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NEW YORK (Dow Jones)--Zur Wochenmitte hat die technologielastige Nasdaq an der Wall Street deutlich angezogen, die übrigen Indizes hinkten hinterher. Für gute Stimmung im Technologiesektor sorgte der Geschäftsausweis von Netflix. Insgesamt verwiesen Händler auf das sich auf historischen Tiefständen bewegende Sentiment an den US-Börsen. Dieser Umstand eröffne aber Chancen auf einen Wendepunkt der Marktkrise, hieß es im Handel. Auslöser könnte die Berichtsperiode der Unternehmen sein.
"Die Marktstimmung ist heute schlechter als zu Beginn der Pandemie; selbst 2008 verblasst im Vergleich zur aktuellen Baisse. Diese Berichtsperiode könnte der Katalysator dafür sein, dass sich das langsam ändert", sagte Portfolioverwalter Keith Buchanan von Globalt. An anderer Stelle wurde auf Hoffnungen verwiesen, russische Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 könnten am Donnerstag wieder aufgenommen werden, womit sich das Rezessionsrisiko zumindest in Europa deutlich verringerte. Der Dow-Jones-Index legte um 0,2 Prozent auf 31.875 Punkte zu, S&P-500 und Nasdaq-Composite stiegen um 0,6 bzw. 1,6 Prozent. An der Nyse wurden 2.244 (Dienstag: 2.711) Kursgewinner gezählt, ihnen standen 1.032 (552) Verlierer gegenüber - 111 (117) Titel schlossen unverändert. Selbst schwache Immobiliendaten taten der Stimmung keinen Abbruch: Die Verkäufe von Bestandsbauten in den USA waren den fünften Monat in Folge gesunken und hatten zudem die Erwartungen verfehlt. Steigende Marktzinsen und anziehende Preise senkten die Kauflust. Doch lieferten die Quartalsausweise der Unternehmen einige positive Überraschungen: Hier war vor allem Netflix (+7,4%) zu nennen. Der Streaming-Anbieter hatte zwar im zweiten Quartal Abonnenten verloren, aber längst nicht so viele wie befürchtet. Der Pharmakonzern Abbott Laboratories schnitt ebenfalls besser ab als erwartet und hob zudem den Ausblick an. Die Aktie fiel gleichwohl um 1,5 Prozent, weil die Nährmittelsparte einen Umsatzrückgang verzeichnet hatte. Eine Rückrufaktion für Babynahrung und ein zeitweiser Herstellungsstopp der entsprechenden Produkte belasteten. Licht und Schatten enthielt der Ausblick des Krankenversicherers Elevance Health (-7,6%). Die Gesellschaft hatte zwar die Jahresprognose des bereinigten Gewinns erhöht, wurde allerdings für das unbereinigte Ergebnis pessimistischer. Mehr verdient als erwartet hatte der Börsenbetreiber Nasdaq (+6,1%). Das Unternehmen kündigte überdies einen Aktiensplit im Verhältnis 1:3 an. Der Einzelhändler Bath & Body Works (+3,38%) verschreckte zunächst mit einer Gewinnwarnung. Wegen Warnungen der Wettbewerber und der Tatsache, dass sich das allgemeine Umfeld für die Verbraucher verschlechtert habe und die Inflation auf einem 40-Jahreshoch liege, seien Investoren bereits vorbereitet gewesen, hieß es. Der Öldienstleister Baker Hughes (-8,3%) wartete mit einem Quartalsverlust auf und sprach zudem von einer sich weiter eintrübenden Nachfrage. Für den Kurs von Merck & Co ging es um 2,9 Prozent nach unten, nachdem das Mittel Keytruda in einer Studie bei der Behandlung von Kopf-Hals-Karzinomen (HNSCC) gescheitert ist. "Sichere Häfen" kaum gefragt - Draghi drückt Euro Dass sich die Stimmung zu bessern schien, zeigt sich bei den "sicheren Häfen". Der Rentenmarkt drehte ins Minus, in der Folge drehten die Renditen ins Plus. Der Dollar legte indes aber zu, der Dollarindex stieg um 0,4 Prozent. Dies war aber in erster Linie der Schwäche des Euro geschuldet. Denn der geriet am frühen Abend unter Druck und fiel klar unter die Marke von 1,02 US-Dollar. Im Handel verwies man auf die drohende Regierungskrise in Italien. Denn die Bemühungen von Ministerpräsident Mario Draghi, die jüngste Regierungskrise beizulegen, waren gescheitert. Drei Regierungsparteien verweigerten die Teilnahme an einer von Draghi geforderten Vertrauensabstimmung. Damit drohen in Italien nun doch Neuwahlen mit ungewissem Ausgang. Die Ölpreise sanken, obwohl sich die Rohöllagerbestände in den USA in der Vorwoche verringert hatten. Allerdings nahmen die Benzinbestände entgegen der Erwartung deutlich zu. Im Handel war von einer schwachen Kraftstoffnachfrage in den USA die Rede. Der Markt bewege sich aktuell im Spannungsfeld aus der Befürchtung einer möglicherweise konjunkturbedingt zurückgehenden Nachfrage und einem knappen Angebot, hieß es. Gold verbilligte sich - belastet von der Dollarstärke und gestiegenen Marktzinsen. Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com DJG/DJN/flf (END) Dow Jones Newswires July 20, 2022 16:13 ET (20:13 GMT) Copyright (c) 2022 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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