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Dämliche Milliardäre...
Börsianer sind recht einfach gestrickt. Kurioserweise können sich aber die meisten Anleger an einfache und dabei sogar funktionierende Regeln nicht so recht gewöhnen. Vor allem Banken und Analysten stellen ihre Studien und mathematischen Modelle gerne als eine regelrecht mystische und hoch komplexe Vorgehensweise dar. Man sieht dabei oft den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Selbstüberschätzung weit verbreitet In meinem Buch "Die 8 größten Fallen für Geldanleger" habe ich der Falle Nummer 8 "Sie überschätzen Ihre Investmentkenntnisse und -fähigkeiten" ein eigenes Kapitel gewidmet. ( http://www.gruener-fisher.de/Media-...uecher.502.html ) Vor allem an den Finanzmärkten und besonders unter Männern ist diese Verhaltensweise weit verbreitet. Sie sollten sich immer fragen, welchen Wissensvorsprung Sie gegenüber professionellen Marktteilnehmern haben bzw. wie Sie die aktuellen Nachrichten und Faktoren besser als andere Investoren aus- und bewerten können. Im Buch habe ich geschrieben: "Eine besondere Schwäche von Anlegern ist die angeborene Neigung zu übermäßigem Selbstvertrauen. Wir errichten einen natürlichen Schutzwall, der es uns ermöglicht, unsere Fehler der Vergangenheit zu vergessen. Gleichzeitig neigen wir dazu, unseren Blick auf die erfolgreichen Investitionen zu lenken, wodurch wir uns nur allzu leicht überschätzen (die Amerikaner nennen das „overconfidence“) und mit falschem Selbstbewusstsein schließlich übermäßige Risiken eingehen. Und das ist auch verstärkt ein deutsches Phänomen. Ihre eigenen Fähigkeiten überschätzen vor allem Männer. Wenn ich Kundengespräche führe, sagt niemand „Herr Grüner, Sie können das besser. Sie haben die bessere technische Ausstattung, Sie arbeiten mit dem Investment-Guru Ken Fisher zusammen und haben viel Erfahrung“ oder Ähnliches. Stattdessen sagen viele eher: „Wenn ich nur mehr Zeit hätte …Sie haben ja viel mehr Zeit, sich damit zu beschäftigen.“ Dass man für Vermögensverwaltung zumindest auch ein wenig Talent und Kompetenz braucht, nehmen viele Anleger überhaupt nicht wahr. Die Selbstüberschätzung bei Geldanlagen und an der Börse ist ähnlich wie beim Autofahren: 90 Prozent der Männer sagen, sie wären überdurchschnittlich gute Autofahrer, obwohl es rein mathematisch nicht möglich ist. Laut einer Studie des Branchenverbands Bitkom sind Männer grundsätzlich sturer als Frauen. Wenn Männer Probleme bei der Installation technischer Gerätschaften zu Hause haben, zieht nur jeder Zehnte einen Experten zurate. Jede fünfte Frau sei dagegen bereit, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen." Sie können das gesamte Kapitel hier als PDF-Dokument nachlesen: http://www.gruener-fisher.de/imgcm/...se-8-Fallen.pdf Ganz simpel ausgedrückt: Umso größer die Krise desto größer die Erholung! Ein schönes Beispiel habe ich Ihnen in der Folge mitgebracht. Sie erinnern sich sicher noch an unseren Vergleich des typischen Musters des Ablaufes von Bärenmärkten und der sich anschließenden Erholung. Das ist sicher sehr simpel - aber auch sehr zutreffend! Dieses Muster ist vor allem deshalb so signifikant, da sich das in den jeweiligen Krisen kaum jemand vorstellen kann. Noch bedeutsamer ist dieses Muster, wenn über unsere historisch leicht nachzuprüfenden Aussagen sogar Witze gemacht werden. Im Winter 2009 hat mir ein Kunde einen Auszug aus einem Börsenbrief übermittelt, der sich sehr oberflächlich mit meinem Partner Ken Fisher auseinander gesetzt hat. Darin hieß es wie folgt: Milliardäre und angesehene Wirtschaftsfachleute sind nicht automatisch mit überdurchschnittlicher Börsenintelligenz gesegnet. Den Beweis trat in dieser Woche der Vermögensverwalter Ken Fisher an. Fisher, der in den USA mehrere Milliarden US-Dollar an Kundengeldern verwaltet, sieht einen riesigen Bullenmarkt auf uns zukommen. Der Grund: Weil die Kurse während der jüngsten Baisse so tief gefallen waren, müssten sie nun umso höher steigen. Mit Verlaub: Eine dämlichere Begründung für einen angeblich bevorstehenden Bullenmarkt habe ich wirklich selten gelesen. Ok. Aha. Ob jetzt Ken Fisher´s Begründung dämlich war oder auch nicht, lasse ich einmal dahin gestellt. Schauen wir uns einfach die simple Statistik an. Viele Investoren sehen die Krise der Jahre 2007 bis 2009 als die zweitschlimmste Krise nach der großen Depression 1929 bis 1932 an. Das mag ja auch durchaus richtig sein. Aber vergleichen Sie doch ganz einfach - siehe Statistik - die jeweilige Börsenentwicklung nach diesen großen Krisen: Wir haben jeweils die ersten und die zweiten 12 Monate der Entwicklung des amerikanischen Leitindex S&P 500 nach dem Tiefpunkt einer Börsenkrise für Sie aufgelistet. Sie erkennen auf den ersten Blick dieses verblüffend einfache Muster: "Je tiefer die Krise, desto größer die Erholung". Der größten Krise 1929 bis 1932 folgte auch in den kommenden zwölf Monaten die größte Erholung. Und der zweitgrößten Krise 2007 bis 2009 folgte vom März 2009 bis März 2010 mit einem Zuwachs von rund 71 % der zweitgrößte Anstieg aller Zeiten. Für eine als "dämlich" bezeichnete Argumentation kein schlechtes Ergebnis. Immer wieder hört man dabei nahe am Tiefpunkt den Spruch "Diesmal ist alles anders". Dass dies aber die teuersten vier Wörter an der Börse sind, sollten Sie sich verinnerlichen. Die Kursentwicklung an den Märkten ist das Ergebnis der Entscheidungen vieler einzelner Menschen. Da deren Vorgehensweise meist stark emotional geprägt ist, entstehen immer wieder diese verblüffend ähnlichen Kursmuster. Fazit Immer wieder werden an markanten Marktphasen Witzchen über sehr reiche Investoren gemacht und deren angebliche Fehler belächelt. Dass deren Erfolg immer einem bestimmten Denkmuster entspringt, ist für viele Investoren nicht nachvollziehbar. Immer dann, wenn Sie von den angeblich so "dämlichen Milliardären" lesen, sollten Sie vorsichtig sein bzw. werden. Dämlich und gleichzeitig Milliardär zu sein ist eine kaum anzutreffende Konstellation. In dieser Woche hat das US-Magazin Forbes übrigens seine neue "Forbes 400 Liste" der reichsten Amerikaner veröffentlicht. Ken Fisher ist dabei von Platz 289 auf Platz 252 gestiegen ( http://www.forbes.com/profile/ken-fisher ). Forbes hat im Mai diesen Jahres sogar ein eigens aufgelegtes Buch mit dem Titel "The Making of a Market Guru: Forbes Presents 25 Years of Ken Fisher" veröffentlicht, in dem die unglaublich treffsicheren Market Calls von Ken Fisher in den letzten 25 Jahren aufgelistet wurden. Ganz so dämlich scheint er offensichtlich nicht zu sein. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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