Alt 17.11.10, 08:06
Standard Die Schweine sind zurück!
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Die Angst geht wieder um. Droht ein Staatsbankrott in Europa?

Der Streit innerhalb der europäischen Union spitzt sich erneut zu. Die deutsche Bundesregierung nutzt die Schwäche der PIIGS-Staaten (Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien) weiter dazu, um die kriselnden PIIGS zur Disziplin zu zwingen. Die Strafe für höhere Defizite bekommen die betroffenen Staaten hierbei von den Finanzmärkten. Der Automatismus funktioniert nach einem simplen Muster: Für die PIIGS wird es immer schwieriger, sich an den Anleihemärkten überhaupt noch zu refinanzieren. Die Spreads zu deutschen Anleihen sind weiter angestiegen. Die Angst vor einem Staatsbankrott in der Eurozone geht wieder um. Wie geht das weiter? Wir haben uns dazu bereits einige Gedanken gemacht und diese in unserem Kurzausblick für 2011 beschrieben. Sie können sich diesen Ausblick 2011 kostenlos unter www.gruener-fisher.de anfordern. Der Situation um die PIIGS-Staaten wird in 2011 eine Schüsselrolle zukommen. Die derzeitige Lage hat bisher keine historische Parallele im Euroraum. Es scheint fast so, als ob die Finanzmärkte bereits eine "Anti-Konvergenz" einpreisen.


Europa ist schwach - Deutschland ist stark - Warum?

Betrachtet man sich den bisherigen Kursverlauf an den europäischen Aktienmärkten so fällt auf, dass der deutsche Aktienindex DAX die restlichen europäischen Märkte klar abgehängt hat. Während viele Anleger in diesen Tagen schon wieder Angst haben, einen Großteil des neuen Bullenmarktes bereits verpasst zu haben, zeigt sich bei genauerer Betrachtung ein ganz anderes Bild der aktuellen Situation. Der Kapitalabzug aus den PIIGS-Staaten fließt einfach nach Deutschland. "Europa ex Deutschland" raus und nach Deutschland rein. Dieser Kapitalströme führen zum beschriebenen Effekt.

Die nüchternen Zahlen in 2010 sprechen eine deutliche Sprache. Der DAX hat in 2010 bisher rund 13 % zulegen können. Der marktbreite Euro-Stoxx-50 - in dem natürlich sogar einige deutsche Schwergewichte enthalten sind - hat dagegen seit Jahresanfang rund 5,3 % abgeben müssen. Diese Differenz von fast 20 Prozentpunkten ist krass und bisher noch nicht dagewesen. Der folgende Chart verdeutlicht die bisherige Entwicklung in 2010 - die große Schere ist nicht zu übersehen!




Eine historische Situation: Der Gleichlauf divergiert

Der langfristige Kursverlauf zeigt auf, dass der bisherige Gleichlauf seit 1987 nicht mehr Bestand hat. Noch nie in der Geschichte haben die Entwicklungen an den europäischen Aktienmärkten so stark divergiert. Die einheitliche und damit wohl auch naive Betrachtung des Euroraums ist einer wesentlich stärkeren - und auch dringend gebotenen - Differenzierung gewichen. Während dies an den europäischen Anleihenmärkten in Form sich deutlich ausweitender Zinsspreads sichtbar geworden ist, hat die Bewegung "Raus aus den PIIGS und rein nach Deutschland" dem DAX deutlichen Rückenwind verliehen. Selbst gegenüber dem französischen CAC40 besitzt der DAX in 2010 eine große Outperformance. In allen bisherigen Crashs und Krisen haben der DAX und Euro-Stoxx-50 sich nahezu parallel entwickelt. Der Chart verdeutlicht die jetzige Divergenz.




Fazit

Die diversen Effekte der "PIIGS-Krise" werden uns noch geraume Zeit beschäftigen. Sehen Sie diese Entwicklung aber nicht als Krise an, sondern als eine Normalisierung der vorherigen Naivität der Marktteilnehmer gegenüber einem angeblich einheitlichen Euroraum. Die wirtschaftliche Entwicklung hat sich seit Einführung der Währungsunion deutlich auseinander bewegt. Jeder Geologe weiß, dass sich tektonische Spannungen über kurz oder lang als Erdbeben entladen. An den Finanzmärkten ist das nicht anders. Machen Sie sich aber nicht so viele Sorgen. Die europäische Schwäche des Jahres 2010 hat viele Qualitätswerte außerhalb Deutschlands - die von der Krise der Staatshaushalte eigentlich gar nicht betroffen sind - stark unter Druck gebracht. Das jetzige Niveau erscheint uns sehr attraktiv - Europa ist zur großen Chance geworden. Eine sorgfältige Auswahl Ihrer Werte ist jedoch oberstes Gebot.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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