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SPEKULATION +14%
Mit unseren Spekulationen haben wir im abgelaufenen Jahr insbesondere defensive Strategien verfolgt: Eine hohe Cashposition,die dann kurzfristig zur Spekulation auf bspw. eine Einigung oder ein Scheitern im Handelsstreit gesetzt wurde. Die Spekulationen haben das Risiko begrenzt, ohne die Chancen vollständig zu ignorieren. Unsere Edelmetall-Spekulation mit Wheaton Precious Metal lösten wir im März mit +12% auf. Der Schwenk in der Geldpolitik durch Jay Powell hin zur nunmehr doch wieder mehr Liquiditätsflutung verhalf den Edelmetallen zu einem fulminanten Jahr. Mit der Spekulation sind wir viel zu früh ausgestiegen, ich habe die Position jedoch Ende des Jahres erneut eröffnet. Weibo (Januar-Februar +12% und September +16%) und Alibaba (Mai -7% und Juli +3%) waren jeweils Spekulationen auf eine bevorstehende Aufhellung beim Handelsstreit. Doch die Lösung ist inzwischen zu einer Teillösung zusammengestaucht worden, von der die Details bis heute nur spärlich an die Öffentlichkeit dringen. Zu wenig, in meinen Augen, um mit chinesischen Aktien in die Vollen zu gehen. Stattdessen haben wir seit Mitte Dezember Skyworks (+10%), Nvidia (+6%) und American Express (+1%) als Spekulation eröffnet. Ich bin gespannt, wie sich die Teillösung der Phase 1 gestaltet und was im direkten Anschluss für die Phase 2 in Aussicht gestellt wird. Gerade für American Express bin ich guter Dinge: Das Unternehmen strebt einen Marktzugang für China an, ohne an die 49/51-Regel gebunden zu sein. Bislang ist dies lediglich Tesla gelungen. Zum Jahresbeginn erhielt Tesla eine entsprechende Genehmigung für den Bau einer Gigafactory in China, die zu 100% Tesla gehört. Noch vor Jahresende wurden die ersten Teslas ausgeliefert! Nach den USA und China richtet Tesla nun den Blick nach Brandenburg, wo die europäische Gigafactory ebenfalls in Rekordzeit errichtet werden soll. Wir waren im April eine Spekulation in Tesla mit zu engem Stopp Loss eingegangen, die Position wurde binnen zwei Tagen ausgestoppt (-5%). Das ersparte uns zwischenzeitliche Verluste von -33%, allerdings verpassten wir dann auch den Wiedereinstieg und somit die Kursrallye der zweiten Jahreshälfte um über 100%. Na, das war der Preis der Sicherheit. Ende Februar sicherte ich die bis dahin erzielten Buchgewinne mit einem Put-Optionsschein ab, der jedoch schon am nächsten Tag ausgestoppt wurde (-14%). Dreimal waren wir mit Twilio spekulativ unterwegs: Das Unternehmen bietet Telekommunikationssoftware für Unternehmen an, die mit ihren Kunden per SMS, WhatsApp, E-Mail etc. in Kontakt sein möchten. Insbesondere junge, schnell wachsende Unternehmen des Silicon Valley können mit Hilfe von Twilio schnell eine globale Präsenz aufbauen, ohne sich mit den lokalen Gegebenheiten von 150 verschiedenen Ländern auseinanderzusetzen. Twilio gehört zu den Unternehmen mit der höchsten Wachstumsgeschwindigkeit (32%) bei gleichzeitig vertretbarer Verlustmarge (-23%). Ich habe immer dann auf Twilio zurückgegriffen, wenn der Handelsstreit unberechenbar wurde. Damit haben wir uns die Chance bewahrt, im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen eine Aktie zu haben, die davon unbeeindruckt ist. Da die Verhandlungen letztlich erfolgreich waren, haben wir im Mai/Juni 4% Gewinn erzielt, im Oktober -7% Verlust erlitten und im November nochmals -1% Verlust erlitten. Dreimal haben wir auch mit dem weltgrößten Reiseveranstalter TUI spekuliert: Nach der Pleite von Thomas Cook ist absehbar, dass TUI Marktanteile gewinnt. Auf der anderen Seite belasten die fehlenden Boeing 737MAX die Bilanz, da TUI teuer Flieger hinzu mieten muss. Nachdem wir im Sommer zweimal mit mäßigem Erfolg in TUI spekulierten (+5% und -1%), lief die Aktie im Herbst dann endlich los, wir erzielten einen Gewinn von 21%. TUI haben wir auch zum Jahreswechsel wieder als Spekulation im Portfolio, denn meines Erachtens wird sich im Laufe des Jahres 2020 das Problem mit dem 737MAX lösen, vielleicht erhält TUI dann sogar eine Entschädigungszahlung von Boeing. Außerdem läuft alles auf einen geregelten Brexit hinaus, was für TUI ebenfalls wichtig ist. Zweimal haben wir versucht, mit Siltronic auf einen positiven Verlauf der Verhandlungen im Handelsstreit zu setzen ... Doch beide Male stimmte das Timing nicht (Juli +3%, November -6%). Erst nach unserem Verkauf Anfang Dezember hob die Aktie um 20% ab. Ähnlich wie Skyworks ist der Chipsektor besonders stark mit China vernetzt, daher steht und fällt der Aktienkurs von Siltronic mit dem Verlauf der Verhandlungen. Ist es nun zu spät für Siltronic? Das KGV ist mit 14 relativ moderat, die Aktie bietet immerhin eine Dividende von 2,9%. In der Bilanz schlummern 190 Mio. Euro Cash. Das sieht alles ziemlich solide aus. Zuletzt hat Micron-Chef Sanjay Mehrotra das Ende der