jahr 2000 ist der Index aber noch ein weites Stück entfernt. Allerdings wurde der Großteil der Jahresperformance in den ersten drei Monaten 2021 erzielt. Danach gingen die Aktienmärkte in eine breite Seitwärtsbewegung über. Anfang des Jahres trieben noch die Hoffnung auf ein baldigen Ende der Pandemie dank der neuen Impfstoffe und die Aussicht auf eine starke Erholung der Wirtschaft. Danach wurden die Börsen von der Vergangenheit eingeholt: Die seit der Finanzkrise von vielen Beobachtern für tot erklärte Inflation erlebte ein Comeback und erwies sich als sehr viel hartnäckiger als zunächst gedacht, plötzlich machten Stagflationsängste die Runde. Bislang ist es den Unternehmen aber überraschend gut gelungen, die höheren Preise erfolgreich an ihre Kunden weiterzureichen - ein wichtiger Grund, warum es zu keiner größeren Kurskorrektur kam. Die Zentralbanken haben in der Zwischenzeit ihre Narrative eines nur "temporären" Preisschubs weitgehend aufgegeben und die Geldpolitik verschärft. Die US-Notenbank wird voraussichtlich bis März ihre Wertpapierkäufe beenden, die EZB dann ihre PEPP-Pandemiekäufe einstellen. Auch wenn die Geldpolitik sehr expansiv bleiben wird, fließt doch zukünftig weniger Liquidität an die Märkte. Zum Hemmschuh an den Börsen wurde auch Omikron. Impfstoffe wirken gegen die stark mutierte Covid-19-Variante nur noch eingeschränkt. Zwar deuten Studien einen milderen Krankheitsverlauf an, dafür ist das neue Virus sehr viel ansteckender. Die Folge sind neue Einschränkungen des öffentlichen Lebens mit den entsprechenden wirtschaftlichen Folgekosten. Das Thema Inflation spielte auch in der Branchenentwicklung eine wichtige Rolle. So ging es für den Bankensektor um satte 34 Prozent nach oben. Der Sektor profitierte von der Versteilerung der Zinskurve an den Anleihemärkten. Das starke Sektorplus ist auch einer der Hauptgründe, warum sich der Euro-Stoxx-50, oder der österreichische ATX, viel besser als der DAX entwickelten, denn Banken sind in anderen europäischen Indizes sehr viel stärker gewichtet. Sehr gut entwickelte sich auch der Bausektor mit Jahresaufschlägen von 31 Prozent. Nicht nur blieb die befürchtete Korrektur am Immobilienmarkt aus, die angestrebte Energiewende wegen der Klimakrise wird in den kommenden Jahren erhebliche Infrastruktur-Investitionen zur Folge haben. Dass sich der Pharmasektor zu Pandemie-Zeiten starker Nachfrage erfreut, kann nicht überraschen - hier ging es um 23 Prozent nach oben. Technologiewerte waren mit einem Plus von rund 34 auch im vergangenen Jahr einer der Anleger-Lieblinge. Wer eine Branche mit Wachstumspotenzial sucht, kommt an dem Sektor nicht vorbei. Technologie spielt in Zeiten der Energiewende und der möglicherweise permanenten Verschiebung der Arbeitswelt ins Homeoffice eine entscheidende Rolle. Trotz Lieferkettenproblemen und Chip-Mangels weist auch der Autosektor eine beachtliche Jahresperformance von 25 Prozent auf. Lange Zeit sah es danach aus, dass die großen deutschen Automobilhersteller bei der E-Mobility allenfalls die Rücklichter von Tesla sehen. Doch die zurückliegenden zwölf Monate belegen, dass in Wolfsburg, Stuttgart und München die Hausaufgaben gemacht wurden. Schlusslichter im vergangenen Jahr bildeten der Versorgersektor mit plus 5,7 Prozent auf Jahressicht sowie der Touristiksektor mit Aufschlägen von 4,1 Prozent. Zwar sind die Strompreise im zu Ende gehenden Jahr stark gestiegen, allerdings ist den Anlegern noch unklar, wie die Zukunft für die Branche in Zeiten der Energiewende aussehen wird. Die Touristikbranche ist derweil weiter schwer von der Corona-Pandemie gezeichnet. DJG/mpt/cln (END) Dow Jones Newswires December 31, 2021 08:43 ET (13:43 GMT) Copyright (c) 2021 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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