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Ich könnte mir sogar vorstellen, dass selbst ein weiterer Schuldenschnitt für Griechenland europaweit, inklusive Wohlfühldeutschland, gelassen hingenommen würde. Wird im nächsten Jahr der Angriff der Finanzmärkte auf Italien erfolgen? Oder gar auf Frankreich? In dieser friedlich weihnachtlichen Stimmung kann ich mir das kaum vorstellen. Und so werden wir wohl zumindest als Wohlfühldeutschland mit der großen Koalition ins neue Jahr starten.
Die US-Notenbank hat nach der letzten Sitzung mit Ben Bernanke als ihrem Vorsitzenden den Einstieg in den Ausstieg gewagt: Das Tapering (Drosselung der Geldflutung) beginnt im Januar mit einer Reduktion des Ankaufvolumens von 85 Mrd. USD auf 75 Mrd. USD. Ein moderater erster Schritt, der zunächst unbefristet gelten bleibt, bis die Situation weitere Schritte ermöglicht. Alles sehr moderat also. Sogar einen Zinsausblick hat Bernanke gegeben: Bis Ende 2014 braucht man sich keine Sorgen über Zinserhöhungen zu machen. Wie von mir mehrfach beschrieben, haben die Märkte diese Meldung freudig zur Kenntnis genommen. Endlich ist der Patient US-Wirtschaft auf der Intensivstation stabil, und die Medikation kann langsam zurückgefahren werden. Bis zum Jahresende brauchen wir nun keine Crashs mehr fürchten, und auch das neue Jahr dürfte freundlich beginnen. Eine Wohlfühlkoalition in Deutschland, eine gesunde US-Wirtschaft mit moderater Fed, und sogar aus Russland sind friedliche Töne zu Weihnachten zu hören: Putin hat 10.000 Gefangene freigelassen, darunter Chordorkowski und die Mädels von Pussy Riots. Ich habe zu Weihnachten das Hörbuch "Schwarzer Schwan" geschenkt bekommen. Ein schwarzer Schwan ist in der Finanzwelt ein Ereignis, das niemand kommen sah. Galten im Mittelalter schwarze Schwäne als nicht existent, wurden mit der Entdeckung Australiens plötzlich eben diese nach Deutschland gebracht. Zuvor hätte jeder sein Haus darauf verwettet, dass es keine gibt. Ähnlich kommt mir die Situation an den Finanzmärkten vor: Der DAX auf Rekordniveau und die 10.000 Punkte in Sicht. Die Politik legt den Schmusegang ein, nicht nur in Deutschland sondern weltweit. Die vielen Störfaktoren der vergangenen Jahre, sie scheinen endlich im Griff zu sein. Ich habe mich entschieden, unsere Depotversicherung auch für das Jahr 2014 bestehen zu lassen. Doch neben dieser Versicherung wird es wohl bis auf Weiteres so sein, dass endlich Unternehmensentwicklungen verantwortlich für die Kursentwicklungen sein werden. Ich darf, wenn nichts dazwischen kommt, im kommenden Jahr endlich mal den Schwerpunkt auf Unternehmensanalysen legen und nicht auf die Beobachtung der politischen Störfeuer. Hallelujah! Schauen wir uns einmal die Entwicklung der wichtigsten Indikatoren im Wochenverlauf an: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (19.12.2013) | Woche Δ Dow Jones: 16.179 | 2,8% DAX: 9.336 | 3,5% Nikkei: 15.870 | 3,0% Euro/US-Dollar: 1,36 | -0,8% Euro/Yen: 142,47 | 0,0% 10-Jahres-US-Anleihe: 2,93% | 0,05 Umlaufrendite Dt: 1,50% | 0,00 Feinunze Gold: $1.196 | -2,5% Fass Brent Öl: $110,23 | 1,4% Kupfer: 7.254 | 0,4% Baltic Dry Shipping: 2.134 | -8,7% Nach der Fed-Entscheidung, die Liquiditätsflutung zu drosseln, ging's kräftig nach oben. Ich erwarte nun, dass Janet Yellen das Anleihenkaufprogramm im kommenden Jahr auf Null zurückfahren wird. Sollten neue Probleme aufkommen, so wird sie meiner Ansicht nach andere Instrumente ergreifen als einfach nur den Immobilienmarkt durch den Ankauf von Immobilienanleihen zu stützen. Es ist dann nur eine Frage der Zeit, bis die erste Zinsanhebung in den USA ansteht. Ein Zinsniveau bis 2%, ggfls. sogar bis 3%, gilt als stimulierend. Wir können also noch lange nicht davon sprechen, dass die Fed die Wirtschaft bremsen wird, wenn sie den Leitzins von derzeit 0% auf 1% oder gar 1,5% heben sollte. Dennoch werden die Aktienbörsen panisch auf eine in Aussicht gestellte Zinsanhebung reagieren. Denn sämtliche Finanzinstrumente sind derzeit auf sehr niedrige langfristige Zinsen angelegt. Doch gerade der langfristige Zins wird bereits frühzeitig zu steigen beginnen. Festgelegt wird von der Fed ja nur der kurzfristige Zins. Der langfristige Zins ist das Ergebnis der Erwartung der Marktteilnehmer über die Zinsentwicklung. Und wenn die Erwartung steigender Zinsen näher rückt, wird der langfristige Zins kräftig ansteigen. Im Jahr 2013 ist der Zins für 10 Jahre laufende Staatsanleihen übrigens bereits von 1,7% auf heute 2,9% angesprungen. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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