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Archego sorgte diese Woche für Unruhe an den Finanzmärkten: Die Schweizer Credit Suisse ist um 20% eingebrochen, die japanische Nomura Holding gab ebenfalls über 20% ab. Der Grund: ein großer Hedgefonds meldete Insolvenz an.
Archego ist ein Hedgefonds, der seit einigen Jahren fulminante Erfolge erzielte. Auffällig sind die Kursentwicklungen in Viacom und Discovery, die aufgrund des Streaming-Hypes seit dem Corona-Tief um mehrere 100% angesprungen waren. Aber auch chinesische Papiere wie Tencent Music, Baidu, VipShop und GSX Techedu gehören zu den Aktien, die im Rahmen der Insolvenz unter die Räder gerieten. Der Fonds hatte seine Wetten auf steigende Kurse maximal gehebelt und damit fulminante Erfolge erzielt. Erfolge, die in einer Zeit, in der alle Kurse nach oben liefen, natürlich dadurch auffielen, dass sein Fonds noch besser lief als die meisten Vergleichsindizes. Doch der Preis gehebelter Spekulationen ist eben, dass es kein Netz oder doppelten Boden gibt. Wenn sich die Börse gegen die gehebelten Wetten wendet, müssen Sicherheiten nachgeliefert werden. Sicherheiten, die Archego nicht liefern konnte. Also mussten die Positionen des Fonds liquidiert werden. Liquidiert heißt: Ohne Rücksicht auf Verluste wird alles auf den Markt geschmissen. Das plötzliche Überangebot an Aktien der oben genannten Unternehmen kann vom Markt gar nicht aufgenommen werden, also brechen die Kurse ein. Viacom hat bspw. 55% verloren, Discovery zwischenzeitlich 50%. Die Banken, die mit Archego Geschäfte gemacht haben, müssen hohe Beträge abschreiben. Bei der Credit Suisse könnte der gesamte Jahresgewinn in Rauch aufgegangen sein. Wieder einmal leiden aus US-Sicht "internationale" Banken unter einer Insolvenz, da deren Risiko-Management nicht gut genug war. Die US-Broker haben Montag früh ihre Portfolios entsprechend bereinigt und kommen mit moderaten Verlusten davon. Es ist ein Moment, der mit der LTCM-Pleite aus dem Jahr 1998 verglichen wird: Auch damals ging ein Hedgefonds Pleite. Doch da hören die Gemeinsamkeiten schon auf: Dieses Mal sind nur wenige Broker betroffen. Und Archego wurde von einem Manager geführt, der bereits als Schwarzes Schaf der Branche bekannt war. Bill Hwang sah sich 2012 bereits Vorwürfen des Insiderhandels gegenüber und schloss seinen Fonds. Nur zwei Jahre später musste er seinen nächsten Fonds ebenfalls schließen. Der Grund: Insiderhandel. Danach gründete er Archego und baute gigantische Positionen in den oben genannten Unternehmen auf. Dabei missachtete er die Meldevorschriften, was jedoch bis heute nicht auffiel. Um so größer war nun die Überraschung, als die gigantischen Positionen liquidiert wurden. Neben Nomura und der Credit Suisse zählen Morgan Stanley, Goldman Sachs und natürlich die Deutsche Bank zu seinen Kunden. Einmal mehr fällt auf, dass Kunden, die ordentlich Provisionen liefern, von den Brokern nicht hinterfragt werden. NEUE ALLZEITHOCHS IN SERIE Doch diese Geschichte konnte den Gesamtmarkt nicht belasten: Der DAX stürmt von einem Allzeithoch zum nächsten, die 15.000 Punkte-Marke wurde diese Woche übersprungen und ein Ende der Rallye ist nicht in Sicht. Die Argumente, was für ein Ende der Rallye sorgen könnte, werden sogar immer weniger und Anleger werden immer sicherer in ihren Entscheidungen. Ich bin gespannt, wie lange das noch so weitergeht. US-Präsident Joe Biden hat gestern ein gigantisches Konjunkturpaket vorgeschlagen. Während China wirtschaftlich keine Corona-Probleme mehr hat, werden in den USA die Folgen mit viel Geld zugepflastert. Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt liefern sich ein Kopf an Kopf Rennen und ziehen die globale Wirtschaft mit nach oben. Insbesondere Exportländer profitieren von der wirtschaftlichen Stärke der USA und Chinas. So ist es kein Wunder, dass der DAX trotz Problemen im Impffortschritt in Europa von Allzeithoch zu Allzeithoch stürmt. Schauen wir uns die wichtigsten Indikatoren im Vergleich zum vergangenen Freitag mal an: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (31.03.2021) Woche Δ Σ '21 Δ Dow Jones 32.982 0,7% 8,2% DAX 15.083 2,3% 9,9% Nikkei 29.389 0,7% 7,1% Shanghai A 3.633 1,4% 1,5% Euro/US-Dollar 1,17 -0,4% -4,5% Euro/Yen 129,99 0,5% 2,5% 10-Jahres-US-Anleihe 1,70% 0,04 0,76 Umlaufrendite Dt -0,35% 0,05 0,21 Feinunze Gold $1.719 -0,7% -8,7% Fass Brent Öl $63,87 -1,1% 24,3% Kupfer $8.797 -0,8% 12,2% Baltic Dry Shipping $2.046 -5,8% 49,8% Bitcoin $59.002 10,0% 109,5% | ||
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