Alt 04.02.21, 17:40
Standard „Ist der Wilde Westen zurück?“
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Kleinanleger vs. Hedgefonds.

Seit mehreren Wochen treibt eine spannende Story die Finanzmedien und Anleger um: Kleinanleger organisieren sich und greifen die großen Hedgefonds an! Diese Anleger nehmen Aktien mit einer hohen Leerverkaufsquote unter die Lupe, organisieren sich auf einer Internetplattform (Reddit) und setzen durch Aktienkäufe die Hedgefonds unter Druck, welche für die Leerverkäufe hauptverantwortlich sind.

Kurskapriolen als Warnzeichen?

Im Falle der Gamestop-Aktie sorgte dies für einen fahnenstangenartigen Kursanstieg mit extremer Volatilität, und tatsächlich auch zu hohen Hedgefonds-Verlusten. Mittlerweile beschäftigen sich nicht nur die typischen Börsenkommentatoren mit diesem Thema, sondern auch nicht börseninteressierte Leute, Unternehmer, Politiker – und die Börsenaufsicht.

Sind diese Entwicklungen als bahnbrechende Neuigkeit für die breiten Märkte zu interpretieren, die jeder Anleger berücksichtigen sollte? Oder handelt es sich dabei nur um eine dramatisierte Berichterstattung mit hohem Unterhaltungswert? Aus unserer Sicht sollte man klar festhalten: Diese Story ist nichts, worüber sich langfristige Investoren allzu viele Gedanken machen sollten.

Typische Euphorie?

Langfristige Investoren sollten in der aktuellen Marktphase sehr sorgfältig beobachten, wie sich die Marktstimmung weiter entwickelt. Optimismus ist nützlich für die Dynamik, eine weitreichende Euphorie ist dagegen gefährlich. In diesem Fall ist es eine naheliegende Meinung, dass es sich bei diesen Kleinanlegern um „euphorische Spekulanten“ handelt, die hoffnungslose Unternehmen mit furchtbaren Fundamentaldaten kaufen. Zugegeben, wer sich in das Reddit-Forum „wallstreetbets“ einliest, der wird viele kuriose Kommentare zu den jeweiligen Aktien lesen können, die vor Euphorie nur so strotzen. Dennoch glauben wir nicht, dass diese neuartigen Ereignisse die Merkmale einer typischen Euphorie in sich tragen.

Wenn die Euphorie an den Märkten um sich greift, werden Investoren in die Ecke gedrängt und ausgelacht, die einen positiven Marktverlauf anzweifeln. Euphorische Anleger klammern sich in der Phase um den finalen Hochpunkt herum an weit hergeholte Argumente, warum die Aktien immer weiter steigen könnten. Sie projizieren astronomische Gewinnannahmen in die Zukunft und steigern ihre Erwartungshaltung auf ein nicht realisierbares Niveau. In der aktuellen Situation ist es eher so, dass die mobilisierten Kleinanleger primär investieren, um den Hedgefonds eins auszuwischen. Darunter mischen sich Anleger, die tatsächlich von einer Erholungsbewegung der „deep value“-Werte überzeugt sind – in der Regel liegt allerdings keine ernstgemeinte überzogene Erwartungshaltung für die jeweiligen Unternehmen vor. Erst wenn diese marktbreit auftritt, ist die typische Ursache für ein klassisches Bullenmarktende gegeben.

Fazit

Die Reddit-Story dominiert die Schlagzeilen, Medien berichten begeistert von einem „modernen Klassenkampf“. Viele Anleger sind sich noch nicht ganz klar darüber, wie diese Ereignisse überhaupt zu bewerten sind. Langfristig orientierte Anleger sollten dieses Thema möglichst emotionslos betrachten! In der aktuellen Marktphase ist es gar nicht ungewöhnlich, dass euphorische Tendenzen sichtbar werden. Hohe Volatilität erregt Aufmerksamkeit, es entstehen teilweise verrückte Kapriolen. Der geduldige Anleger weiß jedoch: Angst und Gier bewegen den Aktienmarkt. Wenn alle ängstlich sind, ist Mut eine Tugend. Und wenn alle um einen herum verrücktspielen und dem schnellen Reichtum hinterherjagen, braucht es den berühmten kühlen Kopf.

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Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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