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Als der DAX bei 11.800 Punkten stand, hatte ich die Wahrscheinlichkeit für eine Rallye in Richtung 12.800 für größer bezeichnet als ein weiteres Abrutschen. Innerhalb von acht Wochen ist der DAX nun um 11% auf 13.100 Punkte geschossen: Zu schnell, zu weit in meinen Augen. Damit stelle ich nicht die weitere Richtung im DAX in Frage, sondern denke lediglich, dass eine Verschnaufpause, vielleicht sogar Konsolidierung nun fällig ist.
Erinnern Sie sich an die Nachrichtenlage vor acht Wochen? Ein Krieg in Korea schien unvermeidbar, China und die USA haben ihre gegenseitigen Zölle in schneller Folge nach oben geschraubt, zudem wird ZTE seitens der USA die Grundlage für Geschäfte in den USA entzogen, China wiederum verweigert die Zustimmung für eine Übernahme von NXP durch Qualcomm. Auch Europa sowie Kanada, Mexiko und Südamerika drohen im Handelskrieg unter die Räder zu geraten. Und auf der Konjunkturseite sorgten zurückhaltende Prognosen für schwache konjunkturelle Frühindikatoren, was mit dem Vorlauf einer Rezession in Zusammenhang gebracht wurde. Das Zinsniveau schickte sich an, die wichtige Hürde von 3% zu überspringen. Seither ist folgendes passiert: Nordkorea und Südkorea sprechen über eine Wiedervereinigung, Nordkorea hat mit dem Rückbau des Atomprogramms begonnen, Kim Jong Un hat einen Termin nicht nur in Südkorea, sondern auch bei Donald Trump in Washington. Die von den USA angekündigten Zölle werden für Europa befristet ausgesetzt, am ersten Mai wird die befristete Aussetzung bis Ende Mai verlängert. Trump bezeichnet Chinas Präsident Xi mehrfach als intelligenten Freund, mit dem eine Lösung gefunden werde. Für ZTE werde man kurzfristig eine Lösung finden, da sonst zu viele chinesische Arbeitsplätze verloren gingen, sagte Trump vor vier Tagen. Und seitens China wurden zeitgleich die Untersuchungen über die Zulassung der Übernahme von NXP durch Qualcomm wieder eröffnet. In Europa stabilisieren sich die Konjunkturdaten, in den USA entwickelt sich die Arbeitslosenquote vorteilhaft. Die 10 Jahre laufende US-Staatsanleihe blieb wider Erwarten unter der 3%-Hürde. Trump hat das Iran-Abkommen aufgekündigt und steht damit derzeit weltweit isoliert da, wenn man mal von seinen arabischen Freunden absieht. Nachdem also im Februar einige Hiobsbotschaften für Turbulenzen an den Finanzmärkten sorgten, entwickelte sich die Nachrichtenlage seither eher positiv. Insbesondere die greifbare Wiedervereinigung Koreas hat bei vielen Anlegern für Vertrauen in die unkonventionelle Politik Trumps erzeugt. Diese Woche ist nun folgendes passiert: Die USA und Nordkorea haben eine militärische Übung abgehalten, die einmal mehr Nordkorea erzürnt. Kim Jong Un hat seine Termine in Südkorea und in den USA abgesagt. Trump ist wieder in Drohgebärden zurückgefallen. Irgendwie, fragen Sie mich nicht wie, werden nun Autozölle Europas mit dem Atomabkommen mit dem Iran in Verbindung gebracht: Als ob das Atomabkommen mit dem Iran gerettet würde, wenn Europa Zölle senkt. Aber das ist wohl das Niveau, auf dem derzeit verhandelt wird oder besser gesagt, das ist, was Trump unter Reziprozität versteht. Das macht die Sache aber nicht einfacher. Mit China hat sich die Gangart vor den Verhandlungen an diesem Wochenende ebenfalls verschärft: Trump negiert Medienberichte, denen zufolge bereits Erleichterungen für ZTE umgesetzt worden seien. Er betont, dass alles offen sei vor diesem Wochenende. China negiert Berichte, denen zufolge sie das Handelsdefizit zwischen den USA und China um 200 Mrd. USD senken wollen. Gleichzeitig verkündet Qualcomm ein gigantisches Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 10 Mrd. USD. Anleger folgern daraus, dass man die Genehmigung der Übernahme von NXP durch China im Hause Qualcomm nun als unwahrscheinlich einschätze, sonst würde man die 10 Mrd. USD ja für die Übernahme benötigen. Parallel laufen auch die Verhandlungen für eine Überarbeitung des Nordamerikanischen Handelsabkommens NAFTA, doch diese Woche haben sowohl Mexiko als auch die USA verlauten lassen, dass die Verhandlungspositionen viel zu weit auseinander lägen, als dass man in absehbarer Zeit einen Kompromiss finden könne. Ich bin auf die NAFTA-Verhandlungen bislang noch nicht näher eingegangen, doch soviel möchte ich kurz anmerken: BMW und Daimler haben neue Produktionen in Mexiko hochgezogen, deren Autos ab diesem Jahr in die USA geliefert werden sollen. Spätestens 2019 soll die Produktion auf vollen Touren laufen. Diese Woche ist der Zins der 10 Jahre laufenden US-Staatsanleihe nun doch über 3% gesprungen, das befürchtete Finanzmarktchaos blieb jedoch aus. Der Ölpreis ist über 70 USD/Fass US-Crude Oil