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Ich habe den Eindruck, viele Anleger befinden sich in einer Art Schockstarre. Der DAX läuft seit dem Wahlsieg Donald Trumps seitwärts, jeder Kursverlust ruft sofort Käufer hervor, die jedoch wieder verschwinden, sobald der DAX an die 10.800 Punkte heran läuft.
Auch geopolitisch tut sich nicht viel, außer dass die EU schnell nochmal Sanktionen gegen Russland verabschieden und für die Türkei die Beitrittsverhandlungen aussetzen will, bevor Der Donald ein Treffen der Testosteron-Machos organisiert und anschließend der EU mitteilt, wie ihre Außenpolitik auszusehen hat. In den USA feierte man gestern Thanksgiving, die Börsen blieben geschlossen. Heute ist der verkaufsstärkste Tag im Jahr der USA, Black Friday. Allein heute setzen viele Einzelhändler bis zu einem Drittel ihres gesamten Weihnachtsgeschäfts um. Am Montag folgt dann Cyber Monday, da locken Sonderangebote im Internet. Da also an den Finanzmärkten Flaute herrscht, greife ich mir einfach ein paar Einzelmeldungen heraus: AIXTRON DARF NICHT AN CHINESEN VERKAUFT WERDEN, SAGEN DIE USA ...das haben sie eigentlich schon vor einigen Jahren gesagt: Aixtron ist eines von weltweit drei Unternehmen, das die Herstellung von Lichtwellenleiteroptiken und LEDs beherrscht, die in militärischen Lasern und Infrarotsuchköpfen von Raketen zum Einsatz kommen. Neben Aixtron beherrscht das nur noch Veeco, der Wettbewerber aus den USA, sowie ein japanisches Unternehmen. Damals verkaufte Aixtron eine entsprechende Maschine an ein chinesisches Forschungsinstitut, nachdem der Verkauf einem US-Wettbewerber seitens der USA verboten wurde. Da sollte es nun nicht überraschen, dass die USA von der vorschnell vergebenen Ministererlaubnis für den Verkauf überrascht sind und erneut intervenieren. Nun ist es an den USA, einen gegebenenfalls geplatzten Verkauf anderweitig zu kompensieren. Maschinen für die LED-Herstellung können nur Aixtron und Veeco liefern, Veeco hat in den vergangenen Jahren Aixtron immer mehr Marktanteile abgenommen, Aixtron steht mit dem Rücken zur Wand. Ein Monopol in diesem Bereich kann niemand wollen, nicht einmal Veeco. Alleine jedoch, das hat die Vergangenheit gezeigt, wird Aixtron sich nicht gegen Veeco behaupten können. Ich denke, es liegt nun nicht mehr in der Hand des Aixtron-Managements, hier eine Lösung zu finden. Wir befinden uns wieder einmal auf der politischen Bühne. Und je nachdem, welche Lösung gefunden wird, ich fürchte die Interessen der Aktionäre stehen ziemlich weit hinten auf der Prioritätenliste. Daher der heftige Kursverfall seit der Intervention der USA. GEWINNMITNAHMEN BEI BVB BORUSSIA DORTMUND Das lief doch alles perfekt für den BVB: Am Samstag wurde den Bayern die Lederhose ausgezogen (1:0) und am Dienstag schrieb man Championsleague-Geschichte mit dem torreichsten Spiel der Geschichte (8:4). Der Einzug ins Achtelfinale der Championsleague als Gruppensieger ist damit in Reichweite. Doch nach dem Sieg am Dienstag brach die Aktie ein. Warum? Die Meldungen zur Mannschaft passen nicht zur Aktienentwicklung. Der Kader ist nahezu vollständig gesund, Marco Reus feierte ein fulminantes Comeback nach einem halben Jahr Pause. Auch die Teilnahme am Umsatzbringer Championsleague im kommenden Jahr kann als gut möglich betrachtet werden. Habe ich irgendwas übersehen? Nun, Oddlo Seydler hat die Aktie vom BVB von Kaufen auf neutral zurückgestuft. Der Grund: Die Aktie habe durch den Kursanstieg seit August von 4 auf 5,88 Euro nun kaum noch Potential, der Analyst rät zu Gewinnmitnahmen. Nachvollziehbar: Mit einem KGV 2017e von 17 ist die Aktie nicht mehr billig. Insbesondere die stark schwankende Gewinnentwicklung, je nachdem in welchem Wettbewerb die