Alt 06.06.12, 17:47
Standard XETRA-SCHLUSS/Deutliche Gewinne trotz Enttäuschung durch EZB
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FRANKFURT (Dow Jones) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Mittwoch nach nervösem Geschäft mit kräftigen Gewinnen geschlossen. Im Gefolge der US-Börsen stieg der DAX um 2,1 Prozent auf 6.094 Punkte. Auch die Umsätze zogen an. Gehandelt wurden an DAX-Titeln auf Xetra rund 152,5 (Vortag: 116,1) Millionen Aktien im Wert von rund 3,20 (Vortag: 2) Milliarden Euro.

Nach so starken Gewinnen hatte es zunächst nicht ausgesehen, denn die Sitzung der Europäischen Zentralbank hatte nicht die erhofften Ergebnisse gebracht. Weder gab es eine Zinssenkung noch deutete EZB-Chef Mario Draghi geldpolitische Maßnahmen an. Einige Volkswirte hatten mit einer Leitzinssenkung um gleich 50 Basispunkte gerechnet, andere einen dritten Langfristtender prognostiziert. Immerhin hat sich Draghi aber alle Möglichkeiten offen gehalten und damit die Hoffnungen der Märkte nicht zerstört. "Jeder weiß, dass letztlich neue Maßnahmen kommen müssen. Deswegen sind die, die auf fallende Kurse gesetzt haben, nervös", sagte ein Händler. Nach der Talfahrt im der Vorwoche sei eine Gegenreaktion absehbar gewesen.

Die Eurokrise und die wirtschaftliche Lage spricht jedenfalls für Aktionen der Notenbank. Selbst die deutsche Wirtschaft kann sich dem Abschwung nicht mehr entziehen. Die Industrieproduktion hat im April kräftig nachgegeben. Zum Vormonat betrug der Rückgang 2,2 Prozent und war damit mehr als doppelt so stark als erwartet wurde. Darüber hinaus fiel der Anstieg im März geringer aus als zunächst mitgeteilt worden war.

Nach Handelsschluss steht noch das so genannte Beige Book der Federal Reserve an. Dabei handelt es sich um eine lose Sammlung von Eindrücken zu Beschäftigung, Inflation und Wachstum aus den Distrikten des US-Notenbanksystems. Damit bereiten die Währungshüter um Federal-Reserve-Chairman Ben Bernanke traditionell die nächste geldpolitische Entscheidung vor, die für den 19. und 20. Juni angesetzt ist.

Bei den zweitägigen Beratungen dürfte es vor alle darum gehen, wie die größte Volkswirtschaft der Welt nach dem jüngsten Schwächeanfall wieder angeschoben werden kann. Als eine Möglichkeit gilt die Verlängerung der "Operation Twist", die Ende Juni ausläuft. In deren Rahmen tauscht die US-Notenbank aus ihrem Portfolio Anleihen mit kurzer Laufzeit in Schuldtitel mit langen Laufzeiten. Das Volumen liegt bei 400 Milliarden Dollar. Als Alternative gelten sterilisierte Käufe von Anleihen. Damit ließen sich die Renditen am langen Ende drücken, gleichzeitig würde die entstandene Liquidität etwa durch eine Anhebung der Mindestreserveanforderungen dem System wieder entzogen. Eine abermalige Ausweitung der Bilanz gilt als innerhalb der Federal Reserve nicht durchsetzbar.

Gefragt waren alle Werte, die zuvor unter Druck gekommen waren, also konjunkturzyklische Titel und Bankaktien. So stiegen HeidelbergCement um 4,8 Prozent auf 33,92 Euro und Deutsche Börse um 4,4 Prozent auf 38,18 Euro. Lediglich MAN gaben etwas nach. Ein Händler sah die Verluste aber nur als Reaktion auf die hohen Gewinne am Vortag. "Das war doch ein bisschen übertrieben. Die Aufstockung des Anteils durch VW war keine Überraschung", sagte der Marktteilnehmer. MAN verloren 1,2 Prozent auf 84,00 Euro.

Auch der MDAX zog kräftig an. Dürr lagen hier mit 11,5 Prozent auf 43,96 Euro an der Spitze. Die Aktie erholte sich damit von den jüngsten Abschlägen. Das Ausmaß der Gewinne begründete ein Händler mit Übernahmespekulationen, die bereits seit Ende Mai virulent sind. Auslöser war das Übernahmeangebot von Andritz an Schuler. "Damit sind auch andere Unternehmen aus dem Bereich der Zulieferer und Ausrüster der Autobranche in den Blick gerückt", meinte der Händler.

Neue Nachrichten gab es zu MorphoSys. Der Partner Roche will eine klinische Studie für das potenzielle Alzheimer-Medikament Gantenerumab auf mehr Teilnehmer ausweiten. Zudem löst dies eine Meilensteinzahlung zugunsten von MorphoSys aus. Die Aktie gewann knapp drei Prozent auf 16,95 Euro.

DJG/mif/raz
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