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Whole Foods Market +12% über Nacht!
Green Mountain Coffee +29% über Nacht! Tesla Motors +34% über Nacht! Heidelberger Druckmaschinen +11% im Tagesverlauf! Süss MicroTec +8% in zwei Tagen! Diese Aktien vereint eines und trennt etwas anderes: Alle fünf Unternehmen haben überraschend gute Quartalszahlen vermeldet. Doch während der Kursanstieg bei den US-Titeln am Tag NACH der Veröffentlichung erfolgte, schossen die deutschen Aktien schon am Tag oder an den beiden Tagen unmittelbar VOR der Veröffentlichung in die Höhe. Schauen wir uns die einzelnen Titel einmal etwas näher an: Whole Foods Market hatten wir bis vorgestern in unserem Heibel-Ticker Portfolio, wir haben nun mit Gewinn verkauft. Das vorangegangene Quartalsergebnis für Ende 2012 konnte die Erwartungen der Anleger nicht erfüllen. So war die Aktie in eine gefährliche Situation gelangt: Angefangen Ende 2012 wurde der Titel von Anlegern verkauft, die eine höhere Besteuerung ihrer Aktienkursgewinne nach dem Jahreswechsel fürchteten. Wir erinnern uns: Die US-Regierung fand keinen Kompromiss, um die von George W. Bush Jr. eingeführten befristeten Steuererleichterungen zu verlängern. Wer Whole Foods seit der Finanzkrise Anfang 2009 im Depot liegen hatte, freute sich über eine Kursverzehnfachung! Diesen Gewinn wollten sich viele zum günstigen Steuersatz von 15% sichern. So begann die Aktie, zum Jahresende 2013 hin Federn zu lassen. Mit den Zahlen für das 4. Quartal schauten dann verunsicherte Anleger, die von diesen Gewinnmitnahmen nichts wussten (nicht jeder handelt aus steuerlichen Gründen, zum Glück) angstvoll auf das Ergebnis und fanden einige Haare in der Suppe. Der Ausverkauf beschleunigte sich, das Minus betrug in der Spitze 15%. Einen "Ausrutscher" kann es geben, eine zweite Enttäuschung hätten Anleger nicht mitgemacht, und die Aktie wäre gefallen wie ein Stein, oder wie eine Apple-Aktie. So legte sich CEO John Mackey ins Zeug und schaffte durch eine strenge Kostenkontrolle und eine beschleunigte Ausweitung des Produktsortiments nunmehr eine positive Überraschung. Zudem deutete er auf günstigere Nahrungsmittel im Portfolio, die auch die Erschließung von Wohngegenden mit einem niedrigeren durchschnittlichen Einkommen als bislang zulassen. Und schwups, waren nicht nur die Zahlen wieder in Ordnung, auch die Erwartungen schossen in die Höhe. Über Nacht schoss die Aktie um 12% nach oben. Doch nicht, weil sie so unglaublich günstig ist und viele Anleger jetzt diese Aktie haben wollten, sondern weil es zu einem Short Squeeze kommt. Ein Short Squeeze ist eine Kursrallye, die durch erzwungene Deckungskäufe von Leerverkäufen genährt wird. Intellektuellen war schon lange klar, das Whole Foods mit seinen hochpreisigen Produkten nicht ins Unendliche wachsen kann. Und Intellektuelle shorten dann schon mal eine Aktie wie Whole Foods, sie spekulieren auf fallende Kurse. Wenn sich die Kerntheorie der Short-Spekulation dann in Luft auflöst, dann gibt es nur noch eins: Spekulation eindecken. Da man zuvor bereits Aktien verkauft hat, muss man die geschuldeten Aktien nun kaufen, egal zu welchem Preis. Und so entsteht ein Short Squeeze, der sodann noch durch die Broker befeuert wird, wenn deren Kunden nicht mehr ausreichend Sicherheiten für die offene Leerposition haben. Diese Broker erzwingen dann Deckungskäufe, egal zu welchem Preis. Ganz oder gar nicht (all or nothing), heißt es in den USA. Entweder Green Mountain Coffee erobert den gesamten Kaffeemarkt, oder das Unternehmen verschwindet von der Bildfläche. Green Mountain Coffee verkauft Kaffeemaschinen und dazu passende Kaffee-Tabs. Wir kennen das System hier in Deutschland. Das Geschäftsmodell folgt der Rasierer / Rasierklingen - Philosophie: Die Kaffeemaschinen werden günstig angeboten, anschließend müssen die Kunden die teuren Pads von Green Mountain Coffee kaufen. Tolle Idee, dachten sich die Amis und jubelten den Kurs nach dem IPO im Jahr 2012 binnen eines Jahres von 20 auf 80 Euro. Doch dann kam die Frage der Intellektuellen auf, ob denn die Kaffeetrinker Amerikas ihren Starbucks-Besuch für diese Kaffeemaschine aufgeben würden. Die Antwort war klar: Nein. Und was, wenn Starbucks eine eigene Kaffeemaschine verkauft? Die Aktie fiel bis Mitte 2012 auf 15 Euro zurück. Seither warten intellektuelle Leerverkäufer auf die Meldung von Starbucks, eigene Kaffeeröster zu vertreiben. Doch nichts. Und nun gab Green Mountain Coffee diese Woche nicht nur überraschend gute Quartalszahlen bekannt, sondern meldete auch noch eine Kooperation mit Starbucks, die in den Vertrieb der Kaffeeröster münden könnte. Eine echte Überraschung und die Aktie sprang über Nacht um 29% an. Tesla: Ist das nicht die Schmiede von Elektroautos, bei denen sich Ingenieure so richtig austoben können? Na klar, technologisch ist der Tesla-Sportwagen seinen Wettbewerbern um Längen voraus. Doch wer soll das bezahlen? Intellektuellen ist natürlich klar, dass solche Entwicklungsarbeit nicht in einem profitablen Unternehmen münden kann, Tesla wird als Wegbereiter irgendwann von der Bildfläche verschwinden, oder? Zumindest verdient ein Automobilhersteller, der gerade einmal 20.000 Autos im Jahr baut, keine eine höhere Bewertung als Fiat. Nun, diese Woche hat Tesla völlig überraschend erstmals ein profitables Quartalsergebnis vermeldet. Ja, man kann Elektroautos mit Gewinn produzieren! Das Kernargument der intellektuellen Leerverkäufer ist somit dahin. So mussten sich viele schleunigst eindecken, 34% Kursplus über Nacht war das Ergebnis. Würde ich diese Aktien nun kaufen? Nein, zunächst würde ich abwarten, bis sich die erste Panik unter den Leerverkäufern gelegt hat und der Kurs wieder ein wenig zurückkommt. Alle drei Unternehmen notieren auf einem exorbitant hohen Bewertungsniveau und leben vom Hype, der um ihre Produkte gemacht wird. Dieser Hype kann nun noch eine Weile weitergehen. Doch wenn der Hype, aus welchem Grund auch immer, abflaut, dann sind die Verluste brutal. Die Aktien sind also nur etwas für Spekulanten, die rund um die Uhr am Ball bleiben. Im Geschäftsjahr 2012 konnte Heidelberger Druckmaschinen den Verlust halbieren, für das laufende Jahr wird ein Gewinn in Aussicht gestellt. Das passt auch hierzulande nicht in das Bild der Intellektuellen, die ein klares Bild von dem Sterben der Druckerpresse hat. Bilder kommen auf's Touchpad und nicht auf's Papier. Zeitschriften werden ebenfalls auf den Touchpads gelesen und immer seltener hält man eine Zeitschrift aus Papier in der Hand. Zudem werden die guten deutschen Druckmaschinen, die nicht mehr benötigt werden, demontiert und nach China verschifft. Neuaufträge aus China dürfe sich HeidelDruck daher auch nicht erwarten. Weit gefehlt, wie wir nun sehen: Das Unternehmen kann wieder profitabel werden. Es muss nur ein wenig Speck abschneiden, sprich die Personalzahl verringern. Doch ein Kurssprung blieb nach Veröffentlichung der Zahlen aus. Warum bemerkt man nur, wenn man sich den Kursverlauf des Vortags anschaut: Da war die Aktie um 11% angesprungen - ohne Meldung, ohne News, ohne irgendeine neue Information. Scheinbar grundlos. So war das kleine Kursminus am Tag der Veröffentlichung nur eine Konsolidierung der vorweggenommenen Gewinne. Schneller als erwartet schreibt Süss MicroTec alte Zöpfe ab und konzentriert sich auf die künftigen Wachstumsmärkte. Aktuell ist die Visibilität schlecht, kaum jemand wagt eine Umsatzprognose für 2013 ohne breite Spannen aufzuzeigen. Dieser Unsicherheit ist Süss