Mannschaft wie weit kommt, ist nichts für schwache Nerven. Der BVB-Fan, der schon im Stadion reichlich Nerven lässt, möchte zumindest auf seinem Bankkonto keinen zusätzlichen Ärger haben. Dennoch halte ich die Begründung für dünn. Es ist eher eine Spekulationsempfehlung: Wer auf einen schnellen Anstieg zum Bundesligastart spekuliert hat, für den ist jetzt der Zeitpunkt der Gewinnmitnahme gekommen. Der BVB ist auf dem Weg, alles zu erreichen, was geht. Ob der eine oder andere Wettbewerb letztlich gewonnen werden kann, ist mehr als fraglich. Das dürfte sich in den kommenden Monaten herauskristallisieren. Und dann folgt die ungewisse Phase der Transfers, die erfahrungsgemäß große Schwankungen in der Vereinskasse verursachen. Aus spekulativer Sicht ist die Abstufung also okay. Der Zeitpunkt für Gewinnmitnahmen ist gut. Wer jedoch langfristig in der Aktie investiert ist, der könnte diesen Rückschlag zum Nachkaufen nutzen. Die Bilanz ist solide, der Kader fit und das Management konservativ. Was will man mehr. INFINEON LÄUFT WIE ELEKTRISIERT Die Nachfrage der Automobilindustrie nach Chips ist größer denn je. Infineon, einer der größten Chip-Zulieferer für die Automobilbranche weltweit, profitiert von der anziehenden Nachfrage. 10% Umsatzwachstum bei einer ansteigenden Gewinnmarge von 15,2 auf 16% können sich sehen lassen. Insbesondere das autonome Fahren und die dafür benötigten Chips lassen CEO Reinhard Ploss zuversichtlich die Gewinnprognose anheben. Mit einem KGV 2017e von 19 ist Infineon bereits fair bewertet. In der Bilanz schlummern reichlich Barreserven (fast 1 Mrd. per Ende 2019). Da die Digitalisierung des Autos ein, wenn nicht DER Megatrend der kommenden Jahre ist, würde es mich nicht wundern, wenn Infineon irgendwann auch einmal als Übernahmekandidat gehandelt wird. Große Chiphersteller beispielsweise, die bislang noch keinen Fuß in der Tür der Automobilkonzerne haben, könnten Infineon als Türöffner gut gebrauchen. Wir spekulieren nicht auf Übernahmen und allein aus der Geschäftsentwicklung ergibt sich derzeit kein besonders großes Kurspotential mehr. WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES 24.11.16 Woche Δ Dow Jones 19.083 0,9% DAX 10.689 0,0% Nikkei 18.381 2,3% Shanghai A 3.394 1,1% Euro/US-Dollar 1,06 0,0% Euro/Yen 119,70 2,1% 10-Jahres-US-Anleihe 2,36% 0,08 Umlaufrendite Dt 0,04% -0,05 Feinunze Gold $1.187 -1,8% Fass Brent Öl $49,02 5,1% Kupfer 5.834 7,1% Baltic Dry Shipping 1.201 -2,4% Der DAX hat sich diese Woche nicht verändert, während der Dow Jones weiter leicht (+0,9%) und der Nikkei kräftig (+2,3%) ansteigen kann. Da Japan und Deutschland ähnliche Voraussetzungen haben, führe ich die gute Performance des Nikkei auf die weiterhin extrem lockere Geldpolitik der Bank of Japan zurück. Die EZB steht immer stärker unter Zugzwang, insbesondere da seitens der Regierungen im derzeitigen Austeritätsumfeld keine Schützenhilfe zu erwarten ist. Wir werden am 8. Dezember von Supermario erfahren, ob das Anleihenkaufprogramm mit einem monatlichen Volumen von 80 Mrd. Euro nach dem März 2017 noch fortgeführt wird. Entsprechend bleibt die Rendite in Deutschland noch sehr niedrig (0,04%), in den USA ist aufgrund der Trump-Ankündigung eines Infrastrukturprogramms das Zinsniveau bereits angesprungen (2,36%). Bis zu einer Billionen USD will Trump investieren, die Summe muss irgendwie finanziert werden. Der US-Dollar ist stark, Anleger wollen an dem von Trump angekündigten wirtschaftlichen Aufschwung partizipieren und transferieren ihr Geld in die USA. Vor dem Hintergrund des anziehenden US-Dollar ist der Preis für die Unze Gold rückläufig (-1,8%)) | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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