Alt 25.05.16, 21:26
Standard Deutschland muss „besser sparen“ lernen
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Haben wir ein Mentalitätsproblem?

Deutschland ist unter den entwickelten Industrienationen inmitten der Schlusslichter bei den jeweiligen Aktienquoten. Warum ist das so? Warum sind wir stolz auf die Kraft und Leistung unserer Volkswirtschaft und vertrauen ihr dabei doch nicht „unser Geld“ an? Warum beklagen wir Nullzinsen und ergreifen nicht die langfristigen Chancen der globalen Aktienmärkte?

Aktienmärkte sind kein Zockerparadies!

Was ich in meiner täglichen Arbeit als Vermögensverwalter so alles an kaum zu fassenden Vorurteilen über die Finanzmärkte höre, ist mehr als erstaunlich. Viele Anleger haben eine völlig falsche Vorstellung von Investitionen in den Aktienmarkt. Über Generationen hinweg scheinen deutsche Anleger von einer anerzogenen „Sparbuch-Mentalität“ geprägt. Wenn man in Aktien investieren will, dann oft in vermeintlich „heiße Tipps“ und man geht dabei oft haarsträubende Risiken ein.

Wer Aktien kauft, begibt sich ins „Risiko“, muss Casino-Mentalität zeigen, um mit den „großen Fischen“ am Markt mitspielen zu können. Medien verstärken diese Fehlannahme allein durch ihre Rhetorik. Wenn Warren Buffett seine Apple-Position strategisch ausbaut, dann „setzt“ er auf diese Aktie sein Geld – als ob er wie am Roulette-Tisch einen Stapel Spielchips in die Mitte schiebt. Medien suggerieren, dass man am Aktienmarkt nur Geld einsetzen sollte, das man „sowieso nicht benötigt“. Ein zu erwartender Totalverlust wird damit impliziert.

Unsere Geschichte wird völlig ignoriert!

Besonders kurios: Wir Deutsche haben bereits zwei Währungsreformen erlebt. Unser Geld wurde zwei Mal fast völlig wertlos. Warum lernen wir nichts aus der Geschichte? Warum verkennen wir die Statistik und verhalten uns so ängstlich?

In allen führenden Industrienationen ist das eine Binsenweisheit: Aktien sind ein unverzichtbarer Bestandteil für den langfristigen Vermögensaufbau – im aktuellen Niedrigzinsumfeld mehr denn je. Aktien sind langfristig die renditeträchtigste Anlageklasse. Diese Hackordnung wird sich in den kommenden Jahren mit einer hohen Wahrscheinlichkeit nicht tendenziell umkehren. Im Gegenteil: Die KGV-Schere zwischen Anleihen und Aktien ist groß wie nie! Qualitativ hochwertige Unternehmen verfügen über eine hervorragende Gewinnrendite und belohnen treue Aktionäre zudem mit nachhaltigen Dividendenzahlungen.

Bonitätsmäßig gute Anleihen kämpfen an der Null-Linie um die letzten positiven Renditepünktchen – als Anleger muss man ohnehin schon längere Laufzeiten in Kauf nehmen, um nicht in den negativen Bereich zu rutschen. Sogar vor Gebühren, Inflation und Steuern sind viele Renditen bereits negativ! Eine deutsche Staatsanleihe mit einer fünfjährigen Laufzeit wird aktuell mit Minus 0,35 Prozent verzinst! Festgelder und Sparbücher bringen de facto nichts – Null!

Fazit

Investoren aus dem Ausland schütteln verwundert den Kopf: Auf der einen Seite verfügt Deutschland über eine erstklassige Wirtschaft. Geschaffen durch Fleiß, Unternehmergeist, Technologie und Innovation. Auf der anderen Seite sind Unternehmensbeteiligungen (Aktien!) nicht beliebt. Stattdessen wird das hart Ersparte lieber dazu verwendet, den „verhassten“ Banken Geld zu leihen (Festgeld und Spareinlagen!). Absurd!

Der Anteil ausländischer Investoren an den DAX-Unternehmen wächst stetig. Für sie stellt der Kauf deutscher Aktien eine strategische Beteiligung an der überragenden Wirtschaftskraft der Deutschen dar. Sie sammeln Jahr für Jahr Dividenden ein, während deutsche Anleger bei jeder Mini-Korrektur „im Dreieck springen“ und vergessen, dass sie eigentlich einen Anlagehorizont von 20 Jahren haben. Deutschland muss „besser sparen“ wohl erst noch lernen.

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Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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