Alt 23.07.12, 13:42
Standard Ausverkauf an Madrider Börse setzt sich fort
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FRANKFURT--Die Sturmwolken über Europas Börsen ziehen sich immer dichter zusammen. Im Handel wird befürchtet, dass auf den "Schwarzen Freitag" ein "Schwarzer Montag" folgen könnte. Dabei richten sich alle Blicke nach Spanien. Wegen der sich verschlechternden Finanzlage des Landes setzt sich der Ausverkauf an der Madrider Börse zu Wochenbeginn fort. Der IBEX fällt bis zum Mittag auf ein neues Zehnjahrestief und verliert 5,2 Prozent. Der Euro-Stoxx-50 gibt 2,5 Prozent nach, für den den DAX geht es 1,8 Prozent nach unten.

Am Freitag brach der spanische Leitindex bereits um fast 6 Prozent ein. Das von den EU-Finanzministern verabschiedete 100 Milliarden Euro Rettungspaket für den spanischen Bankensektor hat Anleger nicht überzeugt. Denn zunehmend geraten auch die einzelnen spanischen Regionen in finanzielle Schieflagen. Valencia und jetzt wohl auch Murcia haben bereits Hilfe in Madrid beantragt, andere Regionen könnten bald folgen.

Immer mehr Beobachter befürchten, dass das Land um eine vollständige Rettung wie in Portugal und Irland nicht herumkommen wird. "Sollte der Abverkauf am spanischen Anleihemarkt weiter anhalten, wird das Land den Zugang an den Kapitalmarkt verlieren", sagt Christian Schulz, Volkswirt bei der Berenberg Bank. Die Rendite spanischer Benchmarkanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren steigt um 21 Basispunkte auf 7,40 Prozent.

Spanische Anleihen bald nur noch Schrott?

Mit einer weiteren Herunterstufung des Ratings könnte Spanien den Investment-Status verlieren. Für Spanien hat Moody's das Rating jüngst auf "Baa3" gesenkt und damit notiert es nur noch eine Stufe über Ramschniveau. "Sollten die spanischen Anleihen mit Ramschniveau eingestuft werden, werden weitere Investoren gezwungen, ihre spanischen Anleihen zu verkaufen", erwartet Schulz. Erschwert wird die Lage dadurch, dass Madrid inzwischen davon ausgeht, dass die spanische Wirtschaft auch im kommenden Jahr schrumpfen wird.

Die Regierung erwartet einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,5 Prozent. Das könnte sich als nicht ausreichend erweisen. Die Société Generale hält die Annahmen für zu optimistisch und erwartet im kommenden Jahr sogar ein Minus bei der Wirtschaftsleistung von zwei Prozent. Damit dürfte der Druck an den Anleihemärkten anhalten. Der Renditeabstand spanischer Staatstitel zu Bundesanleihen steigt am Morgen auf einen neuen Rekordwert von fast 650 Basispunkten.

Zu den Hauptverlierern an der Madrider Börsen gehören Bau- und Bankenaktien. Nach dem Platzen der Immobilienblase und einem am Boden liegenden Wohnungsmarkt leiden beide Branche unter den Spätfolgen. Die Sacyr- und Acciona-Aktie brechen um jeweils 7 Prozent ein. ACS-Titel verlieren 5,2 Prozent. Unter den Bankenwerten geben Banco Populare 6,4 Prozent nach und Banco Sabadell 4,8 Prozent.

Dass die Nachrichtenlage aus Spanien belastend auf den Euro wirkt, ist selbstredend. Die Gemeinschaftswährung notiert knapp über 1,21 auf einem Zweijahrestief zum Dollar. Zum Yen wird der Euro sogar auf einem Zwölfjahrestief gehandelt. "Es sieht also alles andere als rosig aus für den Euro", fasst Thu Lan Nguyen von der Commerzbank die Lage zusammen.

IWF hat von Griechenland die Nase voll

Aber nicht nur Spanien bereitet den Anlegern Kopfzerbrechen. In der Politik wird der Austritt Griechenlands aus der Eurozone verbal immer deutlicher vorbereitet. "Für mich hat ein Austritt Griechenlands längst seinen Schrecken verloren", sagte Wirtschaftsminister Philipp Rösler am Sonntag in einem ARD-Interview.

Laut einem Bericht des Spiegels haben hochrangige Vertreter des Internationalen Währungsfonds Brüssel mitgeteilt, dass der IWF nicht mehr bereit sei, weitere Gelder für die Griechenlandhilfe zur Verfügung zu stellen. Es wird bezweifelt, dass das Land die vereinbarten Ziele erreichen wird. Die Troika, bestehend aus EU, EZB und IWF, wird am Dienstag in Athen erwartet.

Die laufende Berichtssaison in den USA und zunehmend auch in Europa tritt angesichts des negativen Nachrichtenumfelds in den Hintergrund. In einem Aktien-Meer aus roten Zahlen sticht das Philips-Papier mit Plus von 6,8 Prozent heraus. Händler attestieren dem Konzern überraschend gute Quartalszahlen. "Wie schon im ersten Quartal liegt der Umsatz recht deutlich über den Erwartungen", sagt ein Händler. Die Sparten Healthcare und Lighting haben sich gut entwickelt.

Mit Abschlägen von 0,8 Prozent hält sich die Fresenius-Aktie vergleichsweise gut. Der Gesundheitskonzern hat in den USA erneut zugekauft. Die Bad Homburger kaufen den US-Anbieter von Transfusionstechnologie Fenwal Holdings und steigen damit zum Weltmarktführer in diesem Geschäftsfeld auf.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@dowjones.com
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July 23, 2012 06:56 ET (10:56 GMT)

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