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FRANKFURT (Dow Jones) - Rabenschwarze Nachrichten aus Griechenland und unbefriedigende Quartalszahlen haben den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag unter Druck gesetzt. Der DAX verlor 1% bzw 62 auf 6.169 Punkte. Auch der Umsatz war sehr hoch. So gingen in DAX-Titeln auf Xetra rund 173,7 (Vortag: 148,8) Mio Aktien im Wert von rund 6,13 (Vortag: 4,62) Mrd EUR um. Die Furcht vor einer Zahlungsunfähigkeit Griechenlands nahm im Tagesverlauf deutlich zu und drückte Unternehmensberichte und Konjunkturdaten in den Hintergrund. Zudem enttäuschten die Geschäftszahlen von Nokia.
Die griechische Tragödie spielte am Donnerstag gleich in zwei Akten: So stellte die europäische Statistikbehörde Eurostat am Vormittag fest, das Defizit der Hellenen 2009 habe 13,6% des BIP betragen, anstelle der bislang von der Regierung in Athen angegebenen 12,9%. Die Statistikbehörde meldete zudem Zweifel an der Qualität der gemeldeten Daten von Griechenland an. Diese könnten zu einer Revision für 2009 in einer Größenordnung von 0,3 bis zu 0,5 Prozentpunkt beim Defizit führen. Am Nachmittag dann der zweite Akt: Die Ratingagentur Moody's senkte erneut die Bonität der Griechen auf nunmehr "A3" und drückte damit den Euro auf ein neues Ein-Jahres-Tief. Zudem hat Moody's den Ausblick für die finanzielle Zukunft der Hellenen auf "negativ" gesetzt und selbst das Prime-1-Rating für kurzfristige Emissionen wurde auf "under review" für eine Herabstufung gestellt. Die Athener Börse brach um knapp 4% ein. Am Markt für Kreditversicherungen (CDS) sprangen die Versicherungsprämien auf Rekordniveaus über 600 Basispunkte, nachdem sie am Vortag noch um 500 Bp gelegen hatten. Kann das Land seine Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen, dürften auf die stark in Griechenland investierten deutschen Banken abermals Abschreibungen auf Not leidende Kredite zukommen. Banken und Versicherer standen damit europaweit unter kräftigem Abgabedruck. Die Konjunkturdaten des Tages gingen demgegenüber unter: So ermutigten die Verkäufe bestehender US-Häuser. Mit +6,8% stieg die Jahresrate deutlicher als erwartet an. Die US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe lagen indes im erwarteten Rahmen, die US-Verbraucherpreise fielen etwas höher aus. Technische Analysten hoffen nun, dass die DAX-Unterstützungen bis 6.080 Punkte halten. Unter kräftigem Abgabedruck standen besonders die Finanzwerte. Deutsche Bank verbilligten sich um 2,5% auf 53,96 EUR, für Commerzbank ging es um 2,9% auf 6,09 EUR nach unten. Auch Versicherer schlossen schwach, da Händler hier den größten Abschreibungsbedaf auf griechische Bonds im Bestand fürchten. Allianz fielen um 2% auf 89,07 EUR. Von ihrer schwachen Seite zeigten sich auch die Technologiewerte; hier belasteten abermals enttäuschende Quartalszahlen von Nokia. Der finnische Handy-Hersteller hat im ersten Quartal weniger umgesetzt und verdient als erwartet. Die Aktie brach um rund 14% ein. Die Titel von Infineon, Zulieferer von Nokia, sanken um 2% auf 5,29 EUR. Siemens als Joint-Venture-Partner der Finnen bei Nokia Siemens Networks fielen sogar um 2,3% auf 71,39 EUR. Auf der Gewinnerseite standen nach einer Heraufstufung durch die Deutsche Bank Merck, die um 2,1% auf 63,13 EUR anzogen. Gestützt wurde der Kurs auch von guten Quartalszahlen und einem optimistischen Ausblick der südkoreanischen LG Display. Das Unternehmen stellt LCD-Panels her, Merck ist einer der weltweit größten Hersteller von Flüssigkristallen. Auch VW stiegen am Tag ihrer Hauptversammlung um 1,2% auf 76,18 EUR. Im MDAX kamen besonders die konjunktursensitiven Werte unter die Räder. Unter anderen verloren HeidelDruck 4,7% und GEA 4,2%. Nur ElringKlinger konnten sich mit einem deutlicheren Plus von 1,7% auf 20,58 EUR aus dem Handel verabschieden. Im TecDAX verloren Bechtle 0,9% auf 24,29 EUR. Der IT-Dienstleister hat im ersten Quartal ein deutliches Gewinnplus verbucht. Unter Abgabedruck standen auch die Solarwerte. DJG/mod/reh Copyright (c) 2010 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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