bzw. über 80 USD/Fass Nordsee-Brentoil gesprungen. Der Ausfall des Ölexports des Irans könne kurzfristig lediglich durch Saudi Arabien oder Russland ausgeglichen werden, so berichten Brancheninsider einhellig. Alle anderen Staaten bzw. Unternehmen haben ihre Produktionskapazitäten in den vergangenen Jahren vernachlässigt. In den USA sei die Infrastruktur überlastet, so dass weitere Fracking-Projekte auf ein Nadelöhr stoßen. Und Saudi Arabien hat kein Interesse an einem niedrigen Ölpreis, da bald die staatliche Ölfirma Aramco an die Börse gebracht werden soll. Bleibt Putin, der eine drohende Ölknappheit verhindern könnte. Putin, zur Erinnerung, ist der, der von den USA und von Europa mit immer neuen Sanktionen belegt wird. Putin ist auch der, dessen Nord Stream 2 Gaspipeline nach Europa durch die USA nun offiziell verhindert werden soll. Was denken Sie wird Putin tun, wenn in Europa nun die Energiepreise in die Höhe schnellen? Ich sag's Ihnen: Nichts. Gestern hat nun die EU beschlossen, als Gegenmaßnahme zu den Drohungen Donald Trumps bezüglich der Einhaltung der von den USA vorgegebenen Sanktionen gegenüber dem Iran ein altes Statut zu aktivieren, das europäische Unternehmen verpflichtet, die US-Drohungen zu ignorieren. Wer also das Geschäft mit dem Iran herunterfährt, riskiert eine EU-Strafe. Wer hingegen durch sein Irangeschäft von den USA bestraft wird, dem winken Entschädigungen seitens der EU. Wie ernst dieser Vorstoß ist, hat Angela Merkel bereits kommentiert: Sie könne sich nicht vorstellen, wie etwaige geschäftliche Verluste seitens der EU ausgeglichen werden können. Die Industrie reagiert nicht mit Worten, sondern Taten: der Ölkonzern Total hat den Bau einer Gaspipeline im Iran gestoppt. Sowohl der Schiffsbetreiber Maersk und sein britischer Wettbewerber Torm als auch die Ölbohrfirma Wintershall haben verkündet, ihre Verhandlungen mit dem Iran auf Eis gelegt zu haben. Ich habe den Eindruck, derzeit herrscht eine gnädige Stimmung an den Finanzmärkten vor, mit der man jegliche Probleme weg lächelt und in positive Lösungen vertraut. Als ob man sich nun an das Gepolter des Donald Trump gewöhnt hat und ihm nicht mehr zutraut, seine Drohungen umzusetzen. Ich halte das für gefährlich, denn diese positive Wahrnehmung dürfte kippen, sobald eine der hier aufgezählten Krisen eskaliert. Mit anderen Worten: Eine Mauer zwischen den USA und China, oder zwischen den USA und Europa, oder auch zwischen den USA und Mexiko/Kanada würde die positive Wahrnehmung beenden, ein heftiger Ausverkauf würde folgen. Auf der anderen Seite wäre der Fall der koreanischen Mauer der Beweis für die Optimisten, den sie sich schon lange gewünscht haben. Für weiter steigende Aktienmärkte brauchen wir meiner Ansicht nach nun also den Fall der koreanischen Mauer. Schauen wir einmal auf die Entwicklung der wichtigsten Indizes: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (17.05.2018) Woche Δ Σ '18 Δ Dow Jones 24.714 -0,5% -0,5% DAX 13.115 0,9% 1,5% Nikkei 22.838 0,4% 0,3% Shanghai A 3.304 -0,3% -4,6% Euro/US-Dollar 1,18 -1,1% -1,6% Euro/Yen 130,90 0,2% -3,0% 10-Jahres-US-Anleihe 3,11% 0,14 0,69 Umlaufrendite Dt 0,42% 0,06 0,14 Feinunze Gold $1.290 -2,2% -1,0% Fass Brent Öl $79,21 2,3% 19,0% Kupfer 6.773 -1,4% -5,4% Baltic Dry Shipping 1.305 -11,3% -4,5% Bitcoin 8.082 -4,2% -41,9% Vor dem Hintergrund der negativen Meldungen dieser Woche sind die +0,9% im DAX kaum nachvollziehbar. Verantwortlich dafür sind jedoch eine ganze Reihe positiver Analystenkommentare in Folge der guten Quartalszahlen der Vorwochen. Nun registrieren Analysten also endlich, wie gut es der Wirtschaft geht. Zudem hat der schwache Euro (-1,1%) dem "Exportindikator" DAX geholfen. Der US-Dollar hat sowohl gegenüber dem Euro als auch gegenüber dem japanischen Yen kräftig zugelegt. Entsprechend ist auch der Nikkei mit 0,4% diese Woche deutlich im Plus, während der Dow Jones 0,5% abgeben musste. Die Rendite der 10 Jahre laufenden US-Staatsanleihe ist um 0,14%punkte auf 3,11% gesprungen. Damit ist das Zinsniveau in den USA nun um 2,7% höher als in Deutschland. Sprich: Wer sein Geld festverzinslich anlegen möchte, der erhält in den USA schonmal um 2,7% höhere Zinsen als in Deutschland. Kein Wunder, dass da der US-Dollar zulegt. Der Anstieg des US-Dollar sowie der Anstieg der US-Rendite spiegelt sich in einem rückläufigen Goldpreis, denn Gold ist stets die Alternative zur Währung und kurzfristig ist der US-Dollar attraktiver geworden. Entsprechend ist das -2,2% im Goldpreis wenig verwunderlich. Wir haben unsere Spekulation im Edelmetall-Markt "goldrichtig" abgeschlossen. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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