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Okay, wir befinden uns noch immer in der gefährlichen Phase mit wenig neuen Meldungen, die uns eine Orientierung zur wirtschaftlichen Verfassung geben könnten. Die wenigen verfügbaren Daten wie die Arbeitsmarktstatistik oder auch die Entwicklung der US-Hausverkäufe, sind inzwischen auf dem Niveau, das vor Monaten erhofft wurde – aber nicht besser. Die Rallye beim DAX von 3.600 auf 5.700 Punkte ist also gerechtfertigt, doch nun fehlen die Fakten, die eine Fortsetzung begünstigen.
So ist nun die Zeit der Zweifler wieder gekommen: Werden die G20 ihr Versprechen wahr machen und insgesamt rund 9 Billionen Euro in Konjunkturprogramme stecken? Und wenn dies geschieht, werden die Mittel denn geeignet sein, um die Wirtschaft auf die Beine zu stellen oder aber ist das nichts weiter als ein Strohfeuer? Nun, Sie kennen diese Zweifel und ich brauche sie nicht mehr wiederholen. So ist der DAX am Montag kräftig eingebrochen. Am Dienstag fassten sich einige Anleger ein Herz und kauften kräftig ein, sodass der DAX seine Vortagsverluste gut machen konnte. Die gute Stimmung hielt bis in den späten Mittwoch an, bis die US-Notenbank ihr Statement zur Zinsentwicklung ausgab. Bernanke, Chef der US-Notenbank Fed, befindet sich weiterhin auf des Messers Schneide: Er muss die geldpolitischen Zügel locker genug lassen, um die Wirtschaft nicht abzuwürgen, gleichzeitig darf er jedoch keine Inflationstendenzen zulassen. Das Statement hat jedoch für einen Paukenschlag gesorgt: Die Formulierungen der Fed haben sich verändert. Sprach Bernanke noch vor kurzem davon, alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel zu nutzen, um die Liquidität zu stützen, so spricht er jetzt nur noch von einigen Mitteln. Wie ich vor einigen Wochen beschrieben habe, geht er damit weiter den Weg, die offenen Geldhähne langsam zuzudrehen, ohne dazu am Leitzins zu drehen. An den Anleihemärkten wurde zunächst die Nachricht begrüßt, dass Bernanke den Leitzins für „eine bedeutend lange Zeit“ auf niedrigem Niveau belassen werde und so stiegen die Preise der Anleihen, die Rendite fiel. Damit bleiben in meinen Augen bis auf Weiteres Aktien die attraktivere Anlagemöglichkeit. Dennoch wurde die Aussicht auf weiter niedrige Zinsen am Aktienmarkt nicht so positiv aufgenommen, dort sah man offensichtlich nur die Interpretation, dass die Geldhähne langsam aber sicher zurück gedreht würden. Die Aktienbörsen brachen ein, der DAX fiel in der letzten Handelsstunde des Mittwochs über ein Prozent. Aber auch am Donnerstag erfolgte umgehen zunächst eine Erholung bis am Abend die US-Arbeitsmarktdaten für Unruhe sorgten: Die Rate stieg zwar langsamer als erwartet, aber auf dem aktuellen Niveau der Aktienbörsen erhofften sich Anleger endlich einmal eine Kehrtwende: Es müssen Arbeitsplätze geschaffen werden! Also brach der DAX erneut ein, diesmal um 1,5% binnen einer Stunde. Ich habe jedoch noch eine weitere Erklärung für die hohe Volatilität dieser Woche: Am Montag ist der jüdische Feiertag Yom Kippur. An der Wallstreet arbeiten viele Juden und sie werden am Montag Urlaub machen. Dies ist inzwischen in der ganzen Finanzwelt bekannt und so bereiten sich auch viele Nicht-Juden auf den Feiertag vor, indem sie ihre Positionen zuvor auflösen. Nach den Kursgewinnen der vergangenen Wochen stehen da Gewinnmitnahmen auf der Tagesordnung. Schauen wir uns einmal die Wochenperformance der wichtigsten Indizes an: INDIZES (24.09.2009) Dow Jones: 9.707 | -0,8% DAX: 5.605 | -2,2% Nikkei: 10.265 | -1,7% Euro/US-Dollar: 1,467 | -0,3% Euro/Yen: 132,93 | -1,0% 10-Jahre-US-Anleihe: 3,38% | -0,1 Umlaufrendite Dt: 3,04% | 0,0 Feinunze Gold USD: $995,62 | -1,5% Fass Crude Öl USD: $66,13 | -8,8% Baltic Dry Shipping I: 2.163 | -9,5% Die Kursrückschläge konnten meist wieder ausgeglichen werden, so dass das Wocheminus unterm Strich relativ gering ausfällt. Auffällig ist der Ölpreiseinbruch um 8,8%. Wie immer wird daraus gefolgert, dass die Wirtschaft eben nicht an Fahrt gewinnt und der Konjunkturpessimismus macht sich anhand des Ölpreisverfalls breit. Die Idee, dass der Ölpreis aufgrund der großen spekulativen Positionen auch von anderen Faktoren neben realwirtschaftlichen beeinflusst wird, kommt den wenigsten Anlegern. Geschweige denn, dass ein Ölpreis über 70 USD/Fass in meinen Augen ohnehin viel zu überteuert ist. Der Ölpreis könnte in meinen Augen bis auf 50 USD/Fass zurückfallen ohne die Konjunktur in Frage zu stellen. Wenngleich der DAX noch immer bei 5.600 Punkten notiert, haben die vergangenen Tage doch schon dafür gesorgt, dass die Stimmung unter den Anlegern deutlich eingetrübt wurde. Das ist ein positives Zeichen. Schauen Sie selbst: SENTIMENTDATEN ANALYSTEN: Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen): Kaufen / Verkaufen 5.-11. Sept (161): 76% / 24% 11.-18. Sep (171): 77% / 23% 18.-25. Sep (169): 71% / 29% ANALYSTEN KAUF Krones, Renault, Vinci ANALYSTEN VERKAUF K+S, Q-Cells, GDF Suez PRIVATANLEGER: Aktuell 64% Bullen (+5%, 83 Stimmen) Durchschnittlich erwarteter DAX-Endstand für heute: 5.700 PRIVATANLEGER KAUF Washington Mutual, Freenet, PRIVATANLEGER VERKAUF Deutsche Bank, Commerzbank, Siemens Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise erstellt: http://www.sharewise.com?heibel Während in der Vorwoche noch 69% der Privatanleger bullisch gestimmt waren, sind es nun nur noch 64%. Nach der Rallye der vergangenen Monate erwarte ich kaum noch ein baldiges Abrutschen der bullischen Stimmung unter 50%, wir nehmen also die Rückgänge, die uns gegeben werden. Gestern Abend schließlich kam Blackberry Anbieter Research in Motion mit einer Gewinnwarnung heraus: Die Umsatzprognose für das dritte Quartal fiel deutlich niedriger aus, als Anleger es sich erhofft hatten. Und so wird nun eines meiner derzeit beiden Lieblingsthemen, das Mobile Internet, in Frage gestellt: Hält das Mobile Internet was es verspricht? Oder ist das Thema Blackberry, iPhone und Pre völlig unberechtigt hochgejubelt worden? Und wie wird sich die Börse nach dem jüdischen Feiertag entwickeln? Sind die Kurse zu hoch, so dass eine Verkaufswelle ausgelöst werden könnte, die nicht mehr so leicht zu stoppen ist? Oder erleben wir einmal mehr nur ein Korrektürchen? | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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