Probleme im Chip-Sektor ausgerufen und entsprechend erwarten viele Analysten nun einen nachhaltigen Aufschwung: Siltronic wäre dann erst am Anfang der Rallye. Wir haben mit Skyworks nun aber auf ein anderes Pferd in diesem Umfeld gesetzt. Wacker Neuson hat seine Aktionäre in die Irre geführt. Wir haben mit unserer Spekulation zwar 21% Gewinn gemacht, doch das Argument, dass ich für den Kursanstieg herangezogen hatte, löste sich später in Luft aus. Wacker Neuson gab vor, mit seinen kleinen Baumaschinen für fortwährende Instandhaltungsprojekte stets eine gleichbleibende Nachfrage zu sehen und wurde somit als nicht-zyklisch von mir ins Portfolio geholt, um uns gegen eine Konjunkturschwäche abzusichern. Die Aktie stieg auch entsprechend an, doch für meinen Geschmack stieg die Aktie zu schnell und zu stark an, so dass ich die Position schon nach fünf Wochen auflöste. Damit haben wir eine Erholungsrallye im Abwärtstrend erfolgreich genutzt - Glück gehabt. Doch das nicht-zyklische Geschäftsmodell kam in den Quartalszahlen nicht zutage und so schmierte die Aktie im Herbst wieder ab. Damit ist Wacker Neuson nun für mindestens zwei Quartale nicht mehr investiertbar, das Management muss erst einmal wieder Vertrauen herstellen. Splunk ist ein weiteres Silicon Valley Unternehmen, von dem ich begeistert bin: Künstliche Intelligenz nutzbar machen, hat sich dieses Unternehmen auf die Fahne geschrieben. Kein Geheimtipp mehr mit 23 Mrd. USD Marktkapitalisierung, und unglaublich hoch bewertet. 33% Umsatzwachstum bei einer Marge von -15% werden mit einem Kurs/Umsatz-Verhältnis von 9 bewertet. Ich hatte daher die Position mit einem engen Training Stopp Loss versehen, der uns mit einem Gewinn von 5% ausstoppte. Wir haben im spekulativen Portfolio im abgelaufenen Jahr viel Aktivität an den Tag gelegt. Da ich die Spekulationen zur Absicherung bzw. zur Erhöhung der Chancen unseres Gesamtportfolios eingesetzt habe und einen besonderen Schwerpunkt darauf gelegt habe, möglichst nicht erneut von einem Ausverkauf überrascht zu werden, halte ich die Aktionen zum größten Teil für sinnvoll. Natürlich gibt es immer Einzelentscheidungen, die besser hätten sein können. Doch insgesamt haben wir im abgelaufenen Jahr die Schwankungen im DAX kaum mitgemacht und dennoch eine sehr gute Performance erzielt. Nächste Woche werde ich dann meinen Jahresausblick erstellen und analysieren, was wir in unserem Investmentansatz noch verbessern können. WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (02.01.2020) Σ '19 Δ Dow Jones 28.645 24,2% DAX 13.249 25,5% Nikkei 23.657 18,2% Shanghai A 3.185 22,0% Euro/US-Dollar 1,12 -2,2% Euro/Yen 122,23 -3,1% 10-Jahres-US-Anleihe 1,93% -0,80 Umlaufrendite Dt -0,23% -0,33 Feinunze Gold $1.512 18,1% Fass Brent Öl $68,81 31,8% Kupfer 6.210 3,2% Baltic Dry Shipping 1.090 -14,2% Bitcoin 7.292 85,9% DAX, Dow Jones, Nikkei und Shanghai A-Aktienindex nehmen sich nicht viel, auch der Goldpreis und der Ölpreis sind im Rahmen der Neubewertung um 20%-30% angesprungen. Das ist zwar erfreulich, sieht aber vor dem Hintergrund des Chaos-Dezembers 2018 nur wie eine bessere Gegenbewegung aus. Im Jahr 2020 muss sich nun entscheiden, ob die Rallye auf allen/ den meisten Märkten weiterlaufen kann. Der Bitcoin ist um 86% angesprungen: Totgesagte leben länger ;-). Als Basis für viele Kryptowährungen und insbesondere als führende Kryptowährung und einzige Kryptowährung, auf dem bereits eine ganze Reihe von Finanzinstrumenten aufbauen, hat sich der Bitcoin eine Nische im Finanzsystem gesichert. Die Zukunft wird zeigen, ob es eine Nische bleibt, wie es sich die Politik wünscht, oder ob er sich zu einer gleichberechtigten Währungsalternative entwickeln kann. Der Brexit hinterlässt Spuren auch in Europa, der Euro hat gegenüber dem US-Dollar (-2%) sowie dem japanischen Yen (-3%) ein paar Federn gelassen. Der Baltic Dry Verschiffungsindex litt letztlich natürlich schon unter dem Handelsstreit: Streckenweise wurden Lagerkäufe vorgezogen und trieben die Transportkosten in die Höhe. Anschließend wurden die vollen Lager abgebaut, die Transportkosten fielen ins Bodenlose. Von einem Tief bei 600 USD im Februar, nachdem Strafzölle eingeführt waren, schossen die Transportraten bis auf 2.500 USD im September, als immer höhere Zölle eingesetzt und weiter angedroht wurden. Anschließend folgte die "Normalisierung" zurück unter 1.000 USD bis zum Jahresende. Die Jahresveränderung von -14% gibt die Achterbahnfahrt kaum wieder. Das Zinsniveau ist gesunken: In Deutschland wieder ins Negative, in den USA deutlich unter die psychologisch gefährliche Marke von 3%. Die Geldpolitik ist derzeit sehr locker und dürfte uns in den kommenden Monaten nicht in die Quere kommen. <<< Zurück zu Teil 1 | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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