diese Woche begegnet und bekräftigte die Jahresziele trotz des erwartet schwachen Ergebnisses im ersten Quartal. Ganz anders hatten es viele Intellektuelle gesehen: Seit bei Apple keine Korken mehr knallen, muss doch eigentlich auch das Geschäft mit den Chips schwerer werden, oder? Nun, die konservativ optimistische Prognose von Süss sagt aus, dass Chips nicht nur im iPad verbaut werden, sondern auch in anderen Touchpads, in Smartphones und künftig vielleicht auch im Toaster (als Synonym für diverse andere elektronische Geräte, die man irgendwann mal intelligent machen könnte). Um 8% war die Aktie jedoch im Vorfeld dieser positiven Überraschung bereits gestiegen, und so folgte am Tag der Veröffentlichung der Meldung nur noch eine Konsolidierung der Gewinne. Handelt es sich hierbei nun um Insiderwissen, das zum eigenen Vorteil missbraucht wird? Nun, ich denke diese Beispiele zeigen lediglich, dass bei kleineren Unternehmen hier in Deutschland die Informationsverbreitung noch optimiert werden kann. Ich nehme nicht an, dass Insider hier ihr Wissen preisgegeben haben. Doch Analysten mit einem guten Gespür können aus einem Gespräch mit dem Unternehmen häufig mehr herauslesen als gesagt wird. Auf die Frage: "Morgen kommen Zahlen, werden Sie heute nach gut schlafen?", kann die Antwort schon mal lauten: "Nun, ich bin froh, wenn der morgige Tag vorbei ist". Das kann wiederum auf den Streß gemünzt sein, der mit so einer Veröffentlichung einhergeht, kann aber auch ein Hinweis auf die zu erwartenden Zahlen sein. Wie der Analyst die Antwort interpretiert, ist dann seine Sache. Und je länger der Analyst seinen Gesprächspartner kennt, desto besser kann er solche Aussagen einordnen. Und so kann es schon mal sein, dass ein Analyst VOR Veröffentlichung der Zahlen eine ganz gute Erwartung hat und noch schnell ein paar seiner Kunden in die Aktie reinholt. Und übrigens: Nicht selten sind die Schlussfolgerungen des Analysten auch falsch, es bleibt also auch bei solchen Vorfällen noch immer eine spekulative Komponente im Handeln der Akteure enthalten. In den USA sind die Insiderregeln inzwischen so scharf, dass auch so etwas kaum noch passiert. In den USA gibt es insbesondere auch Schulungen für Insider, in denen solche Szenarien eingeübt werden. In Deutschland sind wir davon noch weit entfernt. Hier fällt eine solche Kursbewegungen niemandem auf ... außer Ihrem Autor. Schauen wir uns mal an, was die wichtigsten Indizes diese Woche getan haben: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (09.05.2013) | Woche Δ Dow Jones: 15.083 | 1,7% DAX: 8.263 | 3,8% Nikkei: 14.608 | 6,7% Euro/US-Dollar: 1,30 | -0,6% Euro/Yen: 131,86 | 2,4% 10-Jahres-US-Anleihe: 1,81% | 0,18 Umlaufrendite Dt: 1,07% | 0,07 Feinunze Gold: $1.457 | -1,4% Fass Brent Öl: $104,22 | 1,5% Kupfer: 7.402 | 5,4% Baltic Dry Shipping: 889 | 1,8% Endlich ist es soweit: Der DAX hat ein neues Allzeithoch erklommen. Bis 8.358 Punkte kletterte der deutsche Index heute früh. Wenn Sie sich die Wirtschaftsnachrichten anschauen, mögen Sie es kaum glauben. Allein diese Woche hat der DAX um 3,8% zugelegt. Das ist nichts gegen die +6,7% des Nikkei vor dem Hintergrund der lockeren japanischen Geldpolitik. Der Yen hat diese Woche wieder seinen Rückwärtsgang eingelegt und gab 2,4% gegenüber dem Euro ab. Auch der Dow Jones erreicht ein Allzeithoch nach dem anderen, begleitet vom S&P 500. Getragen von Quartalszahlen streben die Börsen von Rekord zu Rekord. Wenn nur die Politik die Füße still hält, denken sich die Anleger und genießen den Dividendenregen und die Kursgewinne. Wie lange kann das noch weitergehen? Oder lohnt es sich noch, aufzuspringen? | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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