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Durchwachsene Q-Zahlen der führenden US-Banken sowie überraschend hohe Inflationszahlen aus den USA haben die Aktienmärkte diese Woche belastet. Erst am Freitag kam Hoffnung auf, dass der nächste Zinsschritt der US-Notenbank zwar groß, aber der vorerst letzte sein könnte: "One and done" - einmal noch, das war's dann aber.
So rechnen aktuell 71% der befragten Volkswirte für die nächste Notenbanksitzung am 27. Juli mit einer Zinsanhebung um 0,75%, 29% gehen sogar von einem ganzen Prozentpunkt aus. Die Inflationszahlen, die wir diese Woche gesehen haben, beziehen sich auf den Monat Juni. Seither sind die Rohstoffpreise jedoch bereits deutlich zurück gekommen. Abbildung 1: Rohstoffpreise (DB-Commodities) entwickelt sich seit Wochen stark rückläufig Eine weitere Belastung aus US-Sicht war der starke US-Dollar. Gegenüber dem Euro wurde diese Woche die Parität erreicht, ein Euro kostet erstmals seit 2002 nur noch ein US-Dollar. Der starke US-Dollar ist das Resultat des beherzten Vorgehens der US-Notenbank bei der Inflationsbekämpfung. Doch das hat zur Folge, dass Exporte für US-Unternehmen teurer werden und im Ausland erzielte Einnahmen weniger US-Dollar wert sind. Insbesondere international agierende US-Unternehmen gerieten daher in der abgelaufenen Woche unter die Räder. Des einen Leid ist des anderen Freud, sollte man meinen. Doch in Europa wird der schwache Euro nicht als Exporthilfe begrüßt, sondern als Zeichen einer verlorenen Wettbewerbsfähigkeit betrachtet. Außerdem schaut Europa wie ein Kaninchen auf die Schlange Putin und fürchtet, dass die Gaslieferung nach der Wartung von Nord Stream I nicht wie versprochen wieder anlaufen. Was wäre eigentlich, wenn Putin bei der Wartung feststellt, dass größere Instandsetzungsmaßnahmen für Nord Stream I nötig sind, er jedoch ersatzweise die versprochenen Lieferungen über Nord Stream II anbietet? Die Erholung, die vor einer Woche angelaufen war, endete diese Woche. Neue Tiefs wurden jedoch bislang noch nicht geschrieben. Es bleibt also spannend. Schauen wir uns mal die wöchentliche Veränderung der wichtigsten Indizes an: Wochenperformance der wichtigsten Indizes INDIZES (15.07.22) Woche Δ Σ '22 Δ Dow Jones 31.288 -0,6% -13,9% DAX 12.865 -0,9% -19,0% Nikkei 26.788 1,0% -7,0% Shanghai A 3.383 -3,8% -11,3% Euro/US-Dollar 1,01 -1,0% -11,1% Euro/Yen 139,71 0,9% 6,8% 10-Jahres-US-Anleihe 2,93% -0,15 1,42 Umlaufrendite Dt 0,95% -0,15 1,23 Feinunze Gold $1.707 -2,3% -6,5% Fass Brent Öl $101,10 -5,2% 28,3% Kupfer $7.254 -6,1% -25,1% Baltic Dry Shipping $2.002 -3,4% -9,7% Bitcoin $20.833 -4,9% -55,7% Angst vor der Inflation belastet die Aktienmärkte: Dow Jones -0,6%, DAX -0,9% und in China gab der Shanghai A-Aktienindex sogar 3,8% ab. In der Region um Shanghai wurden weitere Corona-Fälle registriert und Lockdown-Maßnahmen werden wieder ausgeweitet. Die Erwartung "one and done" zeigt sich auch auf den Anleihemärkten: die Rendite der 10 Jahre laufenden US-Anleihe ist wieder unter 3% gesunken, die Umlaufrendite gab diese Woche ebenfalls deutlich ab. Die vorläufig höchsten Inflationsdaten liegen hinter uns, so die neue Hoffnung. Denn sämtliche Rohstoffe befinden sich im Rückwärtsgang: Gold -2,3%, Öl -5,2% und Kupfer -6,1%. Auch die Logistikkosten sinken, der Baltic Dry Verschiffungsindex sank um 3,4%. Rohstoffe und Logistikkosten sorgten für die erste Runde der Inflation. Die erste Runde scheint nun zu enden. Runde zwei werden die Lohnverhandlungen sein, da dürfen wir gespannt sein. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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