Alt 27.07.11, 22:03
Standard XETRA-SCHLUSS/Schwach - Unsicheres Umfeld belastet zusehends
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FRANKFURT (Dow Jones) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Mittwoch deutliche Verluste einstecken müssen. Die Nachrichtenlage verunsichert momentan die Investoren, die lieber ihre Aktienbestände verkaufen und erst einmal zuschauen, bis sich die Lage stabilisiert. Zum einen gibt es noch immer keine Einigung in Washington, was die Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA betrifft. Die Ratingagenturen beobachten die politisch motivierten Kämpfe mit Besorgnis. Inzwischen ist nicht mehr auszuschließen, dass die USA die beste Bonitätsstufe verlieren, selbst wenn sich US-Regierung und Opposition noch auf eine Anhebung der Schuldengrenze einigen..

Aber auch die Berichtssaison kann die hohen Erwartungen nicht erfüllen, die die Analysten an sie gestellt haben. Dabei zeichnet sich ab, dass die südeuropäischen Unternehmen unter der haushaltspolitischen Entwicklung ihrer Heimatländer leiden. Anders ist es in der Schweiz, dort leiden die Unternehmen unter der festen Währung. Die deutschen Unternehmen schlagen sich unverändert sehr gut auf dem globalen Absatzmarkt. Sollten allerdings auch die Schwellenländer an Schwung verlieren, wird Deutschland sich nicht einem globalen Trend entziehen können.

Der DAX beendete den Tag mit einem Minus von 1,3% oder 97 Punkten bei 7.252,68 Punkten. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 131,8 (Vortag: 138,2) Mio Aktien im Wert von rund 3,65 (Vortag: 3,02) Mrd EUR.

Die Entwicklung bei den Einzelwerten war zum Teil der laufenden Berichtssaison geschuldet. Den prozentual höchsten Kursverlust im DAX verzeichneten Merck mit einem Minus von 4,8% auf 73,76 EUR. Das Pharma- und Spezialchemie-Unternehmen aus Darmstadt musste wegen Wertberichtigungen die Ziele für das Gesamtjahr senken. "Beim Umsatz wie erwartet, aber schwach beim Gewinn", so lautete das Urteil von Bernstein Research zu den Zweitquartalszahlen.

Daimler beendeten den Handel mit einem Abschlag von 1,5% auf 51,03 EUR, nachdem die Aktien nach Veröffentlichung der Zahlen lange im Plus notiert hatten. Daimler hat im zweiten Quartal beim Gewinn die Konsensschätzung der Analysten übertroffen, beim Umsatz aber verfehlt. "Es zeigt sich, dass BMW und Audi besser laufen und Daimler im oberen Preissegment weiter Marktanteile verliert", meinte ein Analyst. Mit dem aufkommenden Abgabedruck an den Aktienmärkten kamen allerdings die Automobilwerte unter Druck, so gaben Volkswagen vor der Veröffentlichung der Zahlen am Donnerstag um 1,9% auf 144,05 EUR nach, BMW verloren 2,1% auf 70,70 EUR.

SAP stellten mit einem Plus von 1,2% auf 44,01 EUR den Tagesgewinner. Angesichts der guten Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal hatte der Konzern am Vortag kurz vor Börsenschluss seinen Ausblick auf das Gesamtjahr leicht erhöht. Unter Druck standen abermals die Banken- und Versicherungsaktien. Italienische Staatsanleihen hatten ihren Renditeaufschlag gegenüber ihren deutschen Pendants am Berichtstag wieder deutlich ausgeweitet. Commerzbank gaben um 4,1% auf 2,56 EUR nach, Deutsche Bank verloren 1,6% auf 37,88 EUR.

Der Hersteller von Getränke-Abfüllanlagen Krones hat im zweiten Quartal mehr umgesetzt und mehr Aufträge erhalten als erwartet. Enttäuscht habe allerdings die EBIT-Marge von 5,3%, meinte ein Analyst. Zudem sei die weitere Umsatz- und Gewinndynamik der deutschen Maschinenbauunternehmen ungewiss. Die Aktie fiel um 8,5% auf 52,56 EUR.

Der Eisenbahntechnikhersteller Vossloh hat im ersten Halbjahr wie erwartet Umsatz- und Gewinneinbußen erlitten. Die Spekulation über weitere Anteilsaufstockungen durch den Knorr-Bremse-Eigner Heinz Hermann Thiele stützte nach Einschätzung eines Händlers jedoch die Aktie, die um 0,6% auf 89,60 EUR zulegte. Der Stuttgarter Pharmagroßhändler Celesio muss wegen des schwachen Marktumfeldes erneut Wertberichtigungen vornehmen. Die erst kürzlich gesenkte Prognose wurde allerdings bekräftigt. Zudem betonte der Konzern, an seiner Dividendenpolitik festhalten zu wollen. Celesio verloren 1,7% auf 13,86 EUR.

Praktiker hat die Erwartungen auch im zweiten Quartal klar verfehlt. Sonderaufwendungen, Wertberichtigungen und Rückstellungen sowie erhebliche Umsatzrückgänge führten zu einem Nettoverlust von 307,1 Mio EUR. Die Anleger scheinen die Reißleine zu ziehen, nachdem sich die Marktkapitalisierung zuletzt deutlich verringert hat und Händler den Verbleib im MDAX bezweifeln. Die Aktie büßte 16,8% auf 2,40 EUR ein.

DJG/thl/cln

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