Alt 07.05.11, 17:17
Standard So tickt die Börse: Bin Laden, Silberpreishausse, Ölpreishausse, Niedrigzinsphase
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ENDE DER SILBERPREISSPEKULATION.

Glauben Sie noch an eine Preisbildung über die Börse, die realwirtschaftliche Verhältnisse widerspiegelt? Ich nicht. Ich werde Ihnen zeigen, dass die Kurskapriolen dieser Woche durch Spekulanten verursacht wurden, durch High-Frequency-Trading und Daytrading, die nach Beteuerung des Bankensektors doch die notwendige Liquidität zu Verfügung stellen, um heftige Kursschwankungen zu vermeiden. Es wird Zeit, dass dieser Bereich des Marktes neu reguliert wird.

Am Montag erhöhte die US-Rohstoffbörse COMEX die Hinterlegungspflicht für einen Silberkontrakt (=5.000 Unzen Silber) von 11.745 USD auf 12.825 USD und am Mittwoch nochmals auf 14.513 USD. Um also an der COMEX 5.000 Unzen Silber im Wert von 34x5.000= 170.000 USD zu kaufen, müssen Sie nicht einmal ein Zehntel der Summe aufbringen.

Die Hinterlegungspflicht heißt „Margin“, und wenn mehr Margin hinterlegt werden muss, dann rufen die Broker ihre Kunden an und weisen darauf hin. Ein sogenannter Margin-Call. Wer nun noch irgendwo Geld auftreiben kann, der ist aus dem Schneider. Wer nicht, der muss seine „Kontrakte“ verkaufen. Und wenn er es nicht selbst tut, dann macht es der Broker „unlimitiert“.

So kommen am Ende dieses Prozesses eine Flut von unlimitierten Silberkontrakten auf den Markt, die je nach vorliegenden Kaufaufträgen bedient werden. Doch so schnell, wie die Broker nach Ablauf der gesetzten Fristen die unlimitierten Verkaufsaufträge einstellen, so schnell kann sich kaum eine ordentliche Nachfrage bilden und so bricht der Kurs ein.

Stand die Unze Silber vor einer Woche noch bei 50 USD/Oz, so steht der Silberpreis mit 34 USD/Oz heute, also nur fünf Tage später, 32% niedriger.

Der Fehler im System ist wieder einmal das fehlende realwirtschaftliche Interesse der Silberzocker. Futures, also Silberkontrakte, sind dazu gedacht, einen Silberbedarf der Zukunft zu heutigen Preisen abzusichern, um von Preisschwankungen unabhängig zu sein. Wenn jemand also im Herbst 5.000 Unzen Silber benötigt, dann kann er heute für einen relativ geringen Betrag , nämlich die 14.513 USD/Oz plus Kontraktpreis, den aktuellen Silberpreis einbuchen. Steigt das Silber, so kann ihm das nun egal sein. Wird die Hinterlegungspflicht erhöht, so wird er, ohne mit der Wimper zu zucken, ein paar Tausend der im Herbst ohnehin fälligen 170.000 USD mehr hinterlegen.

Zum Segen der Liquidität, und Börsen verdienen je Transaktion, nicht etwa am Erfolg der Marktteilnehmer, wurden Silberfutures von dem realwirtschaftlichen Interesse der Teilnehmer abgekoppelt. Spekulanten verfügen über „moderne Hilfsmittel“ wie ein ausgefeiltes Moneymanagement ihrer Anlagesummen, und zur Gewinnmaximierung wird natürlich mit dem maximal möglichen Betrag gezockt. Wenn jemand also 25.000 USD sein eigenes Vermögen nennt, sein schwer erarbeiteter Spargroschen, dann kauft er sich zwei Silberkontrakte. So ist der Gewinn am größten, wenn der Silberpreis steigt. Und in den vergangenen Monaten hat der Silberpreis nichts anderes getan.

Doch die Erhöhung der erforderlichen Hinterlegungspflicht wirft einen solchen Spekulanten sofort aus der Bahn.

Der Segen der hohen Liquidität, wie es von den Börsen weltweit immer propagiert wird, ist also in meinen Augen eher ein Fluch. Es ist ähnlich den ungedeckten Leerverkäufen, wo ebenfalls der Zockerei ohne einem Interesse an dem zugrunde liegenden Wert Tür und Tor geöffnet wird.

Während ich diese Zeilen schrieb, ist der Silberpreis weiter auf 33,45 USD/Oz gerutscht. Sie können buchstäblich die Schmerzen der Spekulanten fühlen, wenn Sie diesen Kursrutsch beobachten.


DAS ENDE BIN LADENS

Der Tod eines Menschen ist niemals Grund zur Freude, doch die Welt ohne Bin Laden ist eine Bessere. Vehement wird in unzähligen Artikeln behauptet, das Ende Bin Ladens habe keinen Einfluss auf die Börsenentwicklung. Ich sehe das anders.

Die US-Amerikaner sind seit Bush stark unter Beschuss. Als Kriegstreiber werden sie beschimpft, es gibt sogar Vorwürfe, die den Amis unterstellen, die Ursachen für Kriege selber zu initiieren. Da war es in den Augen vieler nicht verwunderlich, dass Bin Laden gar nicht gefasst werden sollte. Ähnliches wird nun schon über Gaddafi behauptet, wo sich ebenfalls ein längerer Konflikt zu entwickeln droht.

Der erfolgreiche Abschluss der Jagd nach Bin Laden ist jedoch ein Zeichen, dass die Amis es ernst meinen. Und so würde ich diese Zielstrebigkeit auch auf Libyen übertragen, Gaddafis Tage sind gezählt.

Sie kennen den Effekt von Goldmedaillen bei der Olympiade oder vom WM-Titeln bei der Fußball-WM: Das Selbstwertgefühl der Bevölkerung steigt, und mit mehr Optimismus wird die Konjunktur nicht selten angekurbelt. Einen ähnlichen Effekt erwarte ich nun für die USA durch das Ende Bin Ladens.

So war dieses Ereignis sicherlich ebenfalls verantwortlich für den Ausverkauf der Rohstoffe in dieser Woche: Wurden Ausverkäufe durch Margin-Erhöhungen früher noch locker von anderen frühzeitig gebremst, indem bereits nach 5-7% Kursrutsch gekauft wurde, so kam diesmal kein Käufer an den Markt. Silber als realer Wert zur Absicherung gegen politische Unfähigkeit hat plötzlich seinen Glanz verloren.

Und ähnlich ist es auch mit dem Ölpreis geschehen.


ENDE DER ÖLPREISSPEKULATION

Um 12% ist der Ölpreis diese Woche eingebrochen. Nachdem die Silberpreiskorrektur seit Montag in vollem Gange ist, hat es ab Mittwoch auch den Ölpreis erwischt. Der heftige Kurssturz ist auch hier einmal mehr Beleg dafür, dass kein realwirtschaftliches Interesse an der Preisbildung beteiligt war, sondern Spekulanten, die ihre Positionen in Windeseile und ohne Rücksicht auf das Preisniveau verkauften.

Ich möchte sie an Saudi Arabien erinnern: Das Land hatte beim Übersteigen des Ölpreises über 100 USD/Fass vor einigen Wochen geprüft, ob die tägliche Fördermenge erhöht werden solle, um die Knappheit, die für den Preisanstieg verantwortlich sein musste, zu bekämpfen. Das Ergebnis der Prüfung: Es besteht keine Knappheit, im Gegenteil: Es gibt zu viel Öl, und in Folge dessen hat Saudi Arabien die Fördermenge gedrosselt. Der Ölpreis, so das Land, stieg unabhängig von den zugrunde liegenden realwirtschaftlichen Entwicklungen.


EZB LÄßT LEITZINS UNVERÄNDERT

...doch werden weitere Leitzinsanhebungen in Aussicht gestellt. In meinen Augen war dies keine Überraschung. Mit der ersten Zinsanhebung vor einem Monat hat die EZB deutlich gemacht, dass wir uns auf eine Phase steigender Leitzinsen einstellen sollen. Die Notenbank der USA hingegen hat kürzlich eine Beibehaltung des niedrigen Zinsniveaus verkündet. Offensichtlich hatten einige Marktteilnehmer nun erwartet, dass die EZB einen Rückzieher macht.

Der Euro ist in Folge der Ankündigung Trichets von 1,49 auf 1,43 eingebrochen. Vielleicht war der Einbruch aber auch deshalb so heftig, weil die USA ein neues Selbstwertgefühl haben...


WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES (06.05.2011)

Dow Jones: 12.584 | -1,4%
DAX: 7.376 | -1,3%
Nikkei: 9.859 | 0,1%
Euro/US-Dollar: 1,450 | -2,3%
Euro/Yen: 116,409 | -3,8%
10-Jahres-US-Anleihe: 3,17% | -0,1
Umlaufrendite Dt: 3,12% | 0,1
Feinunze Gold USD: $1.492,55 | -2,7%
Fass Crude Öl USD: $99,30 | -11,7%
Kupfer in US$/to: 8.790 | -6,2%
Baltic Dry Shipping I: 1.340 | 5,6%


SENTIMENTDATEN

Analysten
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen): Kaufen / Verkaufen
15.04.- 21.04. (225): 55% / 8%
21.04.- 29.04. (296): 56% / 6%
29.04.- 06.05. (516): 56% / 6%

Kaufempfehlungen der Analysten
Siemens, MAN, Allianz

Verkaufempfehlungen der Analysten
Vestas, Commerzbank, Praktiker

Privatanleger
16. KW: 71% Bullen (194 Stimmen)
17. KW: 73% Bullen (221 Stimmen)
18. KW: 67% Bullen (180 Stimmen)

Kaufempfehlungen der Privatanleger
Societe Generale, Deutsche Bank, Commerzbank

Verkaufempfehlungen der Privatanleger
Nur Pennystocks


Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise erstellt: http://www.sharewise.com?heibel


Drei Möglichkeiten gibt es: Handelt es sich um eine kurze Unterbrechung unserer Rallye in der wir Spekulanten aus dem Markt treiben, jedoch nächste Woche schon wieder steigende Kurse haben? Oder handelt es sich um eine heftige Korrektur, die sich über mehrere Wochen hinziehen kann, bevor die guten Unternehmensergebnisse wieder für steigende Kurse sorgen? Oder aber erleben wir gerade eine Trendwende und laufen in einen anhaltenden Bärenmarkt ein, wie 2007 / 2008? Auch damals standen die Rohstoffpreise auf Rekordständen und eine Blase nach der anderen zerplatzte.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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