Alt 23.02.12, 18:23
Standard XETRA-SCHLUSS/Etwas leichter - Korrektur setzt sich fort
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FRANKFURT (Dow Jones) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag seine Korrektur der Vortage fortgesetzt. Nachdem ein starker ifo-Index die gute Stimmung der deutschen Wirtschaft unterstrichen und damit die Aktienkurse zunächst gestützt hatte, kam es im Handelsverlauf zu Verlusten. Händler nahmen es gelassen: Der Markt sei nach dem DAX-Anstieg seit Jahresbeginn "überkauft". Die Anleger warteten daher auf niedrigere Kurse, ehe sie ihre Aktienpositionen wieder aufstocken würden. Möglicherweise wurden die Kurse aber schon zum Einstieg genutzt, denn mit einem Verlust von 0,5 Prozent oder 34 auf 6.809 Punkte schloss der DAX klar über dem Tagestief von 6.734 Punkten. Die Umsätze zogen dabei an. Gehandelt wurden an DAX-Titeln auf Xetra rund 252,3 (Vortag: 129,1) Millionen Aktien im Wert von rund 3,84 (Vortag: 2,8) Milliarden Euro.

Das Geschäftsklima in der deutschen Wirtschaft ist im Februar stärker gestiegen als erwartet. Der vom ifo-Institut ermittelte Geschäftsklima-Index stieg im Februar auf 109,6 Punkte von 108,3 im Januar. Das ist der höchste Stand seit Juli 2011. Nach Einschätzung von Annalisa Piazza vom Broker Newedge bleibt Deutschland angesichts des guten ifo-Index eine technische Rezession wohl erspart. Eine technische Rezession bedeutet, dass das Bruttoinlandsprodukt zwei Quartale in Folge zurückgeht.

Gegenwind für die Börsen kam vom Ölpreis, der seinen Anstieg fortsetzte. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent stieg zeitweise auf mehr als 124 Dollar, kam dann aber wieder zurück. Grund dafür waren die Spannungen im Nahen Osten, vor allem der Streit um das iranische Atomprogramm.

Das griechische Parlament hat mittlerweile die gesetzliche Grundlage für eine umfangreiche Umschuldung geschaffen. Eine Mehrheit der Abgeordneten beschloss im Eilverfahren, nachträglich eine Klausel für eine Zwangsumschuldung ins Anleihegesetz einzufügen. Bei einer unzureichenden Beteilung an einer Umschuldung können alle Investoren durch eine Gläubigerversammlung zu einem Schuldenerlass gezwungen werden. "Das entspricht den Erwartungen und es ist gut, dass es nun durch ist", merkte ein Händler an.

Für Entspannung sorgten am späteren Nachmittag Daten vom US-Immobilienmarkt. Der FHFA-Hauspreisindex war im Dezember stärker als erwartet gestiegen, was den US-Börsen in positives Terrain half.

Verluste mussten die Aktie der Commerzbank hinnehmen. Die Umtauschaktion zur Stärkung des Kernkapitals kam bei Aktionären nicht gut an. Die Papiere der Commerzbank fielen nach dieser für die Märkte überraschenden Maßnahme um 6,6 Prozent auf 1,93 Euro. Sie waren damit größter DAX-Verlierer. Christoph Bast von der DZ Bank wies darauf hin, dass die Kapitalerhöhung gegen Sacheinlage den Gewinn je Aktie um 10 Prozent verwässere.

Während Investoren bei der Kapitalerhöhung im Dezember noch Bargeld angeboten bekamen, stellt die Commerzbank nun also eigene Aktien zum Tausch zur Verfügung. Die Bank nutzt dazu die Erholung ihres eigenen Aktienkurses, der sich in den vergangenen zwei Monaten fast verdoppelt hat. Zudem musste die Commerzbank 700 Millionen Euro auf griechische Anleihen abschreiben.

Papiere der Deutschen Telekom verloren 3 Prozent auf 8,70 Euro. Die Quartalszahlen der Bonner bezeichnete Analyst Jacques Abramowicz von Silvia Quandt Research als "solide". Eine Herausforderung bleibt das US-Geschäft. Nach dem gescheiterten Verkauf ihrer US-Tochter an AT&T in Übersee will die Telekom nun in die Offensive gehen. Der DAX-Konzern kündigte an, knapp die Hälfte der für das geplatzte Geschäft erhaltenen drei Milliarden US-Dollar in den Ausbau des Mobilfunknetzes der nächsten Generation zu investieren.

Besser entwickelte sich die Aktie der Allianz, die um 0,3 Prozent auf 90,10 Euro zulegte. "Operativ läuft es rund", sagte Heino Ruland von Ruland Research zum jüngsten Geschäftsverlauf des Münchener Versicherers. Thorsten Wenzel von der DZ Bank begrüßte, dass die Allianz auch für 2011 eine stabile Dividende von 4,50 Euro zahlen will.

Verluste erlitten dagegen die Solarwerte. Zusätzlich zu den bereits angekündigten Kappungen soll die Förderung der Solarenergie zusätzlich einmalig am 9. März gesenkt werden, kündigten Wirtschaftsminister Philipp Rösler und Umweltminister Norbert Röttgen auf einer gemeinsamen Pressekonferenz an. Im Einzelfall betrage die Kürzung bis zu 26 Prozent. Wacker Chemie fielen um 6,2 Prozent auf 74,39 Euro, SolarWorld um 7,3 Prozent auf 3,69 Euro.

MTU Aero Engines legten dagegen um 2,3 Prozent auf 56,85 Euro zu. Die unvermindert hohe Nachfrage nach zivilen Flugzeugen und viele Instandhaltungsaufträge hatten Umsatz und Gewinn des Triebwerkherstellers 2011 nach oben schnellen lassen.

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