Alt 27.08.10, 18:40
Standard XETRA-SCHLUSS/Freundlich - Nach Achterbahnfahrt nahe Tageshoch
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FRANKFURT (Dow Jones) - Nach einem sehr schwankungsfreudigen Handelsverlauf hat der deutsche Aktienmarkt den Tag nahe dem Tageshoch beendet. "Das ist momentan nichts für schwache Nerven", so ein Händler. Die erste Hälfte des Tages habe sich der Markt kaum bewegt, um dann am Nachmittag eine heftige Berg und Talfahrt hinzulegen. "Es ist förmlich zu spüren, wie nervös momentan die Anleger sind", erklärt er das Geschehen. Der DAX hat den Tag mit einem Plus von 0,7% oder 39 Punkten bei 5.951 beendet. Im Tagestief notierte der Index mit 5.845 Punkten deutlich darunter.

Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 114,5 (Vortag: 91,8 ) Mio Aktien im Wert von rund 2,53 (Vortag: 2,30) Mrd EUR. Charttechnisch hat sich der DAX wieder an seine 200-Tages-Durchschnittslinie bei 5.956 Punkten von unten herangerobbt. "Diese Marke sollte er zum Wochenstart schleunigst herausnehmen", so ein Freund der technischen Analyse. Ansonsten könnte die Fahrt in Richtung Süden doch noch fortgesetzt werden.

Der Nachmittag verlief am deutschen Aktienmarkt sehr volatil. Zunächst verhalf ein oberhalb der Markterwartung ausgefallenes US-Wachstum zu einem kleinen Kursplus. Die US-Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal nach revidierten Angaben um 1,6% und damit etwas stärker als Volkswirte erwartet hatten. Die Konsensschätzung lag nämlich nur bei plus 1,3%, nachdem vorläufig ein Anstieg um 2,4% gemeldet worden war. Insbesondere die Außenhandels- und Lagerbestandszahlen waren ursprünglich zu hoch angesetzt worden. Das Konsumwachstum wurde indessen von 1,6 % auf 2,0% nach oben revidiert. Nach Einschätzung der Helaba ist vor allem die Aufwärtskorrektur des Konsums positiv zu werten. Ein verringerter Lageraufbau sei für die kommenden Quartale zudem als unterstützend anzusehen, da geringe Lagerbestände eine zyklische Aufwärtsbewegung in der Zukunft begünstigen könnten.

Doch dann brachen die Kurse auf breiter Front ein. Während ein Marktteilnehmer den düsteren Ausblick des Ökonomen Roubini als belastend einstufte, nannte ein anderer Händler die Umsatzwarnung von Intel als Ursache. Der größte Chiphersteller der Welt hatte von einer abschwächenden Nachfrage berichtet.

Die mit Spannung erwartete Rede von Fed-Präsident Ben Bernanke wurde schnell als Non-Event eingestuft. Die US-Notenbank ist nach Aussage von Chairman Bernanke bereit, falls erforderlich zusätzliche unkonventionelle Maßnahmen zur Stützung der Konjunkturerholung zu ergreifen. Bernanke schränkte beim 34. Economic Policy Symposium der Federal Reserve Bank of Kansas City in Jackson Hole jedoch ein, das geldpolitische Gremium der Fed habe sich bisher noch nicht darauf geeinigt, was derartige Maßnahmen auslösen würde. Beobachter hatten angesichts der zuletzt schwachen US-Konjunkturdaten spekuliert, Bernanke könne weitere Wertpapierkäufe der Fed ankündigen. In Folge konnten die Aktienmärkte ihre Verluste wieder aufholen, der Euro kletterte gegenüber dem Greenback auf Tageshoch.

Die Liste der Gewinner im DAX führte Metro mit einem Plus von 2,8% auf 40,46 EUR an. Aber auch dividendenstarke Titel wurden gesucht, so kletterte die Deutsche Telekom um deutliche 2,3% auf 10,41 EUR. E.ON, die in dieser Woche durch die wechselnde Nachrichtenlage um die Brennelementesteuer getrieben wurden, kletterten um 1,2% auf 22,33 EUR.

Unter Druck standen Commerzbank mit einem Minus von 2,0% auf 6,27 EUR. Laut "Handelsblatt" plant die Bank eine Kapitalerhöhung über mindestens 5 Mrd EUR. "Der genannte Betrag ist brutal hoch im Vergleich zur Marktkapitalisierung von 7,6 Mrd EUR", sagte ein Händler. Die Politik erhöhe den Druck auf die Bank, die Staatshilfen zurückzuzahlen, kommentiert die LBBW den "Handelsblatt"-Bericht. Allerdings werde das Institut in diesem Jahr wohl keinen Gewinn erwirtschaften, den es zur Rückzahlung der Staatsbeteiligung von 16,4 Mrd EUR verwenden könnte. Es werde viele Jahre dauern, bis diese Summe verdient sei. Zudem müsse die Commerzbank 9% Zinsen auf die Beteiligung zahlen, was ihre Möglichkeiten zusätzlich einschränke. Da die Bank auf lange Sicht keine Dividende zahle, dürfte die Aktie unter Druck bleiben. Ohne einen höheren Aktienkurs sei eine ausreichende Kapitalerhöhung aber nicht möglich. Derzeit sei kein Ausweg aus diesem Teufelskreis in Sicht, so die LBBW.

"Wenn Intel von einer abschwächenden Nachfrage berichtet, kommen Infineon natürlich unter Druck", kommentierte ein Händler das Geschehen am Nachmittag. Der größte Chiphersteller der Welt hatte seine Umsatzprognose wegen der schwachen Nachfrage der Privatkunden nach Computern in den Industrieländern leicht nach unten angepasst. Infineon schlossen mit einem Minus von 1% bei 4,61 EUR, hatten im Tagestief aber bei 4,39 EUR gehandelt.

EADS aus dem MDAX verloren 3,0% auf 17,43 EUR. Wie das französische Wirtschaftsblatt "Les Echos" berichtete, will Airbus die Produktionsziele für den A-350 deutlich zurücknehmen. "Solange Airbus nicht eindeutig kommunizieren kann, dass das mit irgendwelchen Optimierungen oder Umbestellungen auf andere Maschinen zu tun hat, wird der Markt das als Zeichen schlechter Nachfrage werten", so ein Händler.

DJG/thl/cln

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