Beitrag gelesen: 1686 x |
||
Eine Illusion ist zerplatzt.
Der Mythos vom sicheren Hafen hat sich krachend verabschiedet. Die scharfe Korrektur des Goldpreises - man kann diese durchaus als Crash bezeichnen - hat Panik bei zahlreichen Anlegern hervorgerufen. Innerhalb von nur zwei Handelstagen hat der Goldpreis 244 US-Dollar nachgegeben, was einem Kursrückgang von 15,6 % entspricht. Der Abstand zum Allzeithoch vom 06. September 2011, als der Goldpreis 1.921 US-Dollar erreichte, beträgt mittlerweile sogar über 30 %. Somit befindet sich Gold „per Definition“ in einem Bärenmarkt - eine Tatsache, die viele Anleger nicht wahrhaben wollen. Gilt doch Gold seit jeher als sicherer Hafen schlechthin, als optimaler Inflationsschutz und unverzichtbare Alternative zu den Anleihe- und Aktienmärkten, frei von jeglicher Willkür der Zentralbanken. Warum dann dieser Absturz? Kleines Volumen, mangelnde Liquidität Das Handelsvolumen des Goldmarktes ist im globalen Vergleich zu den Anleihe- und Aktienmärkten sehr gering. Der aktuell weltgrößte Goldfonds - der SPDR Gold Trust ETF - besitzt eine Marktkapitalisierung von 57,89 Mrd. US-Dollar. Zum Vergleich: Alleine die BASF-Aktie kommt heute auf eine Marktkapitalisierung von rund 81 Mrd. US-Dollar. Dieses latent vorhandene - weitgehend ignorierte - Risiko der eingeschränkten Liquidität kommt jetzt voll zum Tragen. Viele Anleger wollen gleichzeitig verkaufen und treffen auf eine ungenügende Nachfrage: Der Preis rauscht nach unten. Dem grundlegenden Marktmechanismus - Preisbildung durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage - kann sich auch der Goldmarkt nicht entziehen! Verschärfend kommt hinzu, dass der Goldhandel durch „moderne Konstruktionen“ in Form von ETFs, Zertifikaten, Fonds und sonstigen Anlagevehikeln in den letzten Jahren viel schneller, einfacher und komfortabler geworden ist. Aber: Auch schnelles Verkaufen ist einfacher geworden. Kollektive Panikverkäufe erzeugten ein gewaltiges Handelsvolumen, welches der Goldmarkt nicht schnell genug aufnehmen konnte – die Abwärtsspirale konnte äußerst dynamisch in Gang gesetzt werden. Wohin geht die Reise? Grundsätzlich ist bisher nicht mehr als eine große und folgerichtige Korrektur auf den „fahnenstangenartigen“ Anstieg von 2001 bis 2011 passiert. Die zähe und per Saldo Seitwärts-/ Abwärtsbewegung beim Gold seit dem Rekordhoch im September 2011 hat jetzt offensichtlich dazu geführt, dass viele Gold-Anleger kollektiv und im gleichen Zeitraum ihre Geduld verloren und verkauft haben. Die große und blasenähnliche Übertreibung beim Goldpreis hat sich damit spürbar abgebaut. Ob mit dem jüngsten Kursrutsch die Korrektur dieses zehnjährigen Anstiegs bereits abgeschlossen ist, oder ein weiterer, crashartiger Verfall zu befürchten ist, kann aus technischer und fundamentaler Sicht mit keiner hinreichend großen Wahrscheinlichkeit konstatiert werden. Gold generiert keine laufenden Erträge und die Konkurrenz hoher Dividendenrenditen an den Aktienmärkten belastet tendenziell den Goldpreis. Fazit Der vermeintlich „sichere Hafen“ Gold ist keinesfalls von Volatilität befreit – auch wenn dies offensichtlich viele Anleger irrtümlich angenommen haben. Die aufgestaute Abwärtsdynamik hat sich äußerst rasant entladen und dabei viele Anleger – die in den letzten beiden Jahren verstärkt in Gold investiert haben – auf dem falschen Fuß erwischt. Sie sollten weiterhin die Risiken des sehr engen Goldmarktes nicht unterschätzen! Eine Beimischung von Gold zu Ihrer individuellen Anlagestrategie kann sicher nicht schaden, sollte jedoch stets mit Bedacht gewählt werden! Eine detaillierte Einschätzung der aktuellen Situation des Goldmarktes ist im gerade erschienenen Update unserer Gold-Studie erhältlich. Sie können die Studie jetzt kostenlos unter www.gruener-fisher.de anfordern